Feier in Montan

Volksschule wird nach Katakombenlehrerin benannt

Freitag, 03. Mai 2024 | 17:43 Uhr

Von: mk

Montan – Am heutigen Freitag hat die Grundschule Montan in einem Festakt offiziell den Namen der Montaner Katakombenlehrerin „Mathilde ‚Jordan Tilla‘ Amplatz“ erhalten – als Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit der Montaner Bevölkerung, 100 Jahre nach dem Verbot der deutschen Schule durch die sogenannte „Lex Gentile“, wie Lukas Varesco, stellvertretend für den Bildungsausschuss, eingangs betonte.

Auf Initiative des Bildungsausschusses Montan, unter der Präsidentschaft von Heidi Seppi Lindner, wurde schon vor einiger Zeit die Idee aufgegriffen, der örtlichen Volksschule einen Namen zu geben. Dies geschah auch im Hinblick auf das letztjährige Gedenkjahr zu 100 Jahren Lex Gentile von 1923, durch die damals der muttersprachliche Unterricht in Südtirol verboten wurde.

Die Wahl des Bildungsausschusses fiel auf Mathilde ‚Jordan Tilla‘ Amplatz, stellvertretend für alle Frauen, die damals im Verborgenen und heimlich den Kindern Unterricht in deutscher Sprache gaben. Dies geschah unter großen Opfern.

Neben dem Lehrerkollegium, der Schulleitung, den Schulkindern und deren Eltern waren auch Vertreter der Gemeindeverwaltung bzw. des Gemeinderates sowie zahlreiche Vereinsvertreter anwesend.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde an der Schule eine Bronzetafel von Pfarrer Michael Ennemoser gesegnet, welche die Namen der sechs Montaner Katakombenlehrerinnen – Mathilde Amplatz (Jordan Tilla), Maria Mazagg, Hella Rizzolli, Adele Nussbaumer, Gusti Rizzolli und Luise Tiefenthaler – trägt. Die Kosten für die Tafel wurden von der Montaner Gemeindeverwaltung übernommen. Bürgermeisterin Monika Delvai Hilber bedankte sich für die Initiative zur Benennung der Grundschule und bezeichnete es als historischen Moment. Sie erinnerte an den mutigen Einsatz der Lehrerinnen, die die deutsche Sprache im Geheimunterricht weiterhin unterrichteten. Auch Judith Bacher, Schulführungskraft des Schulsprengels Auer, bedankte sich für die Initiative und betonte, dass die Bildungseinrichtung sehr darauf bedacht ist, die deutsche Sprache zu fördern. In diesem Sinne sei es wichtig, sich an jene Lehrpersonen zu erinnern, die auch in schwierigen Zeiten den Deutschunterricht ermöglicht haben.

Bildungsausschuss Montan

Die Festrede wurde von Dr. Norbert Sparer aus St. Pauls gehalten. Er ging auf die damaligen leidvollen Geschehnisse ein, insbesondere auf den Lebenslauf von „Mathilde Amplatz“. Amplatz hatte bereits im Oktober 1923 sporadisch auf Anfrage verschiedener Eltern damit begonnen, Kinder in der deutschen Sprache zu unterweisen. Im August 1925 war sie eine der ersten, die an einem geheimen Ausbildungskurs für Notschullehrerinnen im Palais Toggenburg in Bozen teilnahm. Die faschistischen Behörden deckten bald ihre Tätigkeit auf, Carabinieri drohten ihr mit Inhaftierung, weshalb der Unterrichtsort ständig gewechselt werden musste. Sie nutzte spitzfindig alle gesetzlichen Möglichkeiten, um den Unterricht für die deutschen Kinder in Montan aufrechtzuerhalten. Sie unterrichtete jährlich bis zum Jahr 1940 jeweils 70-80 Kinder und Erwachsene.

Die Schulkinder der Grundschule Montan begleiteten die Feier musikalisch, welches sie eigens für die Feier einstudiert hatten.

Im Anschluss an die feierliche Namensgebung wurde im nahegelegenen Gajahof die Wanderausstellung des Südtiroler Schützenbundes zum Thema Katakombenschule der Montaner Dorfbevölkerung präsentiert. Neben den klassischen Schautafeln finden sich in der Ausstellung auch Bilder, Artikel und alte Gegenstände als örtliche Zeitzeugnisse, die von Mitbürgern zur Verfügung gestellt wurden. Die örtliche Schützenkompanie unter der Leitung von Hauptmann Lukas Wegscheider möchte in diesem Zusammenhang einen besonderen Dank an Elmar Thaler aussprechen, der unermüdlich recherchiert hat und besonders viele Informationen über diese leidvolle Zeit beschaffen konnte, die nun der Dorfbevölkerung zugänglich gemacht werden können. Die Ausstellung wird am morgigen Samstag und Sonntag sowie an den darauffolgenden Tagen geöffnet sein und wird von der Schützenkompanie Montan betreut.

Die Feier klang bei einem Umtrunk aus, der großzügigerweise von der Raiffeisenkasse Unterland finanziert wurde.

Bezirk: Überetsch/Unterland

Kommentare
Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Faktenchecker
2 Monate 1 Tag

Es geht auch ohne den rechten Heimatbund.

“n der Frühphase des SHB bestanden Verbindungen mit der rechten Szene in Deutschland, wie beispielsweise jene zum 1981–1988 in Passau verliehenen „Andreas-Hofer-Preis“ oder der 1973 in Nürnberg gegründeten „Kameradschaft der ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer“, zu denen auch Peter Kienesberger
und Erhard Hartung gehörten. Beide waren bei der Gründung des
„Buchdienstes Südtirol“ aktiv, in der völkische und rechte Autoren
publizieren konnten.[17] 1981 lancierte der SHB einen Aufruf mit völkischer Diktion gegen Mischehen und die damit verbundene Zersetzung des Volkskörpers.[18]”

https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdtiroler_Heimatbund

wpDiscuz