Von: mk
Bozen – Am 30. Januar um 20.00 Uhr eröffnet das Haydn Orchester die sinfonische Saison 2024 im Konzerthaus Bozen mit György Ligetis „Ramifications“, dem ersten Hornkonzert von Richard Strauss, der „Pastorale d’été“ von Arthur Honegger – mit dem ersten Hornisten des Orchesters Andrea Brunati als Solisten – und der 38. „Prager“ Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart. Am Pult steht Francesco Lanzillotta, der den aus Familiengründen verhinderten Dirigenten Diego Matheuz ersetzt. Das Orchester wiederholt dieses Programm am 31. Januar im Auditorium in Trient (Beginn: 20.30 Uhr), am 1. Februar im Kulturhaus „Karl Schönherr“ in Schlanders (Beginn: 20.00 Uhr) und am 2. Februar im Teatro Sociale in Mantua (Beginn 20.45 Uhr). Das Bozner Konzert wird im Hörfunkprogramm der RAI (Radio 3 Suite) live ausgestrahlt.
György Ligeti bezeichnete sein Werk „Ramifications“ als Weiterentwicklung seiner Kompositionsmethode, die sich auf komplexe feinmaschige Netzgebilde stützte. Der Titel des Werks – „Verästelungen“ oder „Verzweigungen“ – bezieht sich auf die polyphone Technik der Stimmführung: Die Einzelstimmen bilden Knoten, die sich später auflösen. „Ramifications sind gleichsam ein Endpunkt in der Entwicklung von ‚dicht und statisch‘ zu ‚durchbrochen und beweglich‘. Besonders in den Gegenden, in denen das musikalische Gewebe durchsichtig und engmaschig ist, erscheint eine ganz neue Art von ‚unsicherer‘ Harmonik, als ob die Harmonien der gleichmäßigen Temperatur oder gar der Diatonik ‚verdorben‘ wären. Die Harmonien haben einen ‚haut goût‘, Verwesung ist in die Musik eingezogen. Ramifications sind ein Beispiel dekadenter Kunst“ – so kommentierte Ligeti das 1969 uraufgeführten Werk.
Ganz anders ist die Atmosphäre des ersten Hornkonzerts von Richard Strauss, das er im Alter von 18 Jahren unter dem Einfluss seines Vaters Franz, dem ersten Hornisten der Münchner Hofkapelle, schrieb, der als glühender Anti-Wagnerianer die Verehrung für die brahmssche Klangarchitektur und die Wiener Klassik an den Sohn weitergegeben hatte. Arthur Honeggers Sommer-Pastorale entstand 1920 in der Schweiz und verarbeitet als musikalische Dichtung einen Satz aus Arthur Rimbauds „Illuminations“: „Ich habe die Sommermorgenröte umarmt“.
Im Februar 1794, gut zwei Jahre nach Mozarts Tod, findet in Prag ein Konzert zu seinem Gedenken statt, und die „Prager Neue Zeitung“ schreibt dazu: „ Mozart scheint für Böhmen geschrieben zu haben, nirgends verstand und exequirte man besser seine Musik als in Prag, und selbst auf dem Lande ist sie allgemein beliebt.“ Tatsächlich war Prag die einzige Stadt, in der Mozart schon zu Lebzeiten ein großes Publikum hatte. Den Tag der Vollendung seiner 38. Sinfonie gibt er mit „Wien, 6. Dezember 1786“ an. Am 19. Januar 1787 wird die Musik, in der zwar, anders als in seinen übrigen späten Sinfonien, der heitere Menuett-Satz fehlt, die aber längst keine buffoneske „italienische“ Sinfonie mehr ist, in Prag uraufgeführt, als die Stadt im „Figaro-Fieber“ taumelt. „Es ist Mozarts letzte D-Dur-Sinfonie und eine Synthese, auf höherer, höchster Stufe, was er in den vorhergehenden D-Dur-Sinfonien, der Pariser und der Haffner-Sinfonie, zum Ausdruck gebracht hatte“, analysierte der Mozart-Biograph Alfred Einstein.
Der in Rom geborene Francesco Lanzillotta ist einer der interessantesten Dirigenten in der italienischen Musiklandschaft. Er studierte Dirigieren am Konservatorium Santa Cecilia in seiner Heimatstadt. 2010 wurde er zum Principal Guest Conductor am Opernhaus von Varna in Bulgarien berufen, von 2014 bis 2027 übernahm er als Chefdirigent die Filarmonica Arturo Toscanini in Parma und von 2017 bis 2022 die musikalische Leitung des Macerata Opera Festivals. Er trat in allen wichtigen italienischen Konzertsälen auf und ist auch in Europa sehr aktiv: Er debütierte an der Deutschen Oper Berlin, eröffnete die Saison 2019 an der Semperoper in Dresden und dirigierte in Zürich, Valencia, Paris, Brüssel, München, Lyon, St. Petersburg und Budapest. Als regelmäßiger Gast bei den Festspielen in Erl dirigierte er im Dezember 2022 Donizettis „Don Pasquale“ sowie ein sinfonisches Programm. 2023 feierte er einen großen Erfolg mit der neuen Oper „Bastarda“ am Theater La Monnaie/DeMunt in Brüssel und in Italien mit „La Bohème“ am Teatro di San Carlo und „Adelaide di Borgogna“ beim Rossini Opera Festival in Pesaro.
Andrea Brunati studierte Horn am Konservatorium Giuseppe Verdi in Mailand. Er hat mit vielen italienischen Musikinstitutionen zusammengearbeitet, darunter mit dem Orchester I Pomeriggi Musicali in Mailand, den Opernhäusern La Fenice in Venedig und Teatro Regio in Turin, der Filarmonica Arturo Toscanini in Parma und dem Orchester der Oper San Carlo in Neapel. Neben seiner Tätigkeit als Orchestermusiker hat er in Kammermusikensembles gespielt und ist auch als Solist aufgetreten. Seit August 2020 ist er Erster Hornist im Haydn Orchester.