Von: mk
St. Vigil/Bozen – Erstmalig ist die Dolomitensage „Im Reich der Fanes“ von Karl Felix Wolff als Comic-Band erschienen. Ideator des Projektes ist Zeno Kastlunger aus St. Vigil, Autor Federico Memola, Zeichner Federico Vicentini.
Karl Felix Wolff (1879-1966) hat die mündlichen Erzählungen gesammelt, aufgeschrieben und damit vor dem Vergessen gerettet. Der Unternehmer und begeisterte Comic-Leser und -Sammler Zeno Kastlunger, Jahrgang 1971, aus St. Vigil, hat die Sage der Fanes aus den Schubladen der Volkskundler hervorgeholt, um sie in jene Sprache zu übertragen, die ihr vermutlich am besten gerecht wird – in die bilderreiche Sprache der Comics.
Kastlunger suchte – und fand einen der besten Comic-Texter Italiens: Federico Memola. Er suchte – und fand einen der besten aufsteigenden Comic-Zeichner: Federico Vicentini. Kastlunger, Memola und Vicentini arbeiteten über drei Jahre lang an den Vorlagen. Ihre Aufgabe: Die ursprünglichen, etwas sperrigen und heute schwer zugänglichen Texte von Karl Felix Wolff in ein auch für das Auge spannendes, packend zu lesendes Comic zu verwandeln. Zeno Kastlunger verfolgte den Entstehungsprozess mit seinem kritischen und geschulten Auge, gab Inputs, lieferte Fotos, feilte an den Texten.
„Schon als Kind träumte ich davon, die Sagen der Fanes in der Sprache der Bilder erzählen zu können. Jetzt hat sich der Traum verwirklicht“, erklärt Zeno Kastlunger
Das Leitmotiv ist im Wesentlichen bekannt: Prinzessin Dolasilla gelangt in den Besitz wundersamer Waffen, mit denen sie jeden Feind besiegen und ihre unglaublichen Abenteuer erfolgreich bestreiten kann. Aber dann trifft die kriegerische Fanes-Prinzessin auf Ey De Net, den König eines benachbarten, friedfertigen Volkes, und später auch noch auf den furchterregenden Spina de Mul, den bösen Zauberer, der es auf ihren Schmuck abgesehen hat. Wird es Dolasilla gelingen, hin- und hergerissen wie sie ist zwischen ihrer Mission, eine unerschrockene Kriegerin sein zu müssen, und ihren romantischen Träumen, den vielfältigen Gefahren zu trotzen und ihr Glück zu finden?
Im reichen Fundus von Karl Felix Wolff konnte Federico Memola aus dem vollen Schöpfen. Die Sagen rund um jenes Volk, das in der Bronzezeit etwa dort gelebt haben soll, wo sich heute der Naturpark Fanes-Sennes-Prags befindet, sind vielfältig. Im Laufe der Geschichte wurden die Erzählungen in der mündlichen Überlieferung immer weiter ausgedehnt, mit immer neuen Details angereichert, um irgendwann zum ladinischen Epos zu werden.
Memola, der bereits bei Bonelli Editori und für Star Comics gezeigt hat, dass er ein Meister seines Fachs ist, hat es verstanden, die zentralen Episoden und die wichtigsten Figuren der Sage in eine spannend zu lesende Story zu verdichten – die dann Federico Vicentinis Zeichnungen und Teresa Marzias Farben in eine fantastische Bilderwelt verwandelt haben.
Ladinien und Südtirol haben sich bislang nicht als Land der Comics ausgezeichnet. Dies sollte sich mit dieser Publikation ändern. Erste Reaktionen in der Fachwelt und Comic-Community deuten darauf hin, dass „Das Reich der Fanes“ auch über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit sorgen wird.
Paul Videsott, Dekan an der Freien Universität Bozen und Studienfreund von Zeno Kastlunger, arbeitet bereits an der ladinsichen Fassung des Comics, im Frühjahr nächsten Jahres wird es „Il Regno di Fanes“ auch in deutscher Sprache geben.
Erhältlich ist der Comic online unter www.manfont.com und bei der Buchhandlung Mardi Gras in Bozen.