Von: mk
Bozen – Die elf Umweltverbände, die das Dossier „Dolomiten UNESCO” unterzeichnet haben, wiesen in einer Aussprache mit der UNESCO-Welterbe-Führung und der International Union for Conservation of Nature (IUCN) auf das gravierende Fehlen von Schutzmaßnahmen bei der Verwaltung des Dolomiten-Gebietes hin.
„Die Dolomiten als Teil des UNESCO-Weltnaturerbes wurden und werden nicht ausreichend vor den massiven und ständig zunehmenden Touristenströmen geschützt, die unweigerlich auch eine ernsthafte Umweltzerstörung mit sich bringen“, erklären die Umweltverbände Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Ecoistituto del Veneto Alex Langer, Federazione Pro Natura, Friends of the Earth, Italia Nostra, Legambiente, Lia Natura y Usanzes, LIPU, Mountain Wilderness, Peraltrestrade und WWF. Sie haben sich für den Schutz des UNESCO-Weltnaturerbes Dolomiten zusammengeschlossen und bereits im Dezember 2019 das Dossier „Dolomiten UNESCO“ erstellt. Darin wird der „mangelnde Schutz dieses Berggebietes detailliert aufgezeigt und angeprangert“.
Da eine bereits im vergangenen Sommer vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz initiierte Aussprache mit den Verantwortlichen In Paris ohne sichtbare Folgen blieb, haben die Vereine und Verbände nun in einer gemeinsamen virtuellen Aussprache am 3. November den Vertretern der UNESCO-Führung in Paris und der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN), die für die Überwachung der territorialen Integrität der Welterbe-Liste zuständig ist, Bericht erstattet: „Der jedes verträgliche Maß überschreitende Druck durch den ständig zunehmen Tourismus hat zu einer zunehmenden Verschlechterung der fragilen Umwelt dieser Berge geführt. Auf lokaler Ebene haben die UNESCO-Dolomiten-Stiftung und die zuständigen Verwaltungen diesem unverhältnismäßigen Touristenzulauf nichts entgegengesetzt, keinen Plan zum nachhaltigen Management ausgearbeitet und keinerlei Schutzmaßnahmen für die Dolomiten-Bergwelt in die Wege geleitet. Die Dolomiten-Stiftung war nicht im Stande, die verschiedenen Interessen auf lokaler und politischer Ebene ausreichend abzuwägen und konkrete Aktionen im Einklang mit dem Managementplan 2040 umzusetzen. Zudem sind die im Jahr 2021 in Cortina stattfindenden Alpinen Ski-Weltmeisterschaften sowie die Olympischen Winterspiele Mailand-Cortina im Jahr 2026 Großereignisse, die die Probleme des Gebietsmanagements massiv verstärken werden.“
Die UNESCO und die IUCN dankten den Verbänden für die vor Ort durchgeführte Überwachungsarbeit und betonten, dass sie sich in dieser Angelegenheit mit dem italienischen Umweltministerium sowie dem italienischen UNESCO-Komitee austauschen werden. Sie baten zudem um weitere Klarstellungen zu den im Dossier aufgeworfenen Fragen, um besser abschätzen zu können, welche Strategien es umzusetzen gilt, um dem erhöhten touristischen Druck auf die UNESCO-Stätte wirksam entgegenzuwirken.
Während des Treffens betonten beide Seiten, dass der Massentourismus, der immer stärker auch in fragilen Bergregionen spürbar sei. Es seien jetzt spezifische und wirksame Maßnahmen notwendig, um diesem zusätzlichen Druck etwas entgegenzusetzen, der durch die UNESCO-Anerkennung entsteht. Mechtild Rössler, Direktorin des UNESCO-Welterbe-Zentrums, rief dazu auf, die durch das COVID-19 verursachte Krise als Gelegenheit zu nutzen, um die Regeln eines neuen nachhaltigen Tourismus klar zu formulieren, d.h. unter Achtung der Schutzbestimmungen, die es künftigen Generationen ermöglichen, von der Unversehrtheit des Kulturerbes und ganz allgemein der natürlichen Umwelt zu profitieren.
Die Umweltverbände erklärten, die Anregungen, die sich während des Treffens herauskristallisiert haben, entsprechend aufzuarbeiten. Zudem kündigten sie an, dass sie sich auch direkt an das Umweltministerium, das Ministerium für das Kulturerbe und das italienische UNESCO-Komitee in Rom wenden würden, um dort den Ernst der Situation klar darzulegen, in der sich das UNESCO-Dolomitenerbe befinde. „Damit sollen gemäß den in Sevilla im Jahr 2009 unterzeichneten Verpflichtungen für die Verleihung des Welterbe-Titels an die Dolomiten sofortige Maßnahmen zum Erhalt und zum Schutz ergriffen werden können. Verpflichtungen, die die Stiftung, wie im Dossier hervorgehoben wird, bisher nicht erfüllt hat, weder gegenüber der UNESCO noch gegenüber den Stiftungsmitgliedern einschließlich der Umweltverbände.“