Von: mk
Schlanders – Internationale Studierende erkunden das Gelände der Drusus-Kaserne. Der Workshop “Demilitarise Gently” befasst sich mit der Umnutzung des Militärgeländes im Herzen von Schlanders. Der Reichtum des kulturellen Kontextes und die Möglichkeit, die bestehenden Gebäude weiter zu nutzen, sind sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance im Kontext von Klimanotstand, Ressourcenknappheit und hohen Rohstoffkosten, die die heutige Zeit kennzeichnen.
Der Schutz von Baudenkmälern und ihre Akzeptanz als kulturelles Erbe stehen im Mittelpunkt der Arbeit angehender Architekten und Architektinnen. Denn der kreative Umgang mit bestehenden Bauwerken wird in Zukunft ihre Hauptaufgabe sein. In den vergangenen zwei Wochen haben rund 40 Studenten aus aller Welt von fünf europäischen Universitäten Visionen und Vorschläge für das Areal entwickelt.
Der nächtliche Abriss der Palazzina Comando im vergangenen Oktober hat eine Debatte über die Zukunft der verschiedenen Kasernen Areale in Südtirol ausgelöst. “Die Nachricht davon hat das Interesse der akademischen Welt geweckt. Denn die Arbeit in gegliederten Kontexten ist ein wichtiger Test für die zukünftigen Architekten von morgen. Hier lernen sie, wie man mit komplexen Situationen umgeht, die eng mit dem Territorium und den Bürgern verbunden sind”, so Arch. Alessia Zampini von der Universität Bologna und fährt fort: “Eine zukunftsweisende städtebauliche Entwicklung der Drusus-Kaserne könnte zum Vorbild werden und große Chancen für das gesamte Tal bieten. Dies zeigen heute bereits die Aktivitäten und die Räumlichkeiten der BASIS Vinschgau. Sie stellen einen Treffpunkt dar, durch den ein internationaler Hauch weht. Dieser bietet der lokalen Bevölkerung einen Bezugspunkt für Kultur, Wirtschaft und Ausbildung.”
Die Studenten der Universitäten Bologna, Wien, Leuven, Lissabon und Ljubljana sind für die Dauer des Workshops in und um Schlanders untergebracht. Sie bleiben bis Samstag, den 18. Februar. Am Tag ihrer Abreise werden die Ergebnisse im Rahmen einer Finissage von 14.00 bis 18.00 Uhr Vertretern aus Architektur, Politik, Verwaltung und Gesellschaft vorgestellt. Geplant ist auch die Veröffentlichung der Ergebnisse in der Zeitschrift Turris Babel der Architekturstiftung Südtirol.
“Unsere Arbeit soll vor allem Denkanstöße geben und die Diskussion fördern”, sagt Dr. Arch. Lorenzo De Chiffre von der Universität Wien. Alle externen Faktoren und Interessen rund um den Ort wurden berücksichtigt und abgewogen. “Das Beispiel Schlanders zeigt, wie kompliziert ein solches Unterfangen für alle Beteiligten sein kann. Wir hoffen, dass der Prozess seinen bestmöglichen Weg einschlägt.“
m Bau- und Gebäudesektor fallen europaweit 55 Prozent der Abfälle an, es werden 90 Prozent der Rohstoffe verbraucht und 40 Prozent der Treibhausgasemmissionen erzeugt. “Graue Energie ist in Südtirol noch ein Fremdwort”, so Arch. Walter Angonese aus Kaltern und Dekan der Universität von Mendrisio bei seiner Rede zur Eröffnung des Workshops. Sie ist die Primärenergie, die notwendig ist, zur Errichtung eines Gebäudes – einschließlich Materialgewinnung, Verarbeitung, Transport, Einbau und Entsorgung.
Zum größten Teil ist sie noch da, die graue Energie. Es wäre doch schade, sie zu zertrümmern.