Von: luk
Bozen – Die Archäologie und zwar die vorgeschichtlichen Brandopferplätze stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt des Europäischen Tages des Denkmals, zu dem das Landesamt für Bodendenkmäler am Sonntag, den 6. Oktober, in sein Fundarchiv nach Frangart einlädt. Zwischen 10 und 17 Uhr werden einige bedeutende archäologische Funde aus Brandopferplätzen im Südtiroler Raum gezeigt. Zudem werden Archäologen und Restauratoren den Besuchenden Informationen zum Thema Brandopferplätze vermitteln.
Der Europäische Tag des Denkmals 2019 steht in Südtirol unter dem Leitwort “Feuer für die Götter”. Dieses Motto veranschaulicht, dass Menschen seit jeher eine Beziehung zu höheren Mächten suchten. Im alpinen Raum sind ab der Kupferzeit (Ende 4. Jahrtausend v. Chr.) Brandopferplätze archäologisch belegt. Geopfert wurden tierische und pflanzliche Gaben sowie Gegenstände, wie Schmuck, Geräte und Waffen, indem man sie dem Feuer übergab. “Diesem Feueropfer lag die Vorstellung zugrunde, dass Feuer das Opfer reinige, die in Rauch verwandelte Opfermaterie zu den Gottheiten im Himmel aufsteige und somit die irdische und die himmlische Welt miteinander verbinde”, erklärt die Direktorin im Landesamt für Bodendenkmäler, Catrin Marzoli.
Die Opfer bildeten ein Geschenk an die Götter und wurden diesen als Dank und auch als Bitte übergeben. In den ersten Jahrtausenden wurde an den Brandopferplätzen vorwiegend das blutige Opfer vollzogen: man schlachtete Tiere zu Ehren der Gottheit. Ein Teil des geschlachteten Tieres wurde den Göttern als Opfergabe übergeben, der restliche Teil wurde im Rahmen eines gemeinschaftlichen Festes von den Teilnehmern am Kultfest verspeist. “Sie verbrannten die Schenkel und ließen die köstlichen Speisen froh sich schmecken”, hielt Homer in der Odyssee (XIII, 24–26) fest.
Neben dem Tier- und Speiseopfer gewann später (2. Hälfte 1. Jahrtausend v. Chr.) unter mediterranem Einfluss das Trankopfer eine immer größere Bedeutung: Dem Wein kam eine zentrale Rolle zu. Infolge des Trankopfers an die Götter fand das Symposion, das gemeinsame Trinken, statt. 392 nach Christi verbot der römische Kaiser Theodosius den heidnischen Götterkult. Doch heidnische Kulte leben weiter.
Der Europäische Tag des Denkmals wurde 1991 von der Europäischen Union ins Leben gerufen, um das Interesse an Kulturgütern zu fördern und damit zur Erhaltung des reichen Erbes beizutragen. In Südtirol wurde der Europäische Tag des Denkmals erstmals im Jahr 2005 veranstaltet. Seither findet die Initiative jährlich zu einem ausgewählten Thema statt.