Von: ka
Bruneck – Zur heutigen Öffnung der 20. Tür des schokoladigen und fairen Adventskalenders sweet afFAIR kamen rund 40 Menschen ins Ursulinenkloster nach Bruneck. Passend zur Umgebung bereicherten vier Vertreter des lokalen Männerchors die Schokoladenaktion mit ihrem Gesang und steuerte Herman Kühebacher von der Folkgruppe Titlà Dudelsack-Musik bei. Alexa Brunner vom Schauspielkollektiv binnen-I rief mit einem kecken Theaterstück zum Seitensprung mit fairer Schokolade auf. Armin Untersteiner lud die Anwesenden zur Verkostung seiner Schokoladenkreationen ein. Der Betreiber von Karuna-Catering verarbeitet in seiner „bean-to-bar“-Manufaktur als einziger in Südtirol fair gehandelte Bohnen in Schokolade. Er schließt Zwischenhändler aus, kennt seine Anbauer und nimmt Fairness und Menschennähe ernst.
Sozialstadträtin Ursula Steinkasserer rief auf, in der Weihnachtszeit besonders an jene zu denken, denen es nicht so gut geht. Zahlen zum Schokoladekonsum in Südtirol lägen zwar nicht vor, aber in Deutschland liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 12 Kilogramm. Die Südtirolerinnen und Südtiroler kommen an diese Menge vermutlich nahe ran. Seit 35 Jahren habe sich der Preis der Kakaobohnen für die Bauern und Bäuerinnen in Ghana und an der Elfenbeinküste nicht erhöht, sagte die Stadträtin, die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen hätten sich aber radikal verschlechtert. Die Ernte gehe zurück und der Pestizideinsatz erhöhe sich aufgrund der Monokulturen. „Denken und handeln wir fair“, forderte sie die Menschen auf. Der Wunsch nach Dumpingpreisen falle uns schneller auf den Kopf als uns lieb sei. Bereits für die kommenden Jahre sagen Experten eine weltweite Kakaokrise voraus, wenn sich auf den Kakaoplantagen nichts Maßgebliches ändert.
Hans Schwingshackl, der Vorsitzende des Weltladens Bruneck, verwies auf die Alternativen des fairen Handels, der direkt und langfristig mit den Kleinbauern und kleinen Genossenschaften in den Anbauländern zusammenarbeite und ihnen faire Preise und soziale Standards garantiere. Derzeit sei nur ein Prozent der in Südtirol verkauften Schokolade fair gehandelt.
Anschließend fand ein Schaukochen mit gerösteten und geriebenen Kakaobohnen, mit Zucker und Kakaobutter statt. Die heißgerührte Schokolade wurde als Fondue mit Früchten gereicht, dazu fair gehandelte Tafel- und Trinkschokolade.
Obwohl der Weltmarkt nach immer mehr Schokolade verlangt, steckt der Kakaoanbau an der Elfenbeinküste und in Ghana in der Krise. Um auf diese Tatsache aufmerksam zu machen, öffnen die Südtiroler Weltläden und die oew-Organisation für Eine solidarische Welt in der heurigen Adventszeit in 24 Südtiroler Ortschaften 24 besondere Türen. Ziel von sweet afFAIR ist es, Alternativen zur konventionellen Schokolade und die Wichtigkeit von fair gehandelter Schokolade aufzuzeigen. Weil vor allem junge Menschen keine Perspektiven auf den Kakaoplantagen in Äquatornähe sehen, suchen sie ihr Glück in der Stadt oder eine bessere Zukunft in Europa.
Nächster Treffpunkt von sweet afFAIR ist morgen, Donnerstag, 21. Dezember in Sand in Taufers: Um 15 Uhr wird die Tür zum Tubris-Einkaufszentrum geöffnet.