Von: mk
Bozen/Trient – Mit Kent Nagano steht – am 19. Februar im Konzerthaus Bozen (20.00 Uhr) und am 20. Februar im Auditorium Santa Chiara in Trient (20.30 Uhr) – einer der weltweit bedeutendsten Dirigenten am Pult des Haydn Orchesters. Im Mittelpunkt der Konzerte, die zu den Höhepunkten der Saison 2021/22 gehören, steht die Uraufführung einer Auftragskomposition des jungen argentinischen Komponisten Alex Nante. Sein „O Nata Lux“ folgt auf „Sieben Worte“ für Cello, Bajan und Streicher von Sofija Gubajdulina mit den Solisten Michele Marco Rossi (Violoncello) und Samuele Telari (Bajan) sowie auf die „Abschiedssinfonie“ von Joseph Haydn.
„O Nata Lux ist eine Komposition für Streichorchester aus dem Jahr 2021, die auf eine Anfrage von Kent Nagano zurückgeht: Der Maestro wünschte sich für ein Konzert mit dem Haydn Orchester einen Epilog als leuchtendes Finale nach Gubajdulinas ‚Sieben Worten‘ und Haydns ‚Abschiedssinfonie‘“, erzählt Alex Nante. „O Nata Lux“ ist Teil meines Zyklus über das Licht. Das Werk verweist auf die gleichnamige christliche Hymne und beginnt mit einer Atmosphäre von tiefer Strenge in den Violoncelli. Nach und nach entfalten sich dann in allen Streichinstrumenten verschiedene Melodien. Obwohl die Komposition eine komplexe Polyphonie aufweist, behält sie eine gewisse Transparenz, wie eine leuchtende und rituelle Beschwörung“.
„Sieben Worte” wurde 1982 von der russischen Komponistin Sofija Gubajdulina komponiert und im gleichen Jahr in Moskau mit dem Cellisten Vladimir Toncha und dem Akkordeonisten Friedrich Lips, dem das Werk gewidmet ist, uraufgeführt. Die Komponistin bekennt sich zu den Einflüssen der christlichen Tradition, auch wenn das bei der Uraufführung verborgen blieb. Gubajdulina räumt ein, dass kein reines Instrumentalwerk einen biblischen Text ausdrücken könne. In „Sieben Worte“ sind die rein instrumentalen Klänge vielmehr metaphorische Gesten, die in den beiden Soloinstrumenten Bajan und Cello sowie im Streichorchester ihren Ursprung haben. Das thematische Material, das für die Soloinstrumente konzipiert wurde, steht hier im Gegensatz zu der Musik für das Streichorchester, die in ihrem Charakter auf die Chormusik verweist.
Die Sinfonie in fis-Moll HOB. :I: 45, komponierte Joseph Haydn 1772 für Fürst Nikolaus Esterházy. Wegen einer ungewöhnlichen Geschichte, die sich um die Uraufführung rankt, wird sie auch als „Abschiedssinfonie“ bezeichnet. Bei diesem Konzert brachte Haydn die berechtigte Unzufriedenheit seiner Musiker zum Ausdruck, die vom Fürsten zuvor anlässlich der Vorbereitung einiger Konzerte zu „Überstunden‘“ verpflichtet worden waren. Nach dem abschließenden Presto fügte er ein Adagio hinzu, bei dem die Musiker nach einigen Takten aufhörten zu spielen, ihre Kerzen ausbliesen und – zum Erstaunen des Publikums – nacheinander den Saal verließen. Der Fürst verstand den Grund für diesen musikalischen Abschied und gewährte einen Urlaub, den die Orchestermusiker mit ihren Frauen und Kindern genießen konnten.
Der gebürtige Kalifornier Kent Nagano gilt als einer der herausragenden Dirigenten weltweit, sowohl für das Opern- als auch für das Konzertrepertoire. Seit der Spielzeit 2015/16 ist er Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper und Hamburgischer Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters. Zudem war er von 2006 bis 2020 Music Director des Orchestre symphonique de Montréal und wurde im Februar 2021 zu dessen Ehrendirigent ernannt. Seit 2006 ist er Ehrendirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin sowie seit 2019 Ehrendirigent des auf historische Aufführungspraxis spezialisierten Orchesters Concerto Köln. 2021 erschienen eine 3-CD-Box mit Werken von Olivier Messiaen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter seiner Leitung sowie im Berlin-Verlag das Buch „10 Lessons of my Life – Was wirklich zählt“, in dem sich der prominente Dirigent an zehn entscheidende Begegnungen in seinem Leben erinnert. Im Verlauf seiner Karriere hat Nagano für zahlreiche Labels CD-Aufnahmen eingespielt, darunter Decca, Sony Classical, Erato, Teldec, Pentatone, Deutsche Grammophon und Harmonia Mundi.
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