Egberto Gismonti, eine Legende des Ethnojazz, gastiert im Kursaal

südtirol festival merano . meran: Die Musik der Welt

Dienstag, 28. August 2018 | 11:43 Uhr

Von: bba

Meran – „Die Musik der ganzen Welt ist miteinander verbunden“, stellte der Jazzpianist McCoy Tyner in den 1970er Jahren fest und bezog sich damit auf einen neuen Musikertyp, der brasilianische, arabische oder indische Tonsprachen ebenso in seine Spielweise integriert wie den Gegenwartsjazz oder die europäische Konzertmusik. Zu den ersten „Weltmusikern“ gehörte Egberto Gismonti. Er solle „verrückt“ sein und „Regeln brechen“, hatte ihm seine Lehrerin Nadja Boulanger in Paris geraten. Der brasilianische Gitarrist, Pianist und Komponist nahm sie beim Wort und schuf ein vielfältiges Klanguniversum, in dem neben Villa-Lobos und Strawinsky auch Maurice Ravel, Miles Davis und die Tanzrituale der Xingu-Indianer Platz haben. Am 30. August spielt Gismonti – einer der vielseitigsten Musiker der Welt – ein Nachtkonzert im Kursaal, mit dem das südtirol festival merano . meran die Reihe colours of music eröffnet. Begleitet wird er dabei vom Kammerensemble “I Solisti Aquilani” unter der Leitung des argentinischen Dirigenten Luis Gorelik. Beginn: 21.00 Uhr.

Egberto Gismonti wurde 1947 in Carmo (Brasilien) geboren. Im Alter von fünf Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht. Zur Gitarre, die er autodidaktisch spielen lernte, fand er erst mit 21 Jahren. Auf diesem Instrument entwickelte er eine innovative Technik, die es ihm ermöglichte, simultan Melodielinien und Kontrapunkt zu spielen. 1970 reiste Gismonti nach Paris und ließ sich dort von der Musikpädagogin Nadja Boulanger (zu deren „Schülern” auch Astor Piazzolla, Quincy Jones und Philip Glass gehörten) und dem Komponisten Jean Barraqué ausbilden. Boulanger und Barraqué forderten ihn auf, sich mit der Musik seines Heimatlandes auseinanderzusetzen. In dessen Volksmusik fand er in den folgenden Jahren eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. „Sämtliche europäische und viele andere Kulturen der Welt haben Eingang in die brasilianische Kultur gefunden”, erklärte Gismonti später.

1977 spielte er mit dem brasilianischen Berimbau-Virtuosen Naná Vasconcelos sein europäisches Debütalbum „Dança Das Cabeças“ ein, das zu einem Bestseller wurde. Kurze Zeit später bildete Gismonti mit dem US-amerikanischen Bassisten Charlie Haden und dem norwegischen Saxophonisten Jan Garbarek ein Trio, das 1979 zwei wegweisende Alben für das Label ECM aufnahm: “Magico” und “Folk Songs”. Für ECM legte Egberto Gismonti auch die Alben „Sol Do Meio Dia” (1977), „Solo” (1978), „Sanfona” (1980/81), „Duas Vozes” (1984), „Dança Dos Escravos” (1988), „Infância” (1990) und „Música De Sobrevivência” (1993) vor. In den vergangenen beiden Jahrzehnten brachte Gismonti außerdem weitere 15 CDs heraus, die er für sein eigenes Label „Carmo“ in Brasilien produziert hatte.

Für weitere Informationen und Tickets: www.meranofestival.com

Bezirk: Burggrafenamt