Von: bba
Pfatten – Das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums Laimburg für das Jahr 2022 ist gestartet. Es umfasst 397 Projekte und Tätigkeiten, die die Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums im Jahr 2022 für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung umsetzen werden.
397 Projekte und Tätigkeiten wird das Versuchszentrum Laimburg im Jahr 2022 bearbeiten. Das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums wird jeweils im Vorjahr zusammen mit den Interessenvertretern der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung erarbeitet und legt fest, woran das Versuchszentrum forscht. Nun ist das Tätigkeitsprogramm 2022 auf der Webseite des Versuchszentrums Laimburg verfügbar: „Als angewandte Forschungseinrichtung betreibt das Versuchszentrum Laimburg Versuchstätigkeit und Forschung, um die Probleme der Landwirtschaft zu lösen und der Lebensmittelverarbeitung neue Verarbeitungstechniken und Produkte aufzuzeigen“, betont der Direktor des Versuchszentrums Laimburg Michael Oberhuber. „Mit den knapp 400 Projekten und Tätigkeiten, die wir dieses Jahr umsetzen, leisten wir einen Beitrag dazu, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte zu sichern.“
„Das Versuchszentrum Laimburg spielt eine tragende Rolle für die Weiterentwicklung der Südtiroler Landwirtschaft. Um eine ressourceneffiziente Landwirtschaft zu gewährleisten, ist der Ausbau der Forschung essenziell. Nur so können bevorstehende Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Digitalisierung gemeistert werden. Die Bäuerinnen und Bauern brauchen die Begleitung und Unterstützung der angewandten Forschung, damit unser Handeln auf handfestem Wissen basiert“, ergänzt der zuständige Landesrat Arnold Schuler.
Wie entsteht das jährliche Forschungsprogramm des Versuchszentrums Laimburg?
Jedes Jahr wird das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums Laimburg gemeinsam mit den Vertreterorganisationen der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung erarbeitet. Auch das Tätigkeitsprogramm 2022 wurde auf die Erfordernisse der landwirtschaftlichen und Lebensmittel verarbeitenden Praxis ausgerichtet. Dazu wurden die Interessenvertreter aufgefordert, Vorschläge für Forschungsvorhaben einzureichen. Diese externen Projektvorschläge wurden gesammelt und mit den internen Vorschlägen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Versuchszentrums zusammengeführt.
Jedes Jahr im Spätsommer finden dann die sogenannten „Fachbeiratssitzungen“ zu allen Forschungsbereichen des Versuchszentrums statt. In diesen Fachbeiratssitzungen diskutieren die jeweiligen Experten des Versuchszentrums und die lokalen Interessenvertreter gemeinsam die aktuellen Probleme und die eingegangenen Vorschläge für neue Forschungsvorhaben.
Im Jahr 2021 wurden dazu insgesamt 139 lokale Organisationen, wie etwa der Südtiroler Bauernbund, die Beratungsorganisationen, Vertreter der Obst-, Wein- und Berglandwirtschaft, Bioverbände etc. eingeladen. Insgesamt 113 Vorschläge für neue Projekte und Tätigkeiten haben die verschiedenen Institutionen für das Tätigkeitsprogramm 2022 vorgelegt. Alle Vorschläge wurden auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft und gemeinsam priorisiert. Die Priorisierungen wurden anschließend dem Wissenschaftlichen Beirat des Versuchszentrums zur Stellungnahme vorgelegt und daraufhin in Abstimmung mit dem Ressort für Landwirtschaft vom Direktor des Versuchszentrums Laimburg Michael Oberhuber genehmigt.
Mit welchen Themen beschäftigt sich das Versuchszentrum Laimburg im Jahr 2022?
Das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums Laimburg unterscheidet zwischen „Tätigkeiten“ und „Projekten“. Bei den Tätigkeiten handelt es sich um kontinuierlich stattfindende Forschungsaktivitäten wie etwa Sorten- oder Standortprüfungen im Obstbau, Weinbau oder Kräuteranbau; die Prüfung neuer Anbausysteme oder aber die Prüfung von Mitteln oder Strategien zur Regulierung von Krankheiten und Schädlingen. Projekte hingegen werden infolge einer neu aufgetretenen Problematik oder eines konkreten Forschungsbedarfs durchgeführt und haben einen begrenzten und definierten Bearbeitungszeitraum. Dazu gehören auch sogenannte Drittmittelprojekte, z. B. Projekte, die aus Mitteln europäischer Programme wie dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE finanziert werden.
Im Fokus: Organische Dünger im Obst- und Weinbau
Am Versuchszentrum Laimburg arbeiten die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Obst- und Weinbau seit mehr als zehn Jahren an verschiedenen Versuchen zur organischen Düngung. Insbesondere im Weinbau spielt diese eine wichtige Rolle, sieht doch die Nachhaltigkeitsstrategie „Südtirol Wein Agenda 2030“ den vollständigen Ersatz mineralischer Stickstoffdünger durch organische Dünger vor. Im Projekt „MOVino – Wintereinsaaten im Weinbau: mikrobielle Biomasse und Kohlenstoffspeicher” untersuchen Florian Haas und sein Team in den nächsten fünf Jahren, welche positiven Auswirkungen eine Gründüngung durch Wintereinsaaten auf den Boden hat. Die Forscher analysieren, ob die Gründüngung zu einer Verbesserung der Kohlenstoffbindung, sowie der Nährstoffverfügbarkeit im Boden führt. Sie gehen auch der Frage nach, ob eine Gründüngung die mikrobielle Biomasse und Biodiversität im Boden beeinflusst. Ziel des Projektes ist es, mit der nachhaltigen Praxis von Wintereinsaaten die organische Substanz und damit Bodenfruchtbarkeit der Südtiroler Weinbauböden auch ohne Zugabe von synthetischen Stickstoffen zu erhalten sowie die Anbausysteme klimafreundlicher zu gestalten. Am Projekt beteiligen sich neben der Arbeitsgruppe „Physiologie und Anbautechnik“ die Arbeitsgruppen „Futtermittelanalysen“, „Boden- und Pflanzenanalysen“ und „Phytopathologie“ des Versuchszentrums Laimburg. Kooperationspartner ist außerdem die Universität für Bodenkultur Wien.
Mit dem Thema organische Düngung im Obstbau beschäftigt sich unter anderem Markus Kelderer, Leiter der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ am Versuchszentrum Laimburg. Ein neues Projekt untersucht verschiedene Düngemethoden wie organische Handelsdünger und Bodenverbesserer im Vergleich zu herkömmlichen chemischen Stickstoffdüngern. Lag in früheren Projekten der Fokus beim Düngen auf einer Steigerung von Wachstum und Ertrag der Apfelbäume, so gilt nun ein besonderes Augenmerk den Nährstoffflüssen, Nährstoffbilanzen und bodenbiologischen Aspekten. Nicht zuletzt sind die organische Bodensubstanz und Bodenbiologie wesentliche Hebel für eine klimafreundliche Landwirtschaft. Am fünfjährigen Projekt arbeitet auch die Arbeitsgruppe „Boden- und Pflanzenanalysen“ des Versuchszentrums Laimburg.