Von: mk
Franzensfeste – Das Landesmuseum Festung Franzensfeste präsentierte heute im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse Forschungsprojektes zum “Vallo Alpino Littorio”, einem militärischen Verteidigungssystem aus der Zeit des Faschismus. Architekt Heimo Prünster, der maßgeblich an dem Projekt beteiligt war, präsentierte die Erkenntnisse, die in den vergangenen vier Jahren durch umfangreiche Recherchen und Analysen des gesamten Bunkerbestandes in Südtirol gewonnen wurden.
Im Rahmen des Projektes wurden nicht nur die geplanten und tatsächlich gebauten Bunker erfasst, sondern auch eine eindrucksvolle Visualisierung der Daten in Form einer frei zugänglichen Online-Karte erstellt. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Erforschung der Finanzierung und Funktionsweise des Verteidigungssystems sowie der Rezeption der Bauten durch verschiedene Generationen der Bevölkerung.
Die Forschungsergebnisse werfen ein Licht auf die Entstehungsumstände des „Vallo Alpino“, eines militärischen Verteidigungssystems entlang der italienischen Alpengrenzen aus der Zeit des Faschismus. Sein herausragendes Merkmal war der Bau dieser Verteidigungsanlagen an der Grenze zum Deutschen Reich, was Italien gegen den eigenen Verbündeten aufbrachte und dem “Vallo Alpino” den volkstümlichen Namen „Linea non mi fido“, übersetzt ‚Linie des Misstrauens‘, einbrachte. Rund 25 Proz der Bunkeranlagen blieben unvollendet und 135 verwaiste Baustellen in der Südtiroler Landschaft zeugen noch heute von den Herausforderungen, die sich aus finanziellen Engpässen, ineffizienter Ressourcennutzung, Rohstoffmangel, kriegsbedingtem Arbeitskräftemangel und überdimensionierten Planungen mit unklaren Vorgaben ergaben.
An der Pressekonferenz zur Präsentation der Ergebnisse nahmen Landeskonservatorin Karin Dalla Torre, der Direktor der Festung Franzensfeste Emanuel Valentin und Architekt und Projektleiter Heimo Prünster teil.
In der Projektvorstellung erläuterte Prünster die Grundzüge des Forschungsprojektes, ging auf die Forschungsfragen ein und berichtete über die Forschungsergebnisse. Valentin weist darauf hin: „Forschung ist ein wichtiger Aspekt der musealen Tätigkeit. Wenn wir also heute die Ergebnisse des italienweit ersten Forschungsprojekts zum Vallo Alpino vorstellen, schließen wir eine bedeutende Wissenslücke. Sie tragen maßgeblich zum besseren Verständnis des Museums in der Festung Franzensfeste bei, wo es auch den Schaubunker Nr. 3 und die Dauerausstellung zum Thema Bunker in Südtirol gibt.“
Darüber hinaus betont Dalla Torre: „Bei denkmalpflegerischen Entscheidungen ist es wichtig, sich auf wissenschaftliche Grundlagen stützen zu können, um dann eine gut begründete Auswahl zu treffen. In diesem Sinne muss Kulturarbeit, sei es Forschung oder Vermittlung in Museen, grundsätzlich dem Frieden gewidmet sein. Solche Bauten zu erhalten, bedeutet nicht, den Krieg zu verherrlichen, sondern sie zu erhalten, um den Frieden zu sichern.“
Im Anschluss an die Konferenz führte Heimo Prünster durch die Bunkerausstellung, wo er den Datentisch mit den Visualisierungen der Forschungsergebnisse zeigte, während Festungsmitarbeiterin Esther Erlacher das Konzept der Ausstellung erläuterte.
Die umfangreiche Datenvisualisierung des “Vallo Alpino” ist unter valloalpino.info frei zugänglich. Die Ergebnisse der Forschung sowie weitere interessante Fachbeiträge können in der Begleitpublikation nachgelesen werden, die unter demselben Link heruntergeladen werden kann. Ab sofort sind die Visualisierungen der Ergebnisse für alle Interessierten auch auf dem Datentisch in der Dauerausstellung “Eingebunkert” in der Festung Franzensfeste zu sehen.