Von: mk
Bozen – „Zeit ist das wertvollste, das wir unseren Mitmenschen schenken können“: Unter diesem Motto leisten die freiwilligen Helferinnen und Helfer im Caritas-Projekt „Vergiss-mein-nicht“ pflegebedürftigen, insbesondere demenzkranken Menschen seit zehn Jahren regelmäßig Gesellschaft und Beistand und entlasten damit auch deren Angehörige. Gestern Nachmittag hat die Freiwilligengruppe dieses Jubiläum gemeinsam mit Caritas-Verantwortlichen, Netzwerkpartnern und Betreuten im Palais Mamming in Meran gefeiert.
Ein paar Stunden „Luft holen“ und ausspannen ist für pflegende Angehörige keine Selbstverständlichkeit. Die engagierten Freiwilligen im Projekt „Vergiss-mein-nicht“, das die Caritas Hauspflege vor zehn Jahren ins Leben gerufen hat, bieten Entlastung an. Sie verbringen jede Woche ein paar Stunden ihrer Zeit mit demenzkranken und pflegebedürftigen Menschen im Burggrafenamt. „Diese Besuche sind eine wertvolle Hilfe für die Angehörigen, die sonst oft 24 Stunden in die Pflege eingebunden sind. Sie sind aber auch eine wichtige und willkommene Abwechslung im Alltag von Menschen, die krank sind und deshalb leider nur wenig Kontakt nach außen haben“, betonte Caritas-Direktor Paolo Valente bei der Jubiläumsfeier im Palais Mamming in Meran. Er bedankte sich herzlich bei der 36-köpfigen Freiwilligengruppe, die seit einem Jahrzehnt unermüdlich mit viel Einfühlungsvermögen und Freude im Einsatz ist.
Begonnen hat „Vergiss-mein-nicht“ als Pilotprojekt der Caritas Hauspflege, welche pflegebedürftige Menschen im Burggrafenamt betreut. „Die Belastungen für die Angehörigen sind groß. Professionelle Dienste leisten zwar wichtige Hilfestellungen, doch reichen diese vor allem im ländlichen Raum oft nicht aus, um den pflegenden Angehörigen ausreichend Entlastung zu bieten. Deshalb haben wir versucht, Freiwillige zu gewinnen, die bereit sind, diesen Menschen regelmäßig ein paar Stunden ihrer Zeit zu widmen“, erklärte Paula Tasser, die Leiterin der Caritas-Hauspflege. Für den ersten Ausbildungszyklus meldeten sich auch gleich elf Frauen und Männer an, von denen fünf bis heute im Einsatz sind.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Freiwilligengruppe auf 36 Mitglieder angewachsen. „Jede und jeder betreut eine Person und besucht diese mindestens einmal in der Woche“, erklärt Tasser. Wie sie diese gemeinsame Zeit nutzen, hängt von den Interessen und Bedürfnissen der Betreuten ab. „Besonders beliebt sind Spaziergänge, oder Besuche im Café“, weiß Tasser. Oft machen die Freiwilligen aber auch einfaches „Ratscherle“, hören gemeinsam Musik, basteln oder sehen sich Erinnerungsalben an, während die Angehörigen in dieser Zeit ausspannen und die freien Stunden für sich selbst nutzen können. In Haushalts- und Pflegetätigkeiten sind die freiwilligen Helfer nicht eingebunden.
„Anfangs haben die Freiwilligen ausschließlich Menschen mit Demenz besucht, während sich heute immer öfter auch Frauen und Männer bei uns melden, die Pflege brauchen oder die sehr einsam sind und isoliert leben“, so Tasser. In vielen Fällen sind es die Betroffenen selbst, oder die Angehörigen, die um Begleitung bitten. Oft werden sie aber auch über die Abteilung Geriatrie am Krankenhaus Meran vermittelt. Der Primar der Abteilung, Christian Wenter, hat sich von Anfang an für das Projekt „Vergiss-mein-nicht“ eingesetzt und unterstützt es bis heute durch Beratung und Weiterbildungen für die Freiwilligengruppe. Bei der Jubiläumsfeier berichtete Wenter über die Erfahrung der vergangenen 10 Jahre, die eindrucksvoll gezeigt haben, wie sehr sich die Situation der Kranken und ihrer Angehörigen durch die anhaltende regelmäßige Unterstützung durch die engagierten „Vergissmeinnichte“ bessert. „Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Um ein Kind aufzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf. Ähnliches gilt auch für die Betreuung eines Alzheimer-Kranken. Die Aktion Vergiss-mein-nicht ist auch deshalb ein gelebtes Zeichen gesellschaftlicher Solidarität“, betonte Wenter.
Die Nachfrage nach den Besuchen der freiwilligen Helferinnen und Helfer ist seit 10 Jahren ungebrochen hoch. Deshalb sucht die Gruppe laufend Verstärkung. Erst kürzlich ist wieder ein Ausbildungszyklus für neue Mitglieder zu Ende gegangen. „Die Konfrontation mit Alter, Krankheit und Tod ist bereichernd, aber auch herausfordernd. Es gibt schönen und berührende Momente, aber auch belastende Situationen. Wir wollen die Freiwilligen darauf vorbereiten und ihnen helfen, diese zu meistern“, betont Paula Tasser. Neben der Koordination der Freiwilligeneinsätze bietet die Caritas Hauspflege deshalb auch regelmäßige Treffen und Weiterbildungen an.
Einblick in die Arbeit der Freiwilligen von „Vergiss-mein-nicht“ gaben gestern Nachmittag Susanne Reiterer und Ulrich Weiss. Sie sind bereits seit mehreren Jahren Teil von „Vergiss-mein-nicht“ und berichteten von Ihren Erfahrungen im Umgang mit den betreuten Menschen; von kleinen Begebenheiten und von der Zufriedenheit und Bereicherung, die sie durch ihr Engagement erfahren. „Wir schenken unsere Zeit, bekommen aber sehr viel wieder zurück“, so die beiden Helfer.
Für nähere Informationen zum Projekt „Vergiss-mein-nicht“ steht die Caritas Hauspflege am Meraner Rennweg 96 unter Tel. 0473 495 650 zur Verfügung. Paula Tasser, beantwortet gerne Fragen zum Projekt und informiert unverbindlich über die Freiwilligeneinsätze. Informationen sind auch unter www.caritas.bz.it abrufbar.