Vortrag von Roger Pycha in Terlan

“Top oder flop im Job?”

Donnerstag, 02. November 2023 | 19:01 Uhr

Von: ka

Terlan – Gerade die Besten brennen leicht aus, sagt man. Burnout oder Ausbrennen ist ein seelischer, geistiger und körperlicher Erschöpfungszustand. Er hält über einen längeren Zeitraum an und ist verbunden mit Gefühlen der Leere und der Sinnlosigkeit. Betroffene beklagen ein geringes Selbstwertgefühl und eine negative Einstellung zur Arbeit, aber auch zu sich selbst und anderen gegenüber.

Burnout wird gerne als „Manager-Krankheit“ bezeichnet, weil starker Arbeitsdruck der Auslöser ist. Meist liegt aber nicht einfach sehr viel Arbeit vor, sondern belastende Kontakte mit Mitarbeitern und Vorgesetzten, ermüdende und sinnlos erscheinende Bürokratie, unklare Regeln im Betrieb, kaum beeinflussbare Entscheidungswege erschweren die Arbeitsgestaltung.  Auch Ablehnung von Eigeninitiative, fehlendes Lob oder mangelnde Solidarität zwischen Kollegen, mobbing oder bossing sind gewichtige Ursachen für ein burnout.

Risikogruppen sind Menschen, die in sozialen Berufen tätig sind, mehrfach belastete alleinerziehende Mütter (inzwischen auch Väter) und Menschen in Führungspositionen. In den letzten Jahren ist eine zusätzliche Gruppe von Gefährdeten entdeckt worden: Mitarbeiter in großen anonymen Organisationen, die sich allein gelassen fühlen.

Betroffene entwickeln im Laufe der Zeit einen Zwang, sich ständig in der Arbeit zu beweisen, obwohl sie längst erschöpft und ausgebrannt sind. Sie können schlecht „Nein“ sagen und sind nicht mehr imstande, ihre eigenen Bedürfnisse nach Ruhe und Erholung wahrzunehmen. Ihre Werte verändern sich, und auch der eigene Körper wird dabei oft vernachlässigt. Konflikte, Probleme und soziale Kontakte werden zunehmend gemieden. Betroffene betäuben sich oft mit Alkohol, mit Tabletten oder lenken sich durch noch mehr Arbeit, unkontrolliertes Essen oder rauschhaften Sex ab.

Wenn Folgekrankheiten wie Depression, Angststörung oder Sucht entstanden sind, ist es unbedingt angeraten, Psychologen, Psychiater oder Fachleute der Suchtberatung aufzusuchen. Körperliche Beschwerden sind Warnsignale, die medizinisch abgeklärt und behandelt werden sollten. Dabei können im ärztlichen Gespräch die Entstehungsbedingungen offen angesprochen werden. Wenn Betroffene die Einsicht entwickeln, dass es so nicht mehr weiter gehen kann, ist es endlich möglich, Veränderungen des Lebensstils zu besprechen. Der Weg aus dem burnout heraus beginnt mit der eigenen Einsicht.

Der bekannte Psychiater und Psychotherapeut Dr. Roger Pycha wird am Mittwoch, den 8.November im Pfarrsaal von Terlan ab 20 Uhr die zwölf Stufen hin zum burnout, und die zwölf günstigen Schritte heraus schildern. Der KVW Terlan und die Selbsthilfebereinigung „Lichtung“ laden alle Interessierten dazu herzlich ein, der Eintritt ist unentgeltlich. Roger Pycha ist wissenschaftlicher Leiter der Europäischen Allianz gegen Depression in Südtirol und anerkannter Experte für die Behandlung von Burnout. Seit 2022 ist Burnout als eigenstaändige Erlrankung anerkannt. „Es ist“, erklärt Pycha, „ein Leiden, das man sehr oft selbst gut heilen kann:“

Bezirk: Bozen