Von: Ivd
Bozen – Hotelbauten aus der Jahrhundertwende vor imponierender Bergkulisse, ein Saltner mit Kopfschmuck, dahinter die Texelgruppe oder Bozen um 1900, Frauen waschen Wäsche auf der Straße – solche Ansichtskarten haben lange das Bild unseres Landes nach Außen dominiert. Geschäftstüchtige Verleger und Fotografinnen und Fotografen haben diese Motive geprägt. Einer dieser Männer (in wenigen Fällen waren es Frauen) war der Fotograf und Verleger Lorenz Fränzl (1879 – 1951). Eine virtuelle Schau im Webportal “Katalog der Kulturgüter in Südtirol”, kuratiert von Karin Maringgele vom Touriseum, dem Südtiroler Landesmuseum für Tourismus, zeigt eine Auswahl der Ansichtskarten, Druckwerke und Souvenirs des Verlags Fränzl und bietet erstmals einen Überblick über das Leben des Lorenz Fränzl und rund 120 Jahre Firmengeschichte.
Im Webportal “Katalog der Kulturgüter in Südtirol”, abrufbar unter diesem Link, machen viele Museen, Archive und andere Gedächtniseinrichtungen Südtirols Objekte aus ihren Depots zugänglich. Zu Lorenz Fränzl sind knapp 3000 verschiedene Einträge zu finden, in erster Linie Ansichtskarten und Fotografien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus ganz Südtirol. Zur Person Lorenz Fränzl fand sich aber bis vor Kurzem nur wenig gesicherte Information. Karin Maringgele, Fachfrau für die Sammlungserschließung und -erfassung im Touriseum, machte sich an die Recherche, um diese Lücke in der Dokumentation der Südtiroler Fotografiegeschichte zu schließen. Ergebnis ist ein erstes Profil des Verlegers und Fotografen Lorenz Fränzl und ein Überblick über seine Unternehmungen in Bayern und Südtirol.
Kulturelles Erbe wird online zugänglich gemacht
Das Landesamt für Museen und museale Forschung unterstützt Südtiroler Gedächtniseinrichtungen darin, ihre Bestände online zu veröffentlichen. Notburga Siller betreut das Netzwerk der mehr als 45 verschiedenen Einrichtungen. Dabei spielt nicht nur die technische Infrastruktur eine Rolle: “Es geht auch darum, Personen zu identifizieren, Fotografinnen und Fotografen sowie Kunstschaffende zu benennen, und auch darum, dieselben Begriffe zu verwenden. So werden die Objekte tatsächlich zugänglich, und das Verständnis für Wissenschaft und Allgemeinheit ermöglicht”, erklärt Siller.
Museumslandesrat Philipp Achammer betont, dass mit dieser virtuellen Ausstellung auch eine Forschungslücke der Südtiroler Fotografiegeschichte geschlossen wird: “Die Aufnahmen von Lorenz Fränzl haben die Idee von ‘Südtirol’ mitgeprägt, über ihn selbst wusste man aber bisher wenig. An diesem Beispiel zeigt sich: In den Südtiroler Landesmuseen und anderen musealen Einrichtungen wird bei der Arbeit mit den Sammlungen Grundlagenforschung betrieben. Die Objekte und Kulturgüter in den Depots und Archiven sind wertvolle Zeugen und Quellen des Wissens. Das Webportal und die systematische inhaltliche Arbeit machen diese Informationen online ohne große Hürden zugänglich, nicht nur für die wissenschaftliche Forschung, sondern auch für die interessierte Öffentlichkeit.”
Die virtuelle Ausstellung “Lorenz Fränzl: Fotograf und Verleger” entstand in Zusammenarbeit des Touriseums mit dem Amt für Museen und museale Forschung. Auf Basis der Recherchen konnten die verschiedenen Beschriftungen zusammengeführt und mit der Person “Fränzl, Lorenz”, geboren am 15. April 1879 in Oberammergau und verstorben am 14. September 1951 in Bozen, verbunden werden. Die Nachkommen führen den Verlag Fränzl heute noch. In der Ausstellung wird etwa ein Motiv zum Besuch von Papst Benedikt XVI im Jahr 2008 in Südtirol gezeigt: Ein Porträt von Josef Ratzinger, montiert vor der beeindruckenden Kulisse der Geislergruppe. Die Bildsprache aus der Anfangszeit des Lorenz Fränzl findet hier ihre Fortsetzung.