Von: luk
Brixen – Das Katholische Forum lud am Samstag, 5. Oktober, in Zusammenarbeit mit der Cusanus-Akademie und dem „Sonntagsblatt“ zu einer Tagung mit dem Titel „Was lässt uns hoffen?“ nach Brixen. Vor dem Hintergrund der vielfältigen Krisen unserer Zeit eine aktuelle Frage, über die es nachzudenken lohnt.
In seiner Begrüßung zur Eröffnung der Tagung betonte der Präsident des Katholischen Forums, Franz Tutzer, dass die diesjährige Tagung gewissermaßen an jene im vergangenen Jahr anschließe. „Damals war unser Tagungsthema ,Sorge tragen für das gemeinsame Haus‘.“ Heuer stelle man die Hoffnung in den Mittelpunkt der Überlegungen. „Ohne Hoffnung, ohne eine Haltung der Zuversicht wird die Vision einer lebensgerechten, einer wirklich nachhaltigen Gesellschaft, die Vision eines guten Lebens für alle nicht zu verwirklichen sein“, so Tutzer.
Mit dieser Tagung wollte das Forum einen kleinen Beitrag gegen die sich ausbreitende Resignation und gegen das Gefühl der Ohnmacht leisten, „gleichzeitig wollen wir uns auch nicht von falschen Hoffnungen im Sinne eines oberflächlichen Optimismus, im Sinne von ,es wird schon alles gut gehen‘ oder von einfachen Lösungen populistischer Einflüsterer täuschen lassen. Und wir möchten diesen Beitrag bewusst als Christinnen und Christen leisten“, so der Präsident des Forums.
Den Reigen der Vortragenden eröffnete Prof. Jozef Niewiadomski, em. Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Er schlug in seinem Vortrag einen Bogen vom alttestamentlichen Ijob bis herauf in die Gegenwart zu den Glaubenszeugen Josef Mayr-Nusser, Dietrich Bonhoeffer und Franz Jägerstätter. Er stellte die Frage, was konkret Christen hoffen lässt. „Die Welt in Gottes Händen wissend und sich für das Beste einsetzend (und das kann heute die notwendige Bereitschaft zur Umkehr sein), das macht die Eigenart der christlichen Hoffnung und der christlichen Existenz in dieser endlichen Welt aus“, so Niewiadomski. Für Christen könne es keine Grenzen der Hoffnung geben. „Deswegen haben wir auch einen anderen Blick auf die Krisen der Gegenwart. Wir verharmlosen sie nicht. Wir akzeptieren sie als gegeben, ohne sich von ihnen entmutigen zu lassen. Gelassenheit und der Wille zum Engagement zeigen den christlichen Weg der Hoffnung an.“
Prof. Ulrike Tappeiner, Präsidentin der Freien Universität Bozen, sprach bei der Tagung des Katholischen Forums in Brixen zum Thema „Ökologische Gastfreundschaft: Ein Ausweg aus der Naturkrise?“ Einen Ausweg aus der Krise sieht die Naturwissenschaftlerin nur darin, wenn jede und jeder ihren bzw. seinen Teil dazu beiträgt. Sie brachte ein Beispiel aus dem Alltag: „Viele von uns lieben es, einen auf(aus)geräumten Garten zu haben. Tiere lieben es allerdings unordentlich. Deshalb sollten wir im Rahmen unserer, oft auch kleinen Möglichkeiten, kleine Lebensräume zur Verfügung stellen.“ Tappeiner versteht unter „ökologischer Gastfreundschaft“ eine „kreative Praxis: die Gestaltung von Koexistenz“. Wir sollten uns vor allem auf naturbasierte Lösungen konzentrieren und nicht so sehr nur auf technische Lösungen setzen.
Als dritten Referenten hat das Forum Markus Moling, Professor für Philosophie an der Phil.-Theol. Hochschule in Brixen eingeladen. Er sprach zum Thema „Kann die Schönheit die Welt retten?“ „Wenn Schönheit und Glück, wenn Schönheit und Sinn miteinander in Verbindung stehen, dann gibt es in uns Menschen eine Sehnsucht nach dem Schönen, wie es auch eine Sehnsucht nach Glück und Erfüllung gibt“, so Moling. Schon Platon stellte fest, dass das Streben nach Schönem die edelsten Kräfte des Menschen in Bewegung setze und die Menschen ansporne.
Der Referent gab zu bedenken, dass das Denken heute von Nützlichkeit geprägt sei. Für den Schutz der Natur brauche es andere Werte, wie der Verweis auf das Schöne. „Der Gegensatz des Schönen ist damit nicht das Hässliche, sondern es ist eine Haltung, die aus dem Utilitarismus entspringt, der Schöpfung nur auf Nutzen reduziert“, so Moling. Auch er bediente sich in seinem Vortrag, wie seine Vorrednerin, des Bildes vom Garten: „Das christliche Bild der Schöpfung ist nicht jenes der bloßen Wildnis, sondern jenes des Gartens, das heißt, es rechnet mit dem Einfluss des Menschen auf die Schöpfung. Doch dieser Einfluss braucht Selbstbeschränkung, Grenzen und Werte.“ Dem Verlust der Biodiversität gelte es aus christlicher Sicht entgegenzuwirken, indem wir mithelfen, den Erhalt der Vielfalt des Lebens nicht als lästige Pflicht zu erachten, sondern als Auftrag und Verantwortung.
Den Abschluss der Tagung bildete ein Gespräch zum Thema „Zwischen Ohnmacht und Hoffnung“, das Maja Clara mit Landeshauptmann Arno Kompatscher geführt hat. Schließlich überreichte Franz Tutzer dem Landeshauptmann das Dokument „Sorge tragen für das gemeinsame Haus“ als gemeinsamen Ausdruck der 15 Mitgliedsorganisationen des Katholischen Forums an den Landeshauptmann. Mit Blick auf das Ziel eines guten Lebens für alle können laut Forum die im Dokument angeführten Anliegen und Forderungen an die Politik Orientierung für das politische Handeln sein.