Von: ka
Bozen – Bei einem Treffen haben sich Vertreter*innen der Südtiroler Subkultur mit Kulturlandesrat Philipp Achammer getroffen, um über die Potenziale junger Kulturräume und ein notwendiges internationales Kulturzentrum mit Techno-Club in Bozen zu sprechen.
Philipp Kieser, Kulturaktivist und Kultur-Unternehmer, betonte den unverzichtbaren Stellenwert solcher Räume: “Subkulturelle Räume ermöglichen es Gemeinschaften, sich jenseits dominanter Strukturen zu organisieren. Diese Räume repräsentieren und stärken die Identität von Kulturgemeinschaften. Sie sind gleichzeitig eine informelle Plattform zur Weiterbildung junger, kreativer Köpfe”, erläuterte Kieser, der selbst aus dieser Szene stammt und über ein Jahrzehnt junge Kulturschaffende begleitet hat.
Besonders hervorzuheben ist der Fokus dieser Räume auf soziale Werte anstelle von kommerziellen Interessen – ein wertvoller Ansatz in der heutigen Gesellschaft. Kulturlandesrat Achammer fügte hinzu: “Wir wollen Orte schaffen, die Sicherheit bieten, vor allem für diejenigen, die in der Gesellschaft oft übersehen werden. Diese Räume sind Brutstätten für Innovation und Kreativität. Ein vermehrtes Angebot solcher Räume könnte das Sicherheitsproblem abmildern, da es die konzentrierte Ansammlung junger Menschen an neuralgischen Punkten reduziert, an denen Langeweile und Frust sich oft in Gewalt und Konflikt entladen.”
Die positive Wirkung solcher Räume ist anhand von Initiativen wie BASIS Vinschgau und Ost-West Club Meran offensichtlich. Kieser betonte die Notwendigkeit für Bozen: „Seit der Schließung der Halle 28 im Jahr 2015 fehlt uns in der Landeshauptstadt ein geeigneter Raum für regelmäßige und nachhaltige Arbeit für die junge Musikszene und Clubkultur. Bozen, das sich selbst auch als Universitäts- und Musikstadt versteht, kann von einer vielfältigen Kulturszene, auch nachts, nur profitieren.“
Institutionen wie das Museion und der NOI Techpark erkennen die Bedeutung der Subkultur als Experimentierfeld und Netzwerkzentrum für die Jugend und bieten regelmäßig Ressourcen und Raum innerhalb ihrer Einrichtungen an. Laut Kieser wäre es auch für die Wirtschaft vorteilhaft, in diese kulturelle Bewegung zu investieren: Neben bezahlbaren Wohnraum, familienfreundlicher Umgebung und wettbewerbsfähigen Gehältern entscheiden junge qualifizierte Arbeitskräfte und Rückkehrer aus dem Ausland auch aufgrund kultureller Angebote. Letzteres stellt auch ein wirksames Gegenmittel für die zunehmende Abwanderung dar und schafft neue Arbeitsplätze in der Kreativwirtschaft.
Kulturlandesrat Achammer wurde umfassend über die aktuelle Situation der Subkultur informiert. Seit 2023 wird der Prozess zur Vereinigung aller Kollektive und Künstler*innen zu Vertretung der gemeinsamen Interessen vorangetrieben. Für Mai 2024 ist eine große Kundgebung und Streetparade im geplant. Ein weiterer ambitionierter Plan beinhaltet die Einführung eines Nachtbürgermeister*in-Modells, wie es in vielen europäischen Städten, unter anderem auch in Trient und Bologna, erfolgreich installiert wurde. Die Einrichtung eines eigenständigen sprachgruppenübergreifenden Förderfonds zur Unterstützung subkultureller Projekte und junger Kultur ist ebenso gewünscht.
Abschließend markiert das Treffen einen entscheidenden Fortschritt hin zu einem inklusiven Südtirol, welches die kulturelle Vielfalt wertschätzt und unterstützt. Es gibt eine starke Zuversicht, dass diese Zusammenarbeit zur Gründung eines Kulturzentrums in Bozen führen wird, welches nicht nur die diskutierten Werte repräsentiert, sondern auch dauerhaft die Bedürfnisse der jungen kulturellen Gemeinschaft erfüllt.