Von: apa
Sebastian Fitzek liefert seit 2006 einen Bestseller nach dem anderen. Sein jüngster Psychothriller “Das Kalendermädchen” erscheint am 23. Oktober, am 24. November liest er im Rahmen der “Größten Thriller Tour der Welt” in der Wiener Stadthalle. “Das Leben ist verrückter als das, was ich aufschreibe”, sagte der 52-Jährige am Mittwoch im APA-Interview. Der Berliner gastierte beim 4Gamechangers-Festival und appellierte, miteinander mehr zu reden: “Es gibt nicht nur A oder B.”
“Wir wünschen uns bei allen Konflikten und bei allen Themen, die uns bewegen, es gebe eine klare Antwort. Das wir diese auf die drängendsten Probleme unserer Zeit nicht finden, lässt uns oft verzweifeln. Der richtige Weg wäre, miteinander zu reden, um die Grauschattierungen auszulösen und einen Weg für die Zukunft zu finden”, betonte Fitzek. Darum hält er einen Gedankenaustausch wie bei der dreitägigen Veranstaltung in Wien für wichtig.
Blickt der Autor selbst noch optimistisch in die Zukunft? “Ich bin tatsächlich sehr positiv gestimmt, nicht immer, aber der Grundtenor ist positiv. Da hilft mir nach wie vor meine verstorbene Mama, die nach 9/11 gesagt hat: ‘Denk immer an die Helfer. Die sind immer in der Überzahl.’ Es reichen wenige Menschen aus, um die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber wenn man sich die Anteilnahme anschaut, die Leute, die privat oder beruflich Hilfe anbieten, das ist die massive Mehrheit. Das Gute ist immer in der Überzahl. Deswegen bin ich der Meinung, dass das Gute immer obsiegen wird.”
In seinen Thrillern ist das Böse omnipräsent, wie der Autor bestätigt: “Richtig. Aber es ist mir wichtig festzuhalten, dass ich über die Ausnahme schreibe. Wir haben nur überlebt, weil wir uns mit der Ausnahme beschäftigen. Populäres Beispiel ist nach wie vor die Titanic: Leider musste es erst zu einer Katastrophe kommen, damit heute Menschen sicherer auf Schiffen reisen können. In meinen Büchern ist eigentlich das Leben omnipräsent. Ein guter Thriller beschäftigt sich immer mehr mit dem Leben, mit dem Angriff auf das Leben, wofür wir eigentlich leben und warum es sich lohnt, dass wir uns gegen das Böse verteidigen und wappnen.”
Aber warum greifen so viele Menschen angesichts der Schrecken der Realität überhaupt auch noch zu Thrillern? “Da gibt es ganz viele Antworten. Eine lautet: Wir haben verkürzte Schlagzeilen, die uns ratlos zurücklassen. Ein Buch über 400 Seiten hat die Möglichkeit, uns mehr Informationen zu geben, auch über die Motivationen von Menschen. Ein Buch funktioniert da vermutlich besser als jedes andere Medium, zumal wir ein Buch nutzen müssen und dabei losgelöst sind von allen anderen Einflüssen. Ein Buch erfordert die volle Konzentration, das hat einen reinigenden Effekt.”
Fitzeks nächster Bestseller “Das Kalendermädchen” greift einen alten Brauch auf. “Ich habe für bestimmte Alltagssituationen wahrscheinlich einen etwas ungewöhnlichen Blick”, so der Schriftsteller. “Ich erfuhr, dass es in Deutschland in einigen Ortschaften die Tradition des lebendigen Adventskalender gibt. Man schmückt sein Fenster und signalisiert der Gemeinde: Ich öffne meine Türen zum Advent, man kann zum Adventsingen oder -feiern vorbeikommen. Eine schöne Tradition. Ich habe mir aber natürlich gleich gedacht: Ok, was ist, wenn das Böse die Situation ausnutzt.”
“Ich will in erster Linie unterhalten”, hielt Fitzek fest. Allerdings glaubt er, “dass gute Unterhaltung nur dann funktioniert, wenn man Themen anspricht, die zumindest für einige relevant sind”. Das Buch dreht sich auch um Adoption und Stammzellentherapie. Will man Menschen emotional erreichen, müsse man es über eine Geschichte versuchen: “Das gilt generell, nicht nur für Thriller und Spannungsliteratur. Ich setze mich allerdings nicht hin und arbeite eine Agenda ab.”
Sein Auftritt in Wien auf einer 360-Grad-Bühne “wird eine Mischung aus Konzert und Lesung”, versprach der Autor. Jeder Abend der Tour soll einzigartig sein, denn angelehnt an den Titel “Kalendermädchen” stimmt das Publikum ab, welche Türchen eines Adventkalenders vom Autor geöffnet werden. “Es wird dabei wie im Buch um urbane Legenden oder unglaubliche Wahrheiten gehen. Ich bin bei meinen jahrelangen Recherchen immer wieder auf reale Geschichten gestoßen, die stranger than Fitzek sind”, lachte Fitzek.
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E – https://sebastianfitzek.de)