Von: mk
Bozen – Im Oktober 2017 wurde zwischen der Südtiroler Landesregierung und der Freien Universität Bozen eine Vereinbarung geschlossen mit dem Ziel, Bildungs- und Forschungsplattformen zu gründen, die für einige spezielle Forschungsbereiche eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Universität und den entsprechenden Landesstellen der Autonomen Provinz Bozen gewährleisten können. Auf der heutigen Pressekonferenz wurden die neu eingerichteten Plattformen für Bildung sowie Kulturerbe und Kulturproduktion vorgestellt, geleitet respektive von Peter Höllrigl und Waltraud Kofler Engl.
Die Universitäre Plattform Bildung schafft und sichert beste Voraussetzungen zur Bearbeitung gemeinsamer Themenfelder zwischen der Universität und den einzelnen Bildungsakteuren und der Landesverwaltung. Die Plattform wird bei der Konkretisierung von neuen Studiengängen und -angeboten der Fakultät für Bildungswissenschaften beratend tätig sein; als Beispiele seien „Südtiroler FIT“ genannt, die Ausbildung der Integrationslehrpersonen oder der lehrbefähigende Spezialisierungskurs für Sprachlehrpersonen für SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Dazu gehört auch, dass von den drei Bildungssystemen des Landes aufgezeigte Ausbildungsnotwendigkeiten wie Angebote der Höheren Berufsbildung für die universitätsinterne Bearbeitung vorbereitet werden. Eine verstärkte Zusammenarbeit aller drei Schulsysteme des Landes soll mit der Fakultät für Bildungswissenschaften bei Fort- und Weiterbildung der KindergartenpädagogInnen und Lehrpersonen aller Schulstufen und Schularten ermöglicht und der Transfer von Forschungsergebnissen an der Universität in die Schulwelt unterstützt werden. Dies alles vor dem Hintergrund, Gesamtkonzepte für Schul- und Universitätswelt zu erarbeiten und anstehende Prozesse zu begleiten und zu moderieren. Als Experte konnte dabei der frühere Schulamtsleiter Peter Höllrigl für die Leitung der Plattform Bildung mit einer Dauer von drei Jahren gewonnen werden. „Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Möglichkeiten einer systematischen und kontinuierlichen Zusammenarbeit auf Grund der institutionellen Distanz zwischen den Systemen nicht erkannt und wahrgenommen wurden, weswegen ein hohes Entwicklungspotential für das Bildungswesen des Landes brach liegt“, erläutert Peter Höllrigl. „Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe erlaubt es uns, an den Kompetenzen der verschiedenen Akteure optimal anzudocken und durch die so erreichten gemeinsamen Ergebnisse einen nachhaltigen Mehrwert für die Bildungslandschaft Südtirol zu schaffen. Das zu ermöglichen ist eine der wesentlichen Zielsetzungen der universitären Plattform Bildung.“
Die Universitäre Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion basiert auf einem neuen Kulturverständnis als kollektiver Produktion. Dabei ist ein zentraler Aspekt, dass Erforschung und Intervention nicht mehr zu trennen sind. Die Praxis der Plattform selbst nimmt Teil an der Aushandlung kultureller Prozesse. Die wissenschaftlichen Methoden begleitet stets eine auf spezifische Situationen bezogene Umsetzung, bei denen die Gestaltungskompetenzen der Fakultät für Design und Künste sowohl aus den Bereichen Produktdesign,Kommunikationsdesign und des Service-/Social Designs wie auch der Kunst genutzt werden sollen. Dadurch ist die Methode der Plattform durch ein spezifisches Miteinander aus Theorie und Praxis gekennzeichnet. Erforschung und Umsetzung sind nicht mehr getrennt, sondern greifen ineinander: Das auf spezifische Situationen bezogene Projekt gibt Anlass für forschende Abstraktionen, die unmittelbar wieder in die Praxis zurückfließen. Als Expertin konnte die Direktorin des Amtes für Bau und Kunstdenkmäler/Abteilung Denkmalpflege Waltraud Kofler Engl gewonnen werden, die ab 1.September die Leitung der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion mit einer Dauer von drei Jahren antreten wird. „Kulturerbe ist nicht eine feste, statische Größe, sondern Kulturerbe entwickelt, verändert sich, Kulturerbe wird. Die Wahrnehmung, das Begreifen von Kulturerbe, die aktive Teilhabe, das Verständnis für Kulturerbe als Potential für kulturelles Wachsen ist eine kulturelle-soziale – und bildungsrelevante Aufgabe“, so Waltraud Kofler Engl. „In dieser Richtung wird die Plattform innerhalb und außerhalb der Universität Akzente von regionaler Relevanz setzen und als kulturelle Praktikerin in Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Institutionen und Vereinen mit ähnlicher Zielsetzung treten.“
Präsidentin Prof. Ulrike Tappeiner hob eingangs die Synergien hervor, welche durch das gemeinsame Wirken und Wissen um den Kontext entstehen werden, welches die beiden hochqualifizierten Direktoren in ihrem jeweiligen Bereich mit an die Universität bringen.
Rektor Prof. Paolo Lugli schlug in dieselbe Kerbe und unterstrich den Umstand, dass nach seinem ersten Fokus auf technische Bereiche – hervorgehoben sei die geplante Fakultät für Ingenieurswissenschaften – der Stellenwert der Bildung, der Kultur und der Musik durch die neuen Plattformen an der Universität zunehmen werde.
Landeshauptmann Arno Kompatscher lobte die Einrichtung der neuen Bildungs- und Forschungsplattformen an der Freien Universität Bozen, denn „sie zeigen, dass die Universität längst kein Elfenbeinturm mehr ist, sondern vielmehr sehr konkrete und wertvolle Inputs für unser Land gibt, um vernetzt im Sinne der Gesellschaft und der Wirtschaft zu arbeiten, speziell nunmehr im Bereich der Bildung und des Erhalts und Produktion des Kulturerbes.“
Landesrat Philipp Achammer, zuständig für das Ressort Deutsche Bildung, Kultur und Integration, unterstrich „den Stellenwert der Lehrerausbildung speziell in unserer Provinz Bozen. Die Konzeption derselben hat große Auswirkungen und die Plattformen werden künftig dahingehend arbeiten, dass keine Energie zwischen den einzelnen Akteuren verloren wird.“
An der Pressekonferenz nahmen die Präsidentin der Freien Universität Bozen, Prof. Ulrike Tappeiner, teil, der Rektor der Freien Universität Bozen, Prof. Paolo Lugli, der Landeshauptmann Arno Kompatscher, der Landesrat für Deutsche Bildung und Kultur Philipp Achammer, die Direktorin der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion Waltraud Kofler Engl und der Direktor der Plattform Bildung Peter Höllrigl.