Von: mk
Bozen – 2021 wurden die Landschaftspflegebeiträge ausgesetzt. Der Heimatpflegeverband appelliert an die Landesregierung, 2022 die Förderung von Kleindenkmälern wie Trockenmauern, Zäunen, Schindel- und Strohdächern, Backöfen, Wegkreuzen usw. dringend wieder aufzunehmen, um deren Verlust vorzubeugen.
Mit Dekret Nr. 1041 vom 22. Dezember 2020 hat die Landesregierung aufgrund „reduzierter Geldmittel für das Ressort für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege“ beschlossen, die Landschaftspflegebeiträge für das Jahr 2021 auszusetzen. „Diese Maßnahme muss eine der Coronakrise geschuldete, einmalige Ausnahme bleiben, wenn das herausragende Kulturerbe der Südtiroler Kleindenkmäler nicht auf lange Sicht verschwinden soll“, erklärt der Heimatpflegeverband in einer Aussendung.
Bereits ein sehr kleiner Bruchteil des Landeshaushalts sei für den Erhalt hunderter Kleindenkmäler ausreichend. Es brauche nicht sehr viel Geld, um die Zäune, Trockenmauern, Schindel- und Strohdächer in ganz Südtirol zu fördern. Das wurde bei der diesjährigen Tagung der Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbands im Passeiertal wieder deutlich. 506 Beitragsansuchen wurden 2020 vom Heimatpflegeverband bearbeitet, die Antragsteller bei Sanierung und Wiedererrichtung von bäuerlichen Kleindenkmälern betreut und rund 1,1 Millionen Euro an Beiträgen vermittelt. „Mit dieser Summe – die angesichts der hohen Kosten vieler anderer Projekte im Landeshaushalt doch sehr moderat ist – wird die Arbeit vieler Bauern und anderer Bürger auf dem ganzen Landesgebiet gefördert und honoriert, die einen unschätzbaren Beitrag für die einmalige Kulturlandschaft Südtirols leisten“, so die Heimatpfleger
Förderung “weiterhin flächendeckend für ganz Südtirol”
Für Schindeldächer werden seit Jahrzehnten Landschaftspflegebeiträge gewährt. „Die Förderung ist absolut notwendig, um diese Eindeckungsart am Leben zu erhalten, und das Ergebnis ist lobenswert und sichtbar. Dies wird deutlich, wenn man sich ein wenig über die Grenzen Südtirols hinausbewegt, wo es keine Subventionen für Schindeldächer gibt: Dort verschwinden immer mehr der traditionellen Dächer. Diese Art der Dacheindeckung prägt die Südtiroler Landschaft entscheidend mit“, betont der Verband. Schindeldächer findet man im Ultental, Pustertal, Sarntal, Passeiertal, Eisacktal und nahezu in ganz Südtirol. Dasselbe gilt für Zäune, Trockenmauern und andere Kleindenkmäler: Sie sind für ganz Südtirol prägend.
Deshalb müsse es auch weiterhin für Antragsteller aus ganz Südtirol möglich sein, um Förderung für ihre Kleindenkmäler anzusuchen, die Landschaftspflegebeiträge dürften nicht auf einzelne Gebiete oder Talschaften reduziert werden, so die Heimatpfleger.
Aufstockung der Beiträge für Landschaftspflege gefordert
Während Schindel- und Strohdächer in den letzten Jahrzehnten sinnvollerweise mit einem Landschaftspflegebeitrag gefördert wurden, gingen die traditionellen mit Mönch- und Nonne-Ziegeln gedeckten Dächer im Unterland und Überetsch bisher leer aus. „In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass immer mehr Mönch- und Nonne-Eindeckungen verschwinden und vielfach mit roten Industrieziegeln ersetzt werden. Das verändert die typische Dachlandschaft im Unterland und Überetsch in negativer Weise.“ Der Heimatpflegeverband ist deshalb der Meinung, dass es an der Zeit ist, alle für Südtirol typischen und traditionellen Bedachungsarten zu berücksichtigen und sich nicht nur auf das Schindeldach zu konzentrieren. Es müsse ein neues Bewusstsein für die Wahl der Dacheindeckung in den Wein- und Obstbaudörfern geschaffen werden, und Architekten und Bauherren müssten für den Wert der historischen Dacheindeckungen im Unterland und im Überetsch sensibilisiert und zur Wahl von Mönch- und Nonne-Ziegeln angeregt werden.
Die letzten Strohdächer Südtirols
Es gibt in Südtirol nur mehr wenige Strohdächer. Trotzdem gibt es – vor allem am Tschöggelberg – noch Bauern mit viel Einsatz und Idealismus, die den Kreislauf vom Getreideanbau bis zum Stroh auf dem Dach aufrechterhalten. „Gerade sie sind ganz dringend auf öffentliche Wertschätzung und Förderung angewiesen, wenn diese einzigartige Eindeckungsart nicht nur als museales Relikt, sondern als gelebte Kulturtechnik erhalten bleiben soll. Deshalb ist es vor allem in diesem Bereich notwendig, dass die seit vielen Jahren gleich gebliebenen Beiträge an den tatsächlichen Aufwand angepasst und massiv erhöht werden“, erklären die Heimatpfleger
Tagung der Sachbearbeiter des Heimatpflegeverband im Passeiertal
In Pfelders im Passeiertal haben sich die Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbandes zu ihrer alljährlichen Tagung getroffen. „Voraussichtlich zum vorletzten Mal, denn der Heimatpflegeverband hat die Bearbeitung und Betreuung der Landschaftspflegebeiträge Mitte 2020 aufgrund von mangelnder Wertschätzung und zunehmender Bürokratisierung abgegeben“, heißt es in einer Aussendung. Trotzdem setze sich der Heimatpflegeverband „auch weiterhin mit vollem Einsatz für die kleinen Paradiese und Wunder, die wir mit den vielen Kleindenkmälern hier glücklicherweise – noch – haben, ein“. Denn bei der Sanierung und Wiedererrichtung von Holzzäunen, Schindeldächern, Trockensteinmauern etc. gehe es nicht um kosmetische Eingriffe für eine touristische Scheinwelt, sondern um eine selbstbewusst gelebte Kultur.
„Eine moderne Gesellschaft profitiert mehr von der Förderung traditioneller Kulturtechniken, als von kurzfristig greifenden Sparmaßnahmen. Die kapillare Förderung von bäuerlichen Kleindenkmälern in ganz Südtirol ist deshalb ein sinnvoller und erfolgreicher Gegenentwurf zur Musealisierung von längst nicht mehr gelebter Kultur in nur wenigen Gebieten“, erklärt der Heimatpflegeverband.