Der Verein ASAA ist froh, Abhilfen bei Burnout zu schaffen

Task Force in der Demenzbetreuung daheim gegen Überförderung

Donnerstag, 31. Oktober 2024 | 22:25 Uhr

Von: ka

Bozen – Bei der Betreuung von Menschen mit Demenz zuhause können schnell zusätzliche Probleme entstehen. Denn Betroffene reagieren aufgrund ihrer Erkrankung häufig verunsichert und emotional. Es kommt zu einer Änderung des Verhaltens, auch Depressionen, Aggressivität und Unruhe treten oft im Rahmen einer Demenz auf.

Der Verein Alzheimer Südtirol ASAA will nun verstärkt diese Probleme in den Griff bekommen und bietet über das von der Volksbank Südtirol mitfinanzierte Projekt „Sollievo- Miteinander“ in vielen Landesteilen gezielte Hausbesuche mit praktischen Beratungen an, die für die interessierte Bevölkerung durch Experten sowie Freiwillige kostenlos sind. ASAA Präsident Ulrich Seitz betont, dass die Initiative des Vereins noch nie so dringend notwendig war wie zur Zeit, nicht mal während der Pandemie-Zeit.

Der Grund dafür liegt weiterhin in den sehr langen Wartezeiten für den Zugang zu fachärztlichen Leistungen, die sich über mehrere Monate strecken, wie jene für die Pflegeeinstufung. Südtirol ist mit seinen über 13.000 Demenzkranken und den rund 1200 Neudiagnosen pro Jahr, immer mehr am Anschlag. Dabei wiederholen sich folgende Bilder ständig: Sich als selbst schon alter Mensch um die an Demenz erkrankte Ehefrau kümmern zu müssen. Als Tochter oder Sohn plötzlich die Pflege für Vater oder Mutter zu übernehmen, obwohl man voll berufstätig ist: In Südtirol befinden sich weit mehr als 10.000 Menschen in dieser schwierigen Lage. Laut Gesundheitsministerium in Rom werden 75 Prozent der 3,4 Millionen Pflegebedürftigen in Italien schon jetzt zu Hause versorgt, mehr als 1,5 von ihnen in Norditalien, so also ebenso in Südtirol ausschließlich von den direkten Angehörigen. Die meisten dieser Frauen und Männer hatten vorher keinerlei Erfahrung in der Pflege und fühlen sich entsprechend überfordert. Neben gezielten Screenings setzt der Verein auf einen behutsamen, aber effizienten Umgang mit allen im Pflegeprozess Beteiligen. Ein Schwerpunkt liegt dabei neben den Screenings, den ärztlichen Abklärungen, den rechtlichen Beratungen, die Validation, vor allem in der Sicherstellung rehabilitativer Maßnahmen, wie über die Anwendung der Ergotherapie und Logopädie.

ASSA/Im Bild von links nach rechts:
ASSA Präsident Ulrich Seitz mit den Expertinnen Ulrike Saltuari, Elisabeth Hofer und Kathrin Malfertheiner, die vom Verein eingebunden werden.

In der Ergotherapie werden spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Betreuung gezielt und ressourcenorientiert eingesetzt. Dies erlaubt dem Klienten, seine Handlungsfähigkeit im Alltag, seine gesellschaftliche Teilhabe und seine Lebensqualität zu verbessern. Ergotherapeuten  setzen gestalterische Techniken ein, optimieren Handlungsabläufe oder üben Alternativen, wenn diese für den Patienten leichter zu bewerkstelligen sind. Gemeinsam werden zum Beispiel Aktivitäten gesucht, die wichtig waren oder gerne ausgeführt wurden und Wege, die trotz Einschränkungen trotzdem durchgeführt werden können. Ziel ist es, allen Beteiligten mehr Lebensqualität und Erleichterung im Alltag zu ermöglichen. Erfolgserlebnisse – und wenn es „nur“ die Zubereitung des Mittagessens in der Mikrowelle ist – zählen dazu genauso, wie das selbständige Duschen oder Ankleiden, betont Ulrich Seitz.

Etwas das es zu unterstreichen gilt, ist dass Menschen mit Demenz  sowohl unter Artikulationsschwierigkeiten als auch unter Schluckproblemen leiden. Schon zu Beginn der Krankheit verschlechtert sich in vielen Fällen das Sprachvermögen – oft daran zu erkennen, dass Gesprächspartner mit Demenz nicht die richtigen Worte finden, schnell abschweifen, abrupt das Thema wechseln, Gesagtes vergessen oder sich immer seltener am Austausch beteiligen. Die Folge: Sie vermögen es immer weniger, Bitten und Bedürfnisse zu äußern, was das Verhältnis zu Partner, Familie und Betreuer erschwert. Eine fortschreitende Demenz drückt sich oft auch in Schluckstörungen aus. Ulrich Seitz und sein Team arbeiten daher daran, dass mittels  Logopädie, die Kommunikationsfähigkeit und das Schlucken länger erhalten bleibt. Alle Interessierten können sich jederzeit für Services unter info@asaa.it oder der Grünen Nummer des Vereins Alzheimer Südtirol 800660561 melden.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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2 Kommentare auf "Task Force in der Demenzbetreuung daheim gegen Überförderung"


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ebbi
ebbi
Kinig
4 Tage 4 h
Das Projekt ist ja durchaus lobenswert, aber wenn mal 3 Stunden jemand nach Hause kommt für eine Beratung, rettet das niemand vor einem Bournout. Angehörige brauchen nicht die X-te Beratung, sondern konkrete, flexible und bezahlbare Entlastungen. Die Aussicht auf einen Heimplatz, wenn es nicht mehr geht, auch nur kurzfristig und ein erreichbares, präsentes Demenz- Team mit an der Spitze einem Arzt, der auch kurzfristig erreichbar ist. Wir brauchen auch endlich eine ethische Diskussion, wie lange ist ein Leben noch lebenswert, was will bzw. wollte der Betroffene für sein Leben? Was ist für ihn Lebensqualität? Und zum Schluss: muss Leben um… Weiterlesen »
thomas
thomas
Kinig
3 Tage 18 h

nicht der Rede wert dieses Angebot. Von einer Angehörigenvereinigung muss viel mehr kommen. Und es gilt, nicht nur Bozen zu berücksichtigen, sondern das ganze Land

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