Von: luk
Meran – Viele Elemente moderner Stile vereint mit einem Zusammenspiel aus Licht, Formen und Farben: Dem Werk von Artur Nikodem widmet Schloss Tirol die Sonderausstellung „Artur Nikodem (1870–1940). Zwischen Stadt und Land“.
Die Kunst soll nicht die Wirklichkeit darstellen, sondern die Wahrheit sagen, sodass die Menschen sie in der Wirklichkeit wiedererkennen. Dieser Gedanke bildet die Grundlage der Kunst von Artur Nikodem, einem der bedeutenden Maler der frühen Moderne in Tirol, dem das Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol die erste Sonderausstellung des Jahres widmet. Die Ausstellung “Artur Nikodem (1870-1940) – Zwischen Stadt und Land” wurde heute von der Direktorin der Südtiroler Landesmuseen, Karin Dalla Torre, Leo Andergassen vom Landesmuseum Schloss Tirol und den Kuratoren Günther Dankl und Elio Krivdić eröffnet.
Der in Trient gebürtige Künstler verbrachte 15 Jahre seines Lebens in Meran, wo er als Telegrafist bei der Post in Untermais arbeitete. Als Autodidakt übernahm er mehrere Stile der Moderne (Macchiaioli, Sezession, Jugendstil, Fauvismus, Symbolismus) und vereinte sie in seinen Werken mit seiner Faszination für Licht und Lichteffekte und dem Spiel mit Formen und Farben. Die Ausstellung auf Schloss Tirol zeigt 53 Bilder, die mit wenigen Ausnahmen aus privaten Sammlungen stammen und zum Teil erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In drei Sälen sieht man Landschaftsbilder, Portraits und ein Video zur großen Wanderausstellung “Tiroler Kunst”, die in den Jahren 1925 und 1926 durch sieben Städte Deutschlands zog und den Höhepunkt Nikodems Schaffen darstellte. Die Bilder erzählen vom malerischen Werk Nikodems, von seinen Schaffensperioden von den sezessionistisch anmutenden Werken aus seiner Meraner und seiner frühen Innsbrucker Zeit bis hin zu den abstrakten Kleinformaten seiner Spätzeit.
“Was Nikodem in Tirol so innovativ machte, ist die Reduktion seiner Kunst,” erklärt der Kunsthistoriker und Ko-Kurator Elio Krivdić, “die natürlichen Formen, die Personen und die Landschaften reduzieren sich auch dank der ausgeprägten Chromatik aufs Wesentliche. In diesem Sinne ist Nikodem nicht an die Objekte gebunden, das Figurative neigt bei ihm ins Abstrakte.“ Diesen Gedanken versteht man am besten bei seinen Birkenbildern, auf denen man neben den Baumstämmen keine natürlichen, objektiven Elemente erkennt.
Ab 1920 kann der mittlerweile nach Innsbruck gezogene Maler von seiner Kunst und einer kleinen Rente leben. In dieser Phase erreicht er den Höhepunkt seiner Künstlerkarriere. Ab der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 wurden seine Bilder allerdings von den Museen Deutschlands und Österreichs progressiv entfernt, einige gingen dabei auch verloren.
Die Ausstellung ist bis 3. Juni 2018 zu sehen. Der dazugehörige zweisprachige (deutsch und italienisch) Katalog kann im Shop des Museums zum Preis von 15 Euro erworben werden (ISBN 978-88-95523-23-I).