Theater

Trutz – Wirken von Ideologien und das Hoffen auf ein besseres Leben

Mittwoch, 02. November 2022 | 14:57 Uhr

Von: mk

Bozen – Christoph Hein hat mit seinem Roman „Trutz“ ein großes Erinnerungsbuch über die grausamen Verflechtungen Deutschlands und Russlands bzw. der Sowjetunion geschrieben. Es schildert, wie die deutsche Familie Trutz und die russische Familie Gejm ohne eigene Schuld zu Opfern werden. Ein ganzes Jahrhundert Geschichte wird am Beispiel zweier Familien erzählt.

Der deutsche Schriftsteller Rainer Trutz und der russische Wissenschaftler Waldemar Gejm geraten in den Mahlstrom der Gewalten des 20. Jahrhunderts. Nach gelungener Flucht vor den Nazis kommen Rainer und seine Frau voller Hoffnung auf ein besseres Leben in der Sowjetunion an. Hier lernen sie die Gejms kennen. Ein Kind wird geboren, Makyl. Auch die Gejms haben einen Sohn, Rem. Waldemar Gejm macht die beiden Kinder zu Probanden in seiner Forschung zur Mnemotechnik, der Lehre von Ursprung und Funktion des Gedächtnisses. Die beiden Kinder sind gelehrige Schüler. Doch plötzlich werden die Trutzens auch hier verfolgt. Eine alte Rezension wird Rainer zum Verhängnis. Er wird zum Opfer der stalinistischen Säuberungen und im Gulag erschlagen, Gudrun stirbt in der Verbannung und auch Gejm fällt der Willkür des stalinistischen Systems zum Opfer. Er wird deportiert. Seine Forschung erregte Anstoß. Nur Makyl und Rem überleben. Beide werden wegen ihrer Fähigkeit, nichts zu vergessen im Verlaufe ihres Lebens immer wieder Probleme mit der Macht bekommen. Erst im vereinigten Deutschland begegnen sie sich wieder.

Der 1944 geborene und in Ostdeutschland aufgewachsene Autor Christoph Hein hat mit „Trutz“ einen Roman über das Wirken von Ideologien, über das Hoffen auf ein besseres Leben jenseits von Ausbeutung und Unterdrückung, über Lügen und Verbrechen und das Problem, all das zu erinnern und zu erzählen, geschrieben. Dušan David Parízek hat den 500 Seiten langen Roman für die Bühne bearbeitet. Er lässt vier Schauspieler*innen die komplexe Handlung darstellen und mehrere Rollen verkörpern und es gelingt ihm, die düsteren Kapitel der Geschichte mit viel Spiellust und Witz zu paaren.

Die Aufführungen finden am 16. und 17. November im Waltherhaus in Bozen statt. Die kostenlosen Einführungen beginnen jeweils um 19.30 Uhr. Informationen und Karten gibt es im Südtiroler Kulturinstitut unter 0471 313800.

Unterstützt wird das Gastspiel von der Raiffeisenkasse Bozen und Konverto; subventioniert von der Südtiroler Landesregierung, Abteilung Deutsche Kultur.

Bezirk: Bozen