Haydn Orchester eröffnet Saison 2017/18

Schweigen und Stille

Freitag, 06. Oktober 2017 | 17:06 Uhr

Von: mk

Bozen – Mit Werken von Pärt, Sibelius und Brahms eröffnet das Haydn Orchester die Saison 2017/18 im Konzerthaus Bozen.

Ein ungewöhnlicher Auftakt: Am 10. Oktober eröffnet das Haydn Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Arvo Volmer im Konzerthaus Bozen die Saison 2017/18 – und stellt drei Stücke vor, die durch das Schweigen und die Stille miteinander verklammert sind. Der Abend beginnt mit dem 1992 entstandenen und 1994 revidierten „Trisagion“ für Streichorchester des estnischen Komponisten Arvo Pärt, der mit diesem 15-minütigen Werk ein kirchenslawisches Gebet in eine verdichtete musikalische Meditation übersetzt. Danach folgen mit der 7. Sinfonie von Jean Sibelius und der 1. Sinfonie von Johannes Brahms zwei Standards aus dem „klassischen“ Repertoire: Nach der 1924 uraufgeführten 7. Sinfonie schrieb Sibelius mit der sinfonischen Dichtung „Tapiola“ nur noch ein einziges bedeutendes Orchesterwerk, bevor er verstummte. Brahms hatte, wie es Robert Schumann in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ formulierte, lange „in dunkler Stille“ gearbeitet, bis er 1876 im Alter von 43 Jahren seine erste Sinfonie vorstellte – und damit das Schweigen in diesem Genre brach. Das Konzert beginnt um 20 Uhr und wird am 11. Oktober im Auditorium in Trient (Beginn: 20.30 Uhr) wiederholt.

„Lebenslust und Lebenskraft, zwischendurch appassionato. Drei Sätze – als letzter ein hellenisches Rondo“, schrieb Jean Sibelius im Mai 1918 über die Gestaltung seiner 7. Sinfonie. Herausgekommen ist dann doch etwas ganz Anderes. Denn hier ist nichts so wie es die sinfonische Tradition vorschreibt. In diesem, ursprünglich „Sinfonische Phantasie“ betitelten, Werk gibt nur einen Satz, keine Sonatenform und keine festen Themen. „Die 7.Symphonie nimmt eine Sonderposition in seinem sinfonischen Schaffen ein. Ich glaube, dass es sich dabei um eine einzigartige Beschreibung des Lebenszyklus handelt, von der Schöpfung bis zum Weltende. Ich höre das Chaos, das Auftreten der Natur, der Menschen und die Stimme des Schöpfers, den Kampf um das Leben und die Lebensfreude, Stürme und Katastrophen, sowie zum Schluss die Fügung in das Unvermeidliche; alles wird jeweils in einem eigenen Kapitel eines musikalischen Epos erzählt“, sagt Arvo Volmer über diese herausragende Musik.

Schon vor der langen Entstehungszeit der 1. Sinfonie hatte Brahms mit Orchesterwerken auf sich aufmerksam gemacht: 1853 erschien das erste Klavierkonzert, in den Jahren 1857 bis 1859 die beiden Serenaden und 1868 das „Deutsche Requiem“. An seiner Sinfonie arbeitete der Komponist 20 Jahre lang. Immer wieder drängten ihn Freunde das Werk – dessen erster Satz schon 1855 entstanden sein soll – zu vollenden, doch Brahms sträubte sich wegen des „einstweilen noch etwas dekolletierten Zustands“. Bis 1870 müssen wesentliche Teile der Sinfonie Gestalt gewonnen haben. Trotzdem zögerte Brahms eine Aufführung weiterhin heraus. „Ich werde nie eine Sinfonie komponieren“, schrieb er an den Dirigenten Hermann Levi. Und: „In allem, was ich versuche, trete ich Vorgängern auf die Hacken, die mich genieren“. Dennoch: Die Uraufführung am 4. November 1876 wurde ein großer Erfolg. Brahms galt seitdem als würdiger Beethoven-Nachfolger: Bisher sei „kein Komponist den größten Schöpfungen Beethovens so nahegekommen, wie Brahms in dem Finale seiner C-Moll-Sinfonie“, stellte dann auch der bedeutende Kritiker Eduard Hanslick in seiner Rezension fest.

Tickets: Stadttheater, Verdiplatz 40, 39100 Bozen Tel 0471 053800

www.haydn.it

Bezirk: Bozen