Von: luk
St. Pauls – Am Samstag, den 8. Dezember 2018 wird in St. Pauls der Tiroler Freiheitskämpfer der 1950-er und 1960-er Jahre gedacht. Der Südtiroler Schützenbund und der Südtiroler Heimatbund bringen mit dieser Gedenkfeier ihren Respekt, ihre Achtung sowie ihren Dank für den “selbstlosen und uneigennützigen Einsatz der Freiheitskämpfer für Volk und Heimat” zum Ausdruck.
Der Gedenkgottesdient, der von Pater Reinald Romaner OFM zelebriert wird, beginnt um 10.15 Uhr in der Pfarrkirche von St. Pauls. Anschließend findet die Gedenkfeier im Friedhof statt. Die Gedenkrede zu Ehren von Sepp Kerschbaumer und seiner verstorbenen Mitstreiter auf dem Friedhof wird der ehemalige Freiheitskämpfer Hans-Jürg Humer halten. Danach folgt die Ehrensalve durch die Ehrenformation der Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan. Mit der Weise des „Guten Kameraden“, einer Kranzniederlegung sowie der Tiroler Landeshymne und der österreichischen Bundeshymne endet die Feier.
Für die Gedenkfeier erfolgt wie seit Jahren üblich keine getrennte Einladung an Bevölkerung, Politiker und Honorationen. All jene, denen ein ehrliches Gedenken ein Anliegen ist, sind von Herzen eingeladen, schreibt der Schützenbund.
Gedenkredner Ao.Univ.Prof. Hans-Jürg Humer
Hans-Jürg Humer wurde 1944 in Schärding in Oberösterreich geboren. 1962 schloss er in Innsbruck die Matura ab und begann anschließend ein Studium der Volkswirtschaft an der Universität Innsbruck. 1967 wurde er in Sarns bei Brixen verhaftet und 1970 im Prozess von Florenz wegen mehrerer Anschläge verurteilt. Ein Jahr später wurde er begnadigt. 1972 promovierte er zum Magister der Volkswirtschaft und war dann für Nixdorf Computer tätig. 1987 wurde ihm der akademische Titel Ao.Univ.Prof. Spezialgebiet Energiewirtschaft zuteil. Für das österreichische Außenministerium leitete er von 1989-2000 verschiedene Projekte, unter anderem in Burundi, Haiti und Guatemala. Seit 2009 ist er im Ruhestand.
Junge STF: „Seine Tapferkeit bleibt unvergessen“
Für Sepp Kerschbaumer spielte das Wort Freiheit eine zentrale Rolle. In den 1950 und 60-er Jahren kämpfte er gegen die Ungerechtigkeiten, die in Südtirol gegenüber der deutschen und ladinischen Sprachgruppe vorherrschten. Schon 1964 starb der Südtiroler Freiheitskämpfer im Alter von nur 51 Jahren. Daran erinnert Melanie Mair von der Jungen Süd-Tiroler Freiheit.
„Sepp Kerschbaumer ist eine der Persönlichkeiten in der jüngeren Geschichte Südtirols, der unser Land so einiges zu verdanken hat. In den 1950 und 60-er Jahren, als die Tiroler Kultur und Traditionen nicht mehr ausgeübt werden durften und die Italiener der deutsch- und ladinischsprachigen Minderheit in Südtirol gegenüber in verschiedensten Bereichen bevorzugt bzw. privilegiert wurden, zeigte der aus Frangart stammende Kerschbaumer Tapferkeit, indem er gegen diese Ungerechtigkeiten ankämpfte. Deshalb gründete er mit einigen Gleichgesinnten den Befreiungsausschuss Südtirol (BAS). Schon seit Beginn an war er der wichtigste Mann dieser Organisation. Er war einfach und bescheiden und wirkte wie eine Vaterfigur auf die weiteren Mitglieder. Zudem hatte er einen gesunden Hausverstand, einen politischen Spürsinn und eine natürliche Überzeugungskraft. In mehreren Briefen legte er seine Meinung dar und forderte die Politik auf, sich stärker für die Rechte der Südtiroler einzusetzen. Nachdem er öffentlich die Tiroler Fahne, z.B. vor der Frangarter Heimatkirche, hisste, wurde er verhaftet und kam zum ersten Mal in Kontakt mit späteren Südtirol-Aktivisten. 1960 schaffte er es erstmals, Bruno Kreisky in Wien zu treffen und seine Anliegen vorzubringen“, erklärt die Junge Süd-Tiroler Freiheit.
Die Lage in Südtirol habe sich aber weiterhin verschlechtert, weshalb es in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1961 am Herz Jesu-Sonntag zur Feuernacht kam, in welcher rund 40 Strommasten in Südtirol gesprengt wurden. „Auf die Herz-Jesu-Nacht folgte eine große Verhaftungswelle, von welcher auch Sepp Kerschbaumer nicht verschont wurde. Folglich wurde Kerschbaumer inhaftiert und von den Carabinieri auf grausamste Weise gefoltert. Im Laufe des Mailänder Prozesses nahm Sepp Kerschbaumer alle Schuld auf sich und beeindruckte somit sowohl Staatsanwalt als auch Zivilkläger. Schließlich wurde er zu 15 Jahren und elf Monaten Haft verurteilt, was die höchste Strafe unter den Inhaftierten war“, so die Junge Süd-Tiroler Freiheit.
Am 7. Dezember 1964 starb der Anführer des BAS im Alter von 51 Jahren im Gefängnis von Verona. Zu seiner Beerdigung strömten 20.000 Menschen aus allen Teilen Tirols, sogar der damalige Landeshauptmann Silvius Magnago erwies ihm die letzte Ehre.
„Auch heute noch wird alljährlich am 8. Dezember ein Gedenktag in St. Pauls in Eppan für Sepp Kerschbaumer und für alle verstorbenen und noch lebenden Tiroler Freiheitskämpfer abgehalten. Durch die Teilnahme an der Gedenkfeier wollen wir unseren Respekt und unsere Verbundenheit gegenüber dieser tapferen Tiroler ausdrücken, denn für ihren selbstlosen Einsatz für unsere Heimat Tirol können wir ihnen nicht genug danken!“, so die Junge Süd-Tiroler Freiheit.