Bruno Madernas Opera buffa in der Opernsaison 2024/25 der Stiftung Haydn

Spiegel der Dekadenz: Regisseurin Manu Lalli inszeniert Satyricon

Montag, 10. Februar 2025 | 13:06 Uhr

Von: mk

Bozen – Mit einer Vielfalt an Gesangsstilen und einer Fülle musikalischer Zitate wird Satyricon am Donnerstag, den 13., und Freitag, den 14. Februar 2025 im Stadttheater Bozen sowie am Sonntag, den 16. Februar im Teatro Sanbàpolis in Trient aufgeführt. Die Inszenierung übernimmt Manu Lalli, Gründerin der Compagnia Venti Lucenti aus Florenz.

Performativer und provokativer Natur: Satyricon von Bruno Maderna ist der dritte Titel der Opernsaison 2024/25 der Stiftung Haydn. Das musikalische Vermächtnis des venezianischen Komponisten, eines der bedeutendsten des späten 20. Jahrhunderts, wird am Donnerstag, den 13. Februar 2025, um 20.00 Uhr im Studio Stadttheaters Bozen in Bozen aufgeführt. Weitere Vorstellungen folgen am Freitag, den 14. Februar, ebenfalls um 20.00 Uhr in Bozen sowie am Sonntag, den 16. Februar im Teatro Sanbàpolis in Trient. Regie, Dramaturgie und Kostüme stammen von Manu Lalli, Dramaturgin, Theater- und Opernregisseurin sowie Gründerin der Compagnia Venti Lucenti aus Florenz. Für das Bühnenbild zeichnet Daniele Leone verantwortlich, das Lichtdesign übernimmt Gianni Mirenda. Die musikalische Leitung des Haydn Orchesters übernimmt Tonino Battista.

Für die Schülerinnen und Schüler der Bozner Berufsschule “Luigi Einaudi” hat die Regisseurin ein spezielles Bildungsprojekt entwickelt, das ihnen ermöglicht, gemeinsam mit den Sängern und Musikern auf der Bühne zu stehen. „Mit meiner Compagnia Venti Lucenti und der Stiftung Haydn haben wir gemeinsam mit den Jugendlichen, die auf der Bühne stehen, intensiv über dieses Werk diskutiert“, erklärt Regisseurin Manu Lalli. „Es war überraschend zu sehen, wie sie den Inhalt mit ihren eigenen Erfahrungen und Weltsichten verknüpfen konnten. Die Kluft zwischen Arm und Reich, der Kontrast zwischen unvorstellbarem Luxus und extremer Not sind Themen, die in Madernas Werk präsent sind und die die heutige Jugend tief berühren.“

Den Aufführungen von Satyricon gehen die Stückeinführungen Oper.a Talk voran, die jeweils um 19.00 Uhr im Foyer des Studiotheaters in Bozen (Donnerstag, 13. und Freitag, 14. Februar) sowie im Foyer des Teatro Sanbàpolis in Trient (Sonntag, 16. Februar) stattfinden.

Das Werk

Im Jahr seines Todes (1973) adaptierte der venezianische Komponist Bruno Maderna (1920–1973) Petronius’ Satyricon für das Musiktheater und verwandelte es in eine einaktige Opera buffa. Die Uraufführung fand am 16. März 1973 im Rahmen des Holland Festivals in Scheveningen statt, unter der musikalischen Leitung des Komponisten selbst und der Regie von Ian Strasfogel, der auch am Libretto mitwirkte. Die 141 Kapitel von Petronius, aus Fragmenten rekonstruiert, liefern eine scharfsinnige und satirische Kritik an den gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Kein Wunder, dass Maderna sich von diesem Text angezogen fühlte – auch seine Musik ist von stilistischer Freiheit, Experimentierfreude und vielfältigen Einflüssen geprägt.

Madernas Bearbeitung von Petronius’ Text mündet in eine aleatorische Opera buffa, deren Szenen in beliebiger Reihenfolge aufgeführt werden können. Die vokale und instrumentale Gestaltung folgt dem literarischen Vorbild: In raschem Wechsel erklingen verschiedene Stilrichtungen, von gregorianischem Gesang über Belcanto bis hin zum Sprechgesang, ergänzt durch ein reiches Repertoire an musikalischen Zitaten – von Gluck bis Strawinsky, über Verdi, Bizet, Tschaikowski, Offenbach, Weill und viele andere.

Die Regie

„Gemeinsam mit Tonino Battista haben wir an der Fragmentierung des Textes gearbeitet, einen stimmigen roten Faden gefunden und unser Satyricon von Grund auf neu geschaffen, stets im Einklang mit der Intention des Komponisten“, erklärt Manu Lalli. „Wir haben es hier mit einem unglaublich komplexen Werk zu tun, einzigartig in seinem scheinbar willkürlichen Chaos, das gezähmt werden muss. Von Anfang an hat mich dieses Werk fasziniert: Schnell wurde mir klar, dass der rote Faden der Zerfall eines Imperiums ist. Das Bild einer Gesellschaft, die im Begriff ist, ihre Werte zu verlieren, getrieben von Gier, schamlos und respektlos gegenüber anderen, ist bereits im Originaltext erkennbar und bleibt erschreckend aktuell. Geld bestimmt die Moral, der Einfluss des Geldes lenkt den Lauf der Geschichte, die Wiederholung der Geschichte selbst und den Handlungsverlauf der Oper. Sowohl Musik als auch Text in Satyricon erzählen davon, dass jeder für sich selbst singt, während die Fähigkeit zuzuhören und sich aufeinander zu beziehen verschwunden ist. Dieses Gefühl versuche ich auf die Bühne zu bringen, weil es unsere Zeit so stark widerspiegelt.

Da es unmöglich ist, die gesamte Geschichte der Menschheit zu inszenieren, habe ich drei Wendepunkte gewählt. Die Kostüme und Requisiten erinnern an das Ende des Römischen Reiches, den Fall der französischen Monarchie und unsere Gegenwart. Diese drei Epochen repräsentieren für mich die Gedanken, die Petronius, der Komponist Bruno Maderna und nun wir zum Ausdruck bringen: Reflexionen über die Absurdität der Existenz und eine Welt, die auseinanderzubrechen droht. Und genau hier zeigt sich, was Kunst vermag: Trotz der Ernsthaftigkeit und Schwere des Themas ist Satyricon ein Werk von außergewöhnlicher Originalität und Unterhaltungswert.“

Bezirk: Bozen

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