Diözese ehrt Rosmarie Karbon, Hartwig Seifert und Don Flavio Debertol 

Vision für 2038: Bischof Ivo Muser wirft Blick in die Zukunft 

Samstag, 23. September 2023 | 16:32 Uhr

Von: luk

Brixen – Bei der Pastoraltagung am Beginn des diözesanen Arbeitsjahres hält Bischof Ivo Muser immer auch eine Grundsatzrede. Heute (23. September 2023) skizzierte er nicht wie üblich die aktuellen Herausforderungen für die Ortskirche, sondern stellte den Seelsorgern, Theologen und Ehrenamtlichen eine umfassende Vision für die Diözese im Jahr 2038 vor. Die Vision beinhaltet eine Kirche, die an Einfluss und Mitgliederzahlen verloren hat, sich jedoch in dieser „Bescheidenheit und Machtlosigkeit“ neu definiert hat.

„2038 sind wir weniger, bescheidener und machtloser. Unsere Feiergemeinden sind radikal kleiner, die Kirche ist in der Gesellschaft weniger relevant und akzeptiert. Wir haben gelernt, diese Realität anzunehmen und im Licht des Evangeliums zu deuten“: Mit dieser Einschätzung eröffnete Bischof Ivo Muser sein Referat bei der Pastoraltagung an der Brixner Cusanus-Akademie.

Bischof Muser malte ein Bild der Kirche des Jahres 2038: Eine Gemeinschaft, die zwar kleiner und weniger einflussreich ist, sich jedoch auf ihren spirituellen Kern besinnt hat. “Wir haben gelernt, dass Gott unsere Stärke ist. Der Verlust von gesellschaftlichem Einfluss hat uns geholfen, eine Kirche der Seligpreisungen zu werden”, sagte der Bischof.

Beseelt vom Evangelium 

Die Vision des Bischofs skizziert eine Kirche, die von der Liebe zu Gott und den Mitmenschen angetrieben ist. Muser sieht eine Glaubensgemeinschaft, die “geistlicher und missionarischer” geworden ist. Die Kirche soll eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen, indem sie Anteil am Leben der Menschen nimmt und die frohe Botschaft Christi verkündet.

Synodalität und Gemeinschaft 

Laut Bischof Muser sind zwei Schlüsselelemente für diese Entwicklung entscheidend: „stark im Hören“ und „stark in Beziehung“ zu sein. Kleine christliche Gemeinschaften werden das Herzstück der Diözese bilden, in denen die Bibel gelesen und die Sorgen der Menschen diskutiert werden. Diese neue Form der Synodalität soll dazu beitragen, Blockaden und Polarisierungen zu überwinden und so eine positive Erfahrung von Kirche zu ermöglichen.

Stark im Hören 

Das erste Element, „stark im Hören“, unterstreicht die Bedeutung der Aufmerksamkeit für das Wort Gottes und für die Stimmen der Gemeinschaft. „Auf das Wort Gottes hören wir in besonderer Weise in kleinen christlichen Gemeinschaften. Menschen treffen sich in nachbarschaftlichen und freundschaftlichen Kreisen, lesen gemeinsam die Bibel und tragen Sorge für die Menschen in ihrem Umfeld. Diese kleinen Gruppen tragen das christliche Leben in unserer Diözese und erreichen Menschen, die über die traditionelle Pfarrstruktur nicht erreicht werden konnten“, erklärte Bischof Muser.

Stark in Beziehung 

Das zweite Schlüsselelement, „stark in Beziehung“, hebt die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft und darüber hinaus hervor. „Wir haben gelernt, dass gute und starke Beziehungen das Maß unseres Handelns sind. Wir pflegen Beziehung auf allen Ebenen“, betonte der Bischof. „Wir sind stark in Beziehung heißt für uns auch: wir sind gut organisiert. Leitungsteams, die kirchenrechtlich und zivilrechtlich anerkannt sind, tragen unsere Pfarreien. Für den priesterlichen Dienst sind durch die Leitungsteams neue Perspektiven entstanden. Dank überschaubarer, sinnvoller und klarer Aufgaben erleben die Priester ihren Dienst als Erfüllung und auch junge Menschen spüren eine Berufung dazu“, führte der Bischof aus.

Glaube als Geschenk empfinden 

Abschließend brachte Bischof Muser die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Glaube im Jahr 2038 als ein Geschenk für die Menschen wahrgenommen wird. In seiner Vision sind Glaube und Kirche unentbehrlicher Teil der Gesellschaft, die Menschen in guten und schlechten Zeiten begleiten und einen Sinn bieten, der über das materielle Leben hinausgeht. „Wir sind da, als Gemeinschaft, die vom Evangelium beseelt ist, stark im Hören, stark in Beziehung, gut organisiert. So geben wir Zeugnis von Christus und von seinem Evangelium. So ist der Glaube ein Geschenk für die Menschen“, sagte Muser.

Diözese ehrt Rosmarie Karbon, Hartwig Seifert und Don Flavio Debertol 

Im Rahmen der Pastoraltagung hat Diözesanbischof Ivo Muser heute drei Persönlichkeiten mit der Verdienstmedaille der Diözese Bozen-Brixen ausgezeichnet: Rosmarie Karbon, Hartwig Seifert und Don Flavio Debertol erhielten die Ehrung für ihre außergewöhnlichen Verdienste und ihren engagierten Einsatz für die Ortskirche. Karbon ist u.a. für ihr Engagement für die Rolle der Frau in der Kirche ausgezeichnet worden, Seifert für seinen Einsatz im Verein „La Strada – Der Weg“, und Don Debertol für sein Wirken als Arbeiterpriester und als geistlicher Assistent mehrerer kirchlicher Verbände.

Diözese/Ohnewein

Die Verleihung der diözesanen Ehrungen im Rahmen der Pastoraltagung ist mittlerweile zur Tradition geworden. Wie Generalvikar Eugen Runggaldier erklärte, unterbreiten der Pastoralrat, die katholischen Vereine und Verbände, die Consulta dei laici und der Kurienrat dem Bischof Namensvorschläge für die Ehrung. Der Bischof entscheidet dann, wer die Ehrung erhalten soll.

Heute hat Bischof Muser Rosmarie Rassler Karbon, Hartwig Seifert und den Priester Flavio Debertol für ihre Verdienste um die Diözese ausgezeichnet. Der Diözesanbischof überreichte den Geehrten die Ehrenmedaille sowie eine Ehrenurkunde und dankte ihnen für ihren unermüdlichen Einsatz für die Diözese Bozen-Brixen.

Rosmarie Karbon wurde für ihre jahrelange engagierte Arbeit in der Katholischen Frauenbewegung auf Diözesanebene geehrt. Als Vorsitzende von 2004 bis 2016 leitete sie die Organisation und setzte sich intensiv für die Anliegen von Frauen in der Kirche und der Gesellschaft ein. Besonderen Wert legte sie auf die Weiterbildung in Glaubensfragen und die Förderung der Sakramentenkatechese.

Hartwig Seifert wurde für sein herausragendes Engagement im Verein „La Strada – Der Weg“ gewürdigt. Seit mehr als 40 Jahren ist er ehrenamtlich in dieser gemeinnützigen Organisation tätig. Als Anerkennung für seine Verdienste und seinen Einsatz bei „La Strada – Der Weg“, aber auch für sein soziales Engagement und die Förderung spiritueller Initiativen im Pilgerwesen hat Diözesanbischof Muser Hartwig Seifert die Ehrenmedaille der Diözese und eine Ehrenurkunde überreicht.

Don Flavio Debertol wurde für sein vielseitiges Engagement und seinen Einsatz als Arbeiterpriester und geistlicher Assistent verschiedener kirchlicher Verbände geehrt. Sein Wirken erstreckte und erstreckt sich nach wie vor über die Seelsorge für die Staatspolizei, die Betreuung der Associazione Cristiana Lavoratori Italiani (ACLI) und der Unione Cristiana Imprenditori Dirigenti (UCID) bis hin zur Unterstützung der Pfadfinder (Associazione Guide e Scouts Cattolici Italiani – AGESCI).

Bezirk: Eisacktal