Von: bba
Bozen/Brixen – Die diözesane Kommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit macht zum Tag der menschenwürdigen Arbeit auf die Würde der Arbeit und die Würde der Arbeitenden aufmerksam. Die Arbeit hat sich zu einer wichtigen Instanz für die Identitätsbildung und Sinnfindung vieler Menschen entwickelt. Der Mensch ist immer mehr als eine funktionierende und zweckorientierte Rolle; er arbeitet, um zu leben – nicht umgekehrt; die Arbeit ist für den Menschen da – nicht andersherum.
„Die Würde der Arbeit und der Arbeitenden ist gegeben, wenn die Arbeit frei, kreativ, solidarisch und partizipativ ist“, betont Flavio Debertol und erklärt: Die Arbeit ist:
frei, wenn alle Formen von Sklaverei, Illegalität und Ausbeutung verboten sind;
kreativ und trägt zur Innovation bei – nicht allein im technischen Bereich;
solidarisch, denn durch die Arbeit werden Beziehungen, Anerkennung und Unterstützung ermöglicht und aufgebaut;
partizipativ, wenn sie im Bewusstsein durchgeführt wird, dass es keine Wirtschaft gibt, die due Mitbeteiligung des Menschen ignorieren kann. Die Würde der Arbeit und der Arbeitenden beginnt schon beim Hören, auf mich
selbst und auf die anderen.
Das bedeutet für mich…
…, dass kein Mensch in seinem Sein und Tun als Selbstverständlichkeit aufgefasst werden darf. Es sollte immer ein Zeichen von Respekt, ein Gefühl von Dankbarkeit, eine Geste der Wertschätzung mitschwingen, denn die Arbeit und die Arbeitenden sind mehr als bloß ein „Mittel zum Zweck“. (Johann Kiem)
…, dass unter Arbeit nicht nur Erwerbsarbeit verstanden werden darf. Würde das Recht auf ein Einkommen und nicht das Recht auf Erwerbsarbeit im Mittelpunkt stehen, dann gäbe es einen starken Paradigmenwechsel: Es würde der politische Druck fallen, dass möglichst alle erwerbstätig sein müssen und somit immer mehr produziert, immer mehr konsumiert und immer mehr weggeworfen werden muss. (Sepp Kusstatscher)
…, dass es mir wichtig ist, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, die einen Beitrag zur positiven Ausgestaltung der Gesellschaft darstellt. Es bedeutet aber auch, dass ich mich und die Menschen in meiner Umgebung gerade aufgrund dieser Ebene des Ideals nicht überfordere und einen angemessenen Ausgleich schaffe. (Karl Brunner)
…, dass Respekt und Beziehung die Kernbegrifft für die Würde der Arbeit und der Arbeitenden darstellt. Beim Hören auf mich selbst und auf die anderen geht es um das Gleichgewicht zwischen den eigenen Bedürfnissen und jenen der anderen. (Enrico Broccanello)
…, dass die Pandemie uns gelehrt hat, das Wesentliche wieder verstärkt wertzuschätzen. Die Angst vor einer Ansteckung, die damit zusammenhängenden zwischenmenschlichen Distanzierungen, aber auch Zukunftssorgen und veränderten Arbeitsformen – all das hat dazu beigetragen, dass ein wahres Miteinander erschwert wurde, weshalb wir uns verstärkt für die Fürsorge, das Verständnis und den Respekt gegenüber dem Nächsten stark machen sollen – vor allem auch in der Arbeitswelt. (Kitty De Guelmi)
… dass die Pandemie den Wert bestimmter Arbeiten neu ins Bewusstsein gerückt hat. Eine Person im Sanitätsbereich beispielsweise arbeitet unter hohen körperlichen und emotionalen Belastungen – trotzdem versucht man Hoffnung zu vermitteln, umarmt den Patienten oft nur mehr mit einem Blick und gibt auf jene Art und Weise, die möglich ist, Würde weiter. (Paola Carbajal)
… dass dem Hören ein neues Gewicht zu geben ist. Hören auf mich selbst, auf mein Gegenüber, auf die Menschen, die mir anvertraut und nahe sind, bei der Arbeit, zuhause… aber auch auf diejenigen, die mir fernstehen, mir begegnen, die ich nur flüchtig kenne. Die Würde schützen beginnt schon im Kleinen, bei uns selbst. Zuhören, unsere Ohren und unser Herz öffnen hilft, Vorurteile zu hinterfragen, Menschen und ihre Arbeit wertzuschätzen und im Dialog mit sich selbst und dem anderen zu bleiben. So können wir denen eine Stimme geben, die selbst keine Stimme haben. (Brigitte Hofmann)