Von: ao
Bozen – Cecilia Bengolea und François Chaignaud überraschen mit jedem ihrer provokanten Stücke: In Bozner Stadttheater zeigt das extrovertierte französische Künstlerpaar Dub Love, ein emotionales Duett, in dem Spitzentanz auf Dubmusik aus Jamaika trifft. (21. Juli, 20.00 Uhr, Stadttheater Bozen, Studio). Nach der Aufführung findet auf dem Vorplatz des Stadttheaters eine Silent Disco zum Sound des DJs MatDTSound statt.
Spitzentanz im Rasta-Look. Mit Dub Love führen Cecilia Bengolea und François Chaignaud ihre Auseinandersetzung mit der Club Music fort. Gemeinsam mit einer Tänzerin setzen sie ihre Körper den intensiven Vibrationen des Dub aus. Der Dubplate DJ MatDTSound mixt seine Sounds direkt auf der Bühne: Aus dem mächtigen Soundsystem dringen tiefe Bässe. Im Rhythmus der Beats reihen sich Soli und Bewegungen zu zweit und zu dritt aneinander. Die Tänzer sind in fleischfarbige hautenge Kostüme gehüllt. Auf der Bühne dominieren „Schmerz“ und Ausdauer. Die Spitzenschuhe erfordern angespannte Muskeln, Gleichgewicht und Konzentration. Der Dub Sound hingegen verlangt nach Freiheit und Improvisation. Dub Love bringt dieses Paradoxon meisterhaft zum Ausdruck: das Ausbrechen wollen aus dem eigenen Körper, der physisch im Rhythmus der Musik verankert ist.
Cecilia Bengolea erklärt: „Wir sind weit davon entfernt, klassische Ballettbewegungen zu imitieren, wir verbinden den Spitzentanz mit religiösen, expressiven und urbanen Tänzen. Die kosmische Hülle der Vibrationen des Sound Systems regt zum Nachdenken über eine nicht frontale multidirektionale choreografische Anordnung an, in der die Zuschauer dazu eingeladen sind, einzutauchen und – möglicherweise – mit zu tanzen.“
Seit Pâquerette (2005–2008), dem ersten gemeinsamen Pièce der beiden, haben Bengolea und Chaignaud gänzlich neue Ideen und Konzepte in den Tanz eingebracht und arbeiten unter anderem zu gregorianischen Chorälen, Voguing, Clubbing, Urban Dances oder dem englischen Musikstil Grime. 2004 lernten sich die beiden bei einer Veranstaltung in Pigalle kennen und arbeiten seither zusammen, unter anderem auch an Projekten für große Ensembles wie das Ballet de l’Opéra de Lyon und das Tanztheater Wuppertal.
Cecilia Bengolea: Geboren in Buenos Aires lernt sie Jazztanz und urbanen Tanz, bevor sie mit Eugenio Barba Tanz-Anthropologie und Kunstgeschichte studiert. Im Jahre 2001 zieht sie nach Paris, um sich mit Choreografie auseinanderzusetzen. Als Performerin und Choreografin arbeitet sie unter anderem mit Claudia Triozzi, Mark Tompkins, Alain Buffard, Mathilde Monnier. Sie ist Regisseurin von zwei Kurzfilmen und arbeitet regelmäßig an Videos und Performances in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern.
François Chaignaud: Geboren in Rennes, beginnt er mit sechs Jahren mit seiner Tanzausbildung. Nach dem Abschluss am Conservatoire National Supérieur de Danse von Paris arbeitet er mit Choreografen wie Boris Charmatz, Emmanuelle Huynh, Alain Buffard und Gilles Jobin zusammen.
Mit He is One that Goes to Sea for Nothing but to Make him sick (2004) und Думи мої (2013) schuf er Performances, in denen sich Tanz und Gesang überschneiden: Der Körper drückt erotische Bewegung aus, die Stimme wird machtvoll eingesetzt. Als Wissenschaftler arbeitete er mit dem Verlag PUR L’Affaire Berger-Levrault: le féminisme à l’épreuve (1897-1905) zusammen, aus seiner Arbeit an diesem Werk entstand eine langjährige Zusammenarbeit mit der legendären Drag Queen Rumi Missabu des Cockettes.