Aus dem Alltag einer Bestsellerautorin

Bestsellerautorin Kristek fragt sich: “Geht’s noch?!”

Samstag, 01. März 2025 | 07:10 Uhr

Von: apa

Hat man erst einmal einen Bestseller unters Volk gebracht, so steht dem Highlife als Erfolgsautor oder -autorin nichts mehr im Wege. Dass diese weitverbreitete Auffassung oft nicht ganz der Realität entspricht, untermalt Susanne Kristek in ihrem neuen Buch “Geht’s noch?!” – und zwar mit viel Selbstironie, aber auch dem gebotenen Ernst. Denn Lesungen an den verschiedensten Orten und Promotion vertragen sich nur bedingt mit dem Alltag als Mutter, die zudem einem Beruf nachgeht.

Denn auch nach dem ersten Bestseller ist es im Normalfall zu früh, beruflich alles liegen und stehen zu lassen und nur noch auf die Karte Literatur zu setzen. Und so schildert Kristek, die mit ihrem 2023 erschienenen Buch “Die nächste Depperte: Von einer, die auszog, um Autorin zu werden” einen großen Erfolg gelandet hat, nun auf rund 340 Seiten ihren recht lebhaften, aber oft sehr zermürbenden Lebenswandel zwischen Auftritten bei der Leipziger Buchmesse, einem fordernden Berufsleben in einer Agentur und dem ganz normalen Chaos des Familienlebens, zu welchem sich auch noch die Renovierung eines als persönlichen Traum empfundenen Wochenendhauses im Burgenland gesellt.

“Warum mache ich das überhaupt? Ich könnte jetzt daheim sein. Bei meiner Familie. Vanilleeis mit Eierlikör essen und Serien schauen” – dieser in dem im Gmeiner-Verlag erschienenen Roman dokumentierte Gedankengang entstammt einer gemeinsamen Lesung der Autorin mit ihrer Freundin Martina Parker, die mit ihren Gartenkrimis sehr erfolgreich unterwegs ist. Ein Gedankengang, der durch ein völlig gelangweiltes Publikum, das auch an den lustigsten Stellen nicht lachte, ermöglicht wurde. Nichtsdestotrotz wird Martina Parker von Kristek als so etwas wie eine Mentorin beschrieben, als die mahnende Stimme, die immer wieder zu folgender Handlung aufruft: “Schreib!!!!!!!!!!!!”

Dieser Aufforderung nachzukommen, auch wenn beruflicher und familiärer Druck schon als ausreichende Belastungen empfunden werden und sich die in der Literaturwelt so gerne bemühte “Muse” daher versteckt hält, wird vor allem unter einer bestimmten Rahmenbedingung immer dringender: Dem unweigerlichen Näherrücken des vom Verlag festgesetzten Termins für die Manuskriptabgabe fürs nächste Buch!

Die Planungen eines Verlages richten sich nämlich weder nach dem Chaos im Terminplan eines Autors oder einer Autorin noch danach, ob Inspiration oder Muse wieder einmal bei diesem oder dieser vorbeischauen. Über die Schilderung dieser persönlichen Belastungen und so mancher Irrwege auf dem Heimweg von Lesungen hinaus enthält das Buch durchaus witzige Beschreibungen manch literarischer Weggefährten der Autorin, etwa des sich ständig in den Vordergrund spielenden Selfpublishers Joe oder der schüchternen Conni, die ihre Bühnennervosität mit Visualisierungstechniken zu bekämpfen versucht. Ebenso erfährt man, dass Büchertelefonzellen nach Kristeks Ansicht das “Gut Aiderbichl der Literatur” sind.

Nach diesen Einblicken in den alles andere als langweiligen Literatinnenalltag darf man gespannt sein, was der Inhalt des nächsten Buchs der gebürtigen Steirerin sein wird, die zudem auch als Podcasterin (“Austro Podkastl”) aktiv ist und im alten Wiener Kino “Breitenseer Lichtspiele” das Format “Lesebühne zum Mitsingen” etabliert hat, sein wird. Erfahren wir, wie es in ihrem vielseitigen Leben weitergegangen sein wird oder wird ein ganz anderes Thema mit anderen oder gar erfundenen Personen bearbeitet?

(S E R V I C E – Susanne Kristek: “Geht’s noch?!”, Gmeiner, 342 Seiten, 17,00 Euro, E-Book: 12,99 Euro – Infos zur Autorin unter https://www.susannekristek.at/)

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