Von: mk
Bozen – Das Projekt Carillon des Künstlers Olaf Nicolai hat am Samstagvormittag das Veranstaltungsprogramm des Museions in Bozen im Monat Mai eröffnet: Mit dem Programm soll das zehnjährige Bestehen des vom Berliner Architekturbüro KSV realisierten Hauses am Piero-Siena-Platz gefeiert werden. Von Tierschützern regte sich allerdings Protest vor dem Museum für moderne Kunst.
Im Zentrum von Carillon (2018) steht eine musikalische Komposition für 15 Kuhschellen. Jede Kuhschelle ist ein Unikat und hat ihren eigenen Ton. Die Komponistin Isabel Mundry (1963, Schlüchtern, DE) schrieb das Stück mit dem Titel „OUTSIDE IN”, das am Samstag im Museion uraufgeführt wurde (Ausführender: Rainer Römer). Während des Konzerts in der Museion Passage weidete im Außenraum auf der Talferwiese eine Rinderherde. Im Anschluss wurden die Schellen dort den Kälbern umgehängt und eine zweite, freie Komposition begann.
Die Tierschützer protestierten deshalb, weil sie der Meinung sind, dass Kühe auf die Alm und nicht in die Stadt gehören und auch keine Kunstobjekte sind. Ein Tierarzt des Landes versicherte hingegen, dass die Aktion für die Tiere keinen Stress bedeute. Auch die Kuhglocken würden den Normen entsprechen.
Nach dem Almauftrieb verlagert sich das Konzert auf den Salten (Hochplateau Tschögglberg), wo sich die Kühe während der Sommermonate aufhalten.
Teil des Projekts ist eine Wanderkarte, auf der die Standorte der Kühe verzeichnet sind. Zudem werden beide Kompositionen auf einer Schallplatte dokumentiert. Im Rahmen des Festivals Transart findet am 30. September 2018 eine musikalische Almwanderung mit dem Künstler und einigen Sängerinnen und Sängern der „Neuen Vocalsolisten“ aus Stuttgart statt, die das Projekt abschließt.
„Olaf Nicolai hat damit eine Arbeit konzipiert, die das Museum in Bozen, eine international renommierte Institution, auf seine landschaftliche Umgebung zurückbezieht. Als ein Werk, das in und mit dem Medium Zeit operiert, schließt Carillon an vorhandene lokale Rhythmen an und führt sie zusammen. Doch ebenso wird ein eigener, neuer Rhythmus geschaffen, der sich, einer alten Tradition gleich, wiederholen lässt und so eine singuläre Verbindung zwischen dem Museum und der umliegenden Berglandschaft herstellt. Zugleich wird der lokale Fokus von Carillon in den internationalen Kontext zurückgespielt, in dem eine Institution wie das Museion agiert“, heißt es vonseiten des Museions.