Von: ka
Klausen – „Nicht biologische, sondern konventionelle Lebensmittel deklarieren“ – Ein Vortrag von Johann Zaller „Pestizide, die unterschätzte Gefahr“ und folgende Diskussion in Klausen stellt die Gefährdung von Mensch und Umwelt in den Fokus.
Im August diesen Jahres starben in Peru zehn Menschen, nachdem sie insektizidbelastetes Essen zu sich genommen hatten. In Frankreich gilt Parkinson als Berufskrankheit der Landwirte, die aufgrund jahrelangen Kontaktes mit Pestiziden ausgelöst wird. Der Tod von 50 Bienenvölkern in Kärnten geht laut Gerichtsurteil zu Lasten eines Obstbauern, der aufgrund des unsachgemäßen Ausbringens des Insektizides Chlorpyriphos zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. So einige der Informationen, die der Zoologe, Wissenschaftler und Autor Johann Zaller („Unser täglich Gift – Pestizide, die unterschätzte Gefahr“) am 11. Oktober in Klausen einem zahlreich erschienenen Publikum vermittelte. Die von der Umweltschutzgruppe Eisacktal/Hyla und dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz organisierte Veranstaltung gab ausreichend Zeit für eine anschließende Diskussion – moderiert von Journalistin Gudrun Esser – an der sich Bürgerinnen und Bürger sowie konventionell und biologisch wirtschaftende Bauern beteiligten. Wie Mit-Organisator Martin Prader (Umweltschutzgruppe Eisacktal/Hyla) betonte, sei die Veranstaltung keineswegs gegen konventionelle Landwirte gerichtet: „Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir müssen weg von den Pestiziden und zwar so schnell wie möglich!“.
Dem Verbraucher werde vorgegaukelt, Pestizide seien hocherforscht, so Zaller. Ein Beispiel dafür sei der Einsatz eines Fungizids von Bayer Crop Science, das 2014 in Südtirol zu fast 90-prozentigen Ernteausfällen bei Weinbauern führte. Zwei Millionen Euro Entschädigung zahlte daraufhin das Unternehmen, die Empfehlung, das Fungizid vorerst nicht zu benutzen, gilt weiterhin. Die anschließende Diskussion zeigte, dass sich konventionelle wirtschaftende Landwirte in Südtirol an den Pranger gestellt fühlen, wie Konrad Obexer, Obmann des Bauernbundes Bezirk Eisacktal/Wipptal verdeutlichte: „Herr Zaller, Sie wollten die Landwirtschaft nicht geißeln, aber Sie haben es getan“. Es brauche den Konsumenten, der die biologische Landwirtschaft mittrage, so Obexer, der fragte, wofür die Landwirtschaft noch herhalten solle. Eine andere bäuerliche Stimme aus dem Publikum sah den Bauernstand als unter anderem auch von der Pharmaindustrie geknebelt, forderte ein Deklarieren der konventionellen, anstelle der biologischen Produkte und stellte fest, wie einfach eine gemeinsame Zukunft für die Südtiroler Landwirtschaft sein könnte: „Wenn wir alle respektieren, was gesünder ist, würden wir einen großen Schritt weiterkommen“.