Von: luk
Bozen – Europa ist vor allem als Friedensprojekt entstanden – aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges nach schrecklichen Erfahrungen autoritärer und nationalistischer Politik. Die 1957 gegründete Europäische Wirtschaftsgemeinschaft aus sechs Staaten hat sich zur Europäischen Union mit 28 Staaten entwickelt, einem Staatenbündnis mit weitgehender Stabilität und Sicherheit, mit Wohlstand und Frieden. “Dieses einmalige Friedensprojekt wird heute von vielen als (r)eine Selbstverständlichkeit angesehen, von manchen sogar in Frage gestellt. Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte, die heute jedoch unter dem Druck wachsender Nationalismen bekämpft wird. Daher ist es notwendig, sich für Europa stark zu machen. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Europa”, so Bischof Ivo Muser und die diözesane Kommission
für Arbeit und soziale Gerechtigkeit in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts
“Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) war ein richtiger Schritt zum Aufbau des europäischen Friedensprojektes. Als politische Union (EU) muss sie aber viel mehr sein als nur eine Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft. Wir brauchen ein Europa, das sich an christlichen Werten orientiert und Brücken des Dialogs baut, damit das Leitmotiv dieses Friedensprojektes Nächstenliebe und nicht Ausgrenzung ist. Vor allem in der Migrationsfrage ist europaweite Solidarität gefordert.
Nationalistische und egoistische Kräfte gefährden mit populistischen Methoden das Friedensprojekt Europa. Nationalstaatliche Sonderinteressen blockieren häufig die Weiterentwicklung einer demokratischen und ökosozial ausgerichteten Union der europäischen Völker und Regionen.
Der neoliberale Kapitalismus ist übermächtig und beeinflusst durch einen bestens organisierten Lobbyismus alle Politikbereiche. Die privaten Interessen großer Konzerne stehen oft über der Politik, die verantwortlich wäre für das Gemeinwohl. Der Mensch wird häufig nicht mehr in seiner Würde, sondern nur mehr als Produktionsfaktor, als Konsument und User gesehen”, so Bischof Ivo Muser und die diözesane Kommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit.
Papst Franziskus habe in der Enzyklika „Laudato sì“ mit scharfen Worten diese Wirtschaft kritisiert, welche die Kluft zwischen arm und reich vergrößert. “Es braucht einen fairen Markt, der nur möglich wird, wenn auch die Sozial-, Steuer- und Umweltpolitik immer mehr zwischen den Mitgliedsstaaten harmonisiert werden. Es braucht eine Wirtschaft, die leben lässt und nicht tötet, die einschließt und nicht ausschließt, die menschlich macht und nicht entmenschlicht, die sich um die Schöpfung sorgt und sie nicht ausbeutet“, so Papst Franziskus.
“Wir haben die Wahl!”
“Da wir vom Friedensprojekt Europa überzeugt sind und wir dieses durch unsere Stimme stärken können, rufen wir als diözesane Kommission für Arbeit und soziale Gerechtigkeit gemeinsam mit Bischof Ivo Muser auf: Gehen wir zur Wahl! Nützen wir dieses Recht und bauen wir mit am Friedensprojekt Europa”, heißt es abschließend.