"Kinder im Grünen" von Ivana Kobilca in der Ausstellung

Unteres Belvedere zeigt slowenische Malerei “in Farben”

Mittwoch, 29. Januar 2025 | 13:10 Uhr

Von: apa

Die Zeit vom Revolutionsjahr 1848 bis zum Zerfall der Donaumonarchie 1918 waren Schlüsseljahre nicht nur in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht, sondern auch für Kunst. Ein zentrales Charakteristikum der Malerei in Slowenien in dieser Epoche war etwa die intensive Beschäftigung mit Farbe, wie Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig am Mittwoch vor Medien betonte. Das Untere Belvedere widmet ab Donnerstag slowenischer Malerei 1848-1918 eine Ausstellung.

Der Titel der Schau, “Die Welt in Farben”, ist Programm, denn “sehr früh” hat man sich in der Malerei in unserem heutigen Nachbarland “stark und analytisch” mit Farbe beschäftigt, wie Markus Fellinger sagte. Gemeinsam mit Barbara Jaki, Direktorin der Nationalgalerie Sloweniens, kuratierte er die Schau. Bereits im ersten Werk der Präsentation wird das deutlich: Im Porträt seines Schwagers (um 1899) beschäftigt sich Rihard Jakopič weniger mit einer möglichst wirklichkeitsnahen Darstellung denn mit dem komplexen Zusammenspiel von Licht und Farbe. Diese Tradition setzte sich fort und manifestierte sich besonders auch im slowenischen Expressionismus.

Ambivalentes Verhältnis

Die künstlerischen Beziehungen zwischen Wien und Ljubljana vertieften sich zur Zeit Maria Theresias und intensivierten sich im 19. Jahrhundert. Es war ein ambivalentes Verhältnis, was die Schau ebenfalls thematisiert: “Wien nahm beim Erkennen der Qualität und Originalität der modernen slowenischen Malerei eine Schlüsselposition ein”, führte Jaki aus. Bahnbrechend für diese war eine große Ausstellung 1904 in der Wiener Galerie des renommierten Kunsthändlers Hugo O. Miethke. Zugleich fühlten sich viele in der Hauptstadt der Donaumonarchie lebende Kunstschaffende als Fremde, sagte Fellinger.

Anhand umfangreicher, informativer Texttafeln und einem erstaunlich breiten Spektrum an ausgewählten Werken führt “Die Welt in Farben” durch definierte Schwerpunkte wie “Aufbruch in der Landschaftsmalerei”, “Entdeckung des Lichts” (Ivana Kobilcas großformatiges Gemälde “Kinder im Grünen” als Musterbeispiel), “Farbe trifft Form” und “Der Weg zu einer nationalen Kultur”. Rollig: “Die Ausstellung zeigt Malerei- und Stil-Geschichte; wie Malerei im 19. Jahrhundert immer auch Werkzeug und Propagandawerkzeug zur Bildung nationaler Identitäten war, ist ebenfalls Thema.”

International orientiert

Man möge erstaunt sein, wie international orientiert sich die Malerei Sloweniens entwickelte, so Rollig. Verdeutlicht wird das in Gegenüberstellungen etwa von Vincent van Goghs “Die Ebene von Auvers” mit dem Bild “Das Feld von Rafolče” (1903) von Ivan Grohar, dem einzigen von ehemals 27 Werken slowenischer Künstlerinnen und Künstler, das sich bis heute im Bestand des Belvedere befindet. Im letzten Teil wird ein direkter Vergleich zwischen slowenischer und österreichischer Malerei gezogen.

Nach Jožef Tominc, herausragender slowenischer Maler der Vormärzzeit, schafften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Landsleute wie Jožef Petkovšek oder Ivana Kobilca den Durchbruch. Um die Jahrhundertwende etablierte sich die Gruppe der Slowenischen Impressionisten um Jakopič, Grohar, Matija Jama und Matej Sternen. “Viele dieser Namen waren in Wien damals bekannter, als sie es heute sind, was auch an den Grenzverschiebungen nach dem Ersten Weltkrieg lag”, heißt es im Katalog zur Ausstellung. Daher gilt es in “Die Welt in Farben” slowenische Kunstschaffende zu entdecken, die “auch so manchem Experten weniger bekannt sein dürften”, wie Fellinger vermutet.

(S E R V I C E – “Die Welt in Farben – Slowenische Malerei 1848−1918” im Unteren Belvedere, Wien 3, Rennweg 6, 30.1.-25.5., Mo-So10-18 Uhr, Katalog zur Ausstellung, hrsg. von Stella Rollig, Markus Fellinger und Barbara Jaki, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, 296 Seiten; www.belvedere.at)

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