"Für die Freiheit Tirols"

Tätigkeitsbericht des Südtiroler Heimatbundes 2022

Mittwoch, 25. Januar 2023 | 16:29 Uhr

Von: luk

Bozen – Auch der Südtiroler Heimatbund blickt auf das Jahr 2022 zurück und gibt einen Überblick über seine Tätigkeiten des vergangenen Jahres.

 

Am Jahresende ist es üblich, kurz auf die Tätigkeit des abgelaufenen Jahres zurückzublicken, so der Südtiroler Heimatbund. Positive sowie negative Ereignisse im Jahre 2022in der Tätigkeit nochmals zu betrachten und sich auch jener lieben Menschen zu erinnern, die gestorben sind. Der traurige Jahrtag des Todes von Anton Gostner vor 60 Jahren im Kerker von Bozen, der Tod von 4 Freiheitskämpfern und 2 Vereinsfunktionären überschatteten dabei das abgelaufene Jahr.

Abschied nehmen hieß es von den Freiheitskämpfern Oswald Kofler, Johann Thaler, Dr. Klaus Goebel und Dr. Heinrich Klier. Auch Karl Anranter, langjähriger Funktionär und Kassier des SHB und Paolo Primon, Schützenhauptmann der Schützenkompanie Trient Major de Beta und eifriger Kämpfer für ein freies Tirol, verließen diese Welt.

Am 7. Jänner 1962 erlitt Anton Gostner, der zuvor im Gefängnis von Bozen von Carabinieri schwer gefoltert worden war, einen Herzinfarkt und verstarb. Im Gedenken an seinen 60. Todestag hatte die Schützenkompanie St. Andrä zusammen mit dem Schützenbezirk Brixen eine würdige Gedenkfeier organisiert, an der Obmann Roland Lang und weitere Vertreter des SHB teilnahmen. Besondere Verdienste für die Organisation des Gedenkens an Gostner gebühren dem Ehrenmajor des SSB Sepp Kaser, der uns leider auch im November 2022 verlassen hat.

Bereits Ende Jänner hatte der SHB an den Bürgermeister und den Vizebürgermeister von Bozen einen Brief geschrieben, in dem angeregt wurde, an der damaligen Kaiserin Maria-Theresia-Schule (jetzige Dante-Alighieri-Schule) eine Gedenktafel anzubringen, die an die Besetzung der Schule vor 100 Jahren durch die Faschisten im Oktober 1922 erinnern sollte. Eine Antwort blieb aus- jedoch der Vorschlag wurde dann von der Gemeinde Bozen umgesetzt. Dem SHB blieb zwar die Genugtuung über die Umsetzung seines Vorschlages, aber der wiedergegebene Text ist sehr mangelhaft.

Eine besondere Idee hatte der Heimatbund für den Josefitag 2022. Aus Anlass des Jubiläums 250 Jahre Ernennung des Hl. Josef zum Patron und Schutzherrn des Landes Tirol (Kaiserliches Dekret von Maria Theresias im Jahre 1772) wurde dem Wohn -und Pflegeheim St. Pauls ein Besuch abgestattet. Dabei wurden, einer alten Tradition folgend, die nach dem Landespatron genannten St. Josef- Küchlein an die überraschten Heiminsassen und dem Pflegepersonal verteilt. Es ist dies ein kleines Zeichen an diese Menschen, die alle noch den Josefitag als Feiertag kannten, aber auch an die Öffentlichkeit, dass wir uns weiterhin für diesen Feiertag einsetzen werden, so Reinhild Campidell/ Thaler, Meinrad Berger und Roland Lang. Sie hatten die Aktion „St. Josef Küchlein“ im Namen des SHB ausgeführt.

100 Jahre Machtergreifung des Faschismus in Italien- wie stehen die Italiener zu ihrer Geschichte? Die Antwort dazu war dem SHB eine staatsweite Meinungsumfrage wert. Die Ergebnisse zeigten, dass sogar die Italiener mit der Aufarbeitung der schwarzen Diktatur mit 55,8 Prozent nicht zufrieden waren. Auch wenn mit knapp 90 Prozent die damaligen faschistischen Konzentrationslager, Rassengesetze, Giftgaseinsätze und Unterdrückung der Minderheiten auf Ablehnung stoßen, werden die faschistischen Relikte in Südtirol mehrheitlich als Zeichen der Italianità verteidigt.

Am 25. Dezember starb der ehemalige italienische Außenminister Franco Frattini. Keinesfalls eine Beleidigung eines Toten, aber an seine politischen Taten und Aussagen sollte ein SHB- Nachruf erinnern.

So nahm 2006 Frattini Stellung gegen die österreichische Schutzmachtfunktion für Südtirol. Er erklärte gegenüber der Zeitung „Alto Adige“: „Die Schutzmacht-Funktion und das Selbstbestimmungsrecht fordert man für unterdrückte Völker, nicht für die bestgeschützte Minderheit in Europa.“ (APA-Meldung vom 5. 2. 2006).

Als italienischer Außenminister erklärte Franco Frattini Mitte Februar 2009 in einem Interview, dass sich der Wind in Rom für Südtirol gedreht habe. Die Ansässigkeitsklausel von vier Jahren sei „eine Ungerechtigkeit, die unverzüglich beseitigt werden muss.“

Eigenartigerweise wurde diese Aussendung von beinahe allen Medien in Südtirol verschwiegen, ja man bezeichnete ihn sogar als Förderer der Autonomie und großen Südtirol-Freund. Selbst Frattini hätte dazu sicher den Kopf geschüttelt.

Sehr viel Zuspruch erhielt unsere Aktion für die Zweisprachigkeit in einem M-Preis Supermarket in Bozen. Südtirol ist ein zweisprachiges Land. Diesem Umstand Rechnung tragend sollte auch im Handel eine Verkäuferin den Kunden zumindest mit einem „Guten Tag“ bzw. einem „Buongiorno“ in seiner Muttersprache an der Kasse begrüßen.

Der Südtiroler Heimatbund wurde in diesem Zusammenhang auf Frau Saba aufmerksam gemacht, die im MPreis in der Drususstraße in Bozen arbeitet. Sie ist stets freundlich und spricht beide Landessprachen fließend. Für sehr viele deutsche Kunden kommt es überraschend, in Bozen endlich einmal in ihrer Muttersprache den täglichen Einkauf erledigen zu können.

Eine Vertretung des SHB hat dann Frau Saba im MPreis besucht und ihr mit einem Blumenstrauß und einigen Keksen für ihre Mehrsprachigkeit, die sie auch umsetzt und ihre Kundenfreundlichkeit gedankt.

Weitere Aktionen waren ein Besuch des Dorfes Salurn und seiner Geschichte unter der Führung von Franz Kosta, außerdem eine Spende für die kriegsgepeinigten Menschen in der Ukraine. Auch die Gedenkfeier für die Häftlinge des KZ Campo Isarco wurde mitgestaltet.

Im November erklärte sich der SHB solidarisch mit Michele Favero, Sekretär der Unabhängigkeitsbewegung Indipendenza Veneta und verteidigte damit das Recht auf Meinungsfreiheit. Favero hatte scharfe Kritik an General Luigi Cadorna geäußert, dem er vorwarf, Zehntausende seiner Landsleute ohne Rückendeckung in zahlreichen Schlachten geschickt zu haben und sie damit dem sicheren Tod ausgeliefert zu haben. Er wurde deshalb gerichtlich belangt.

Viel Arbeit wurde in die Organisation der Kundgebung „100 Jahre faschistischer Marsch auf Bozen“ und der „Gedenkfeier Sepp Kerschbaumer“ zusammen mit dem Südtiroler Schützenbund investiert, dem hier ein herzliches Dankeschön für die ausgezeichnete Zusammenarbeit gebührt.

Bleibt nur noch, so Obmann Roland Lang, meinen beiden Stellvertretern Meinrad Berger und Luis Pixner für die ausgezeichnete Zusammenarbeit zu danken. Außerdem allen Mitgliedern des Bundesausschusses, dem Buchautor Günther Rauch, der Welschtirolerin Manuela Sartori und vielen anderen, die dem Heimatbund auch dieses Jahr wieder unterstützten!

 

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

Bezirk: Bozen