Ernennung zum immateriellen Kulturerbe

Wiesnwassern über Waale auf der Malser Haide

Donnerstag, 16. Mai 2024 | 15:18 Uhr

Von: Ivd

Mals – Das Wiesnwassern, das Bewässern der landwirtschaftlichen Flächen auf der Malser Haide, ist die älteste aber auch gleichzeitig modernste Methode, um den trockenen Boden des Obervinschgaus fruchtbar zu machen. Am 24. und 25. Mai 2024 wird im Obervinschgau die Aufnahme der traditionellen Bewässerung über Waale in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit gefeiert. Höhepunkt ist ein Fest am 25. Mai mit Vertretern aus den sieben europäischen Ländern, die sich bei der UNESCO-Bewerbung beteiligt hatten und wo sich vergleichbare Formen traditioneller Bewässerung erhalten haben.

Auf einem der größten Schuttkegel Europas in einer noch dazu regenarmen und windreichen Gegend wie dem Obervinschgau war und ist die Möglichkeit der Bewässerung Voraussetzung für eine zufriedenstellende Ernte. Die 150 Bauern der Malser Haide setzen wie seit Jahrhunderten auf die traditionelle Bewässerung. Das heißt, dass das Wasser aus der Etsch und dem Haider See über die vier Waale Largin, Margrins, Töschg und Nui auf die Wiesen geleitet und dort über Schleusen und mit Wasserblechen in die einzelnen Winkel der Grundstücke verteilt wird.

Waale, die Lebensader der Malser Haide

Was einst eine im Vinschgau weit verbreitete Methode war, beschränkt sich vor allem aufgrund des Kulturwechsels von Wiesen auf Obstanbau im restlichen Vinschgau nun auf die 400 Hektar Wiesen auf der Malser Haide. Diese Tradition hat aber nichts mit Rückständigkeit zu tun. Die Waale durchziehen die Malser Haide in einer wohlüberlegten Art und verleihen ihr eine besondere Struktur, sie gliedern die Felder und ermöglichen nicht nur eine erfolgreiche landwirtschaftliche Nutzung, sondern fördern durch die Schaffung ökologischer Nischen auch die Artenvielfalt. Es handelt sich um ein ausgeklügeltes System, das die Wassernutzungsrechte sowohl in der Menge als auch im Zeitpunkt der Bewässerung regelt. Das Wiesnwassern, das Bewässern der landwirtschaftlichen Flächen auf der Malser Haide, ist auch nach Jahrhunderten noch zu hundert Prozent anwendbar, weil es nach wie vor den Prinzipien von Wirtschaftlichkeit, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Wohlergehen entspricht. Es ist die älteste aber auch gleichzeitig modernste Methode, um den trockenen Boden des Obervinschgaus fruchtbar zu machen.

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Immaterielles Kulturerbe: Wissen bewahren und weitergeben

Nach einer mehrjährigen Bewerbungsinitiative, an dem sich neben dem Obervinschgau auch Bewässerungstraditionen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, den Niederlanden und Belgien beteiligt haben, hat die UNESCO bei ihrer Tagung am 5. Dezember 2023 in Botswana die Aufnahme der traditionellen Bewässerung in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit bekanntgegeben. Immaterielles Kulturerbe umfasst Wissen, Traditionen und lebendige Ausdrucksformen, die Identitäten prägen und den Zusammenhalt von Gruppen und Gemeinschaften stärken – wie die traditionelle Bewässerung auf der Malser Haide. Sie ist nach der Transhumanz die zweite Südtiroler Kulturtechnik, die in diese Liste aufgenommen wurde. Die Aufnahme in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit ist ein wichtiger Schritt zur Sichtbarmachung und Anerkennung dieses Elements auf nationaler wie internationaler Ebene. Vor allem in Anbetracht der klimatischen Veränderungen werden Wissen, Handwerk und Tradition rund um die Bewässerung sowie deren Weitergabe an nächste Generationen immer wichtiger. Zudem fördert der Aufnahmeprozess den internationalen Austausch.

Feierlichkeiten am 24. und 25. Mai 2024

Die offiziellen Feierlichkeiten am 24. und 25. Mai bieten die Möglichkeit, die traditionelle Bewässerung mit Überflutung der Wiesen zu erleben, Wissenswertes über die Biodiversität und Kulturgeschichte auf der Malser Haide, sowie das Stephan-Kirchlein bei Marienberg und das Heimatmuseum Laatsch zu besichtigen und an einer Dorfführung durch Burgeis teilzunehmen. Am 24. Mai finden Vorträge zu Geschichte, Tradition und Biodiversität auf der Malser Haide statt, die Gelegenheit zum offenen Gespräch mit den Bauern bieten. Am 25. Mai wird bei einem Fest mit Umzug die Aufnahme in die UNESCO-Liste mit Vertretern aus allen sechs beteiligten Ländern gefeiert

Wiesnwassern Programm

Freitag, 24. Mai 2024

16.00 – 18.30 Uhr Geschichte, Landschaft und Ökologie auf der Malser Haide: fünf Kurzreferate im Kulturhaus Burgeis

20.00 Uhr Wiesnwassern: Filme und Gespräche im Kulturhaus Burgeis

Samstag, 25. Mai 2024

11.00 Uhr Festakt zur UNESCO-Eintragung

12.30 Uhr Feierlicher Umzug zum großen Fest im Außenbereich des Kulturhauses Burgeis. Musikalische Umrahmung mit der Gruppe Olmenrausch

14.00 – 17.00 Uhr Kulturprogramm an 4 Stationen:

• Kloster Marienberg: Die Malser Haide von oben und die Schätze des St.-Stephan-Kirchleins • Wiesnwassern auf der Malser Haide – Vorführung mit Bauern und Experten

• Dorfführung durch das malerische Dorf Burgeis

• Vom Acker bis zum Brot – Führung im Heimatmuseum Laatsch Shuttleservice ab Burgeis

Ab 20.00 Uhr Abendfest mit der Gruppe Grenzenlos

Mehr Infos unter diesem Link.

Bezirk: Bozen

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