Von: lup
Brixen – Seit mittlerweile fünfeinhalb Jahren gehört die Straßenzeitung “zebra.” zum Alltagsbild in Südtirol. Was einst als Idee in den Büroräumen der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt in Brixen begann, kann sich heute ein erfolgreiches Sozialprojekt nennen: Die Straßenzeitung arbeitet gemäß den Richtlinien des Internationalen Netzwerkes der Straßenzeitungen und finanziert sich inzwischen eigenständig.
Sie versorgt die Südtiroler und Südtirolerinnen in einer Auflage von durchschnittlich 13.000 Stück monatlich mit guten Neuigkeiten und kritischen Inputs. 187 Freiwillige und 191 Verkäufer haben in den vergangen Jahren bei der Zeitung mitgearbeitet, 607.788 zebra.s wurde von den Lesern gekauft und knapp 70 Südtiroler Werbepartner haben das Projekt mitgetragen. Ihnen allen zu danken, stand im Fokus der heutigen Aktion in Brixen.
Petru Lefter, der Dienstälteste unter den Verkäufern, begrüßte die Gäste, die zur Jubiläumsfeier auf dem Maria-Hueber-Platz zusammengekommen waren. Lefter hatte nach dem Ende der rumänischen Diktatur aufgrund der großen Arbeitslosigkeit sein Heimatland verlassen und viele Jahre auf süditalienischen Gemüsefeldern gearbeitet. Nach einem Unfall schlitterte er in die Obdachlosigkeit. Nach 13 Jahren auf der Straße lebt er nun in Bozen und ist als zebra.Verkäufer aktiv.
„Brixen ist stolz darauf, ein solches Projekt unterstützen zu können“
Der Brixner Bürgermeister, Peter Brunner, unterstrich in seinen Grußworten die große Bedeutung des Sozialprojektes Straßenzeitung, das einerseits Menschen in schwierigen Situationen eine würdige Verdienstmöglichkeit biete, aber auch den Südtiroler Lesern und Leserinnen wichtige Themen näherbrächte. „Brixen ist stolz darauf, ein solches Projekt unterstützen zu können“, so Brunner.
Das bekräftigte auch OEW-Geschäftsführer Matthäus Kircher: „Genau darin liegt ein wesentlicher Bestandteil der Erfolgsgeschichte von zebra. Die Zeitung schafft Begegnung zwischen den unterschiedlichsten Menschen und berührt damit den Kern unserer Gesellschaft. Sie regt uns dazu an, das weit verbreitete Etikettendenken zu überwinden.“ Besonders stolz sei man in der OEW auf den Erfolg des Unterstützungsprojektes zebra.Support, so Kircher. Neben dem Zeitungsverkauf begleitet seit 2017 das mehrheitlich aus Spenden finanzierte Projekt Verkäufer durch Sprachkurse, Jobcoachings und individualisierte Beratung auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt und unterstützt sie in Notfällen.
Ehemalige zebra.Verkäufer berichten von ihren Erfahrungen
Viele ehemalige zebra.Verkäufer haben inzwischen einen festen Arbeitsplatz. Drei von ihnen erzählen in der 50. Ausgabe der Straßenzeitung ihr Geschichte: Happy Ewere, der heute als Hilfskoch in einem Gastbetrieb in Verdings arbeitet, Abdalah Farfana, der in der Firma Dr. Schär in Brugstall angestellt ist und Stephan Evangelist, der seit zwei Jahren im Restaurant „African Soul“ in Meran kellnert.
Im Anschluss an den offiziellen Teil wurde die große Geburtstagstorte angeschnitten und die zebra.Verkäufer und Freiwilligen enthüllten gemeinsam mit Redaktionsleiterin Lisa Frei und zebra.Streetworker Alessio Giordano das Titelblatt der Jubiläumsausgabe. Diese erscheint im Spezialformat und in höherer Auflage und ist ab 9. September bei allen Verkäufern erhältlich. Mit der Jubiläumsausgabe reagiert die OEW erstmals auf steigende Produktionskosten: Der Preis der Zeitung wird nach fünf Jahren von zwei Euro auf drei Euro angehoben. Wie für Straßenzeitungen üblich, geht auch künftig die Hälfte des Verkaufspreises an die Verkäufer, die sich über eine kleine „Gehaltserhöhung“ freuen.
Umrahmt wurde die Veranstaltung vom Brixner Musik-Duo Kieran und Ami. Der Künstler und seinerseits freiwilliger zebra.Mitgestalter Moustapha Dieng hielt den Moment in Form einer Live-Kunstperformance fest. Alle Besucher waren dazu eingeladen, sich an dieser zu beteiligen und zebra. mit guten Wünschen in die Zukunft zu schicken.