Von: APA/dpa
Es gibt wenige Städte in Deutschland, die sich so über eine erfundene Fernsehkrimi-Figur definieren wie Duisburg. Horst Schimanski, der einst von Götz George gespielte “Tatort”-Kommissar, ist in der Stadt bis heute gegenwärtig. Fernsehgeschichtlich handelt es sich also um geradezu historisches Gelände, das Caroline Peters am Dienstag (13. Februar, RTL, 20.15 Uhr) betritt. Dann ist sie mitten in Duisburg erstmals in ihrer neuen Krimi-Rolle als Conny Majewski zu sehen.
Die 52-Jährige, die unter anderem mit”Mord mit Aussicht” (ARD) viel Genre-Erfahrung gesammelt hat, in Österreich zuletzt in Eva Spreitzhofers satirischem Weihnachtskammerspiel “Wie kommen wir da wieder raus?” auf der Leinwand zu sehen war und in der kommenden Saison wieder als Ensemblemitglied ans Burgtheater zurückkehren soll, spielt die Hauptrolle in der neuen RTL-Reihe “Die Neue und der Bulle – Ein Duisburg-Krimi”, die RTL im Rahmen seines “Tödlichen Dienst-Tags” startet. Zunächst gibt es zwei Filme, am 13. und am 20. Februar.
Conny – formal Cornelia, aber so nennt sie niemand – kommt darin erst über einen ziemlich weiten Umweg zur Polizei. Eigentlich betreibt sie die Kneipe “Ruhrpott Flamingo”, ein Etablissement, in das vielleicht auch Horst Schimanski mal für ein Pils gegangen wäre. Die Atmosphäre ist eher rau, aber herzlich. Irgendwie denkt man an die 80er-Jahre.
Dann aber passieren zwei Dinge: Zum einen stirbt der Sohn einer Stammkundin auf rätselhafte Art und Weise. Zum anderen steht Connys geliebte Schankstube plötzlich vor dem Aus, weil der Pachtvertrag nicht verlängert wird. Beides zusammen führt dazu, dass Conny sich für eine berufliche Umorientierung entscheidet. Sie geht über ein Quereinsteiger-Programm zur Polizei. “Ich bin gut mit Menschen”, gibt sie dort als Qualifikation an. “Und ich war Schützenkönigin.”
Eine gesprächige Kneipenwirtin aus dem Ruhrgebiet, die nun mit ihrer am Zapfhahn kultivierten Art Kriminalfälle löst – wer das liest, könnte wohl zunächst den Verdacht hegen, dass da jemand unbedingt eine sogenannte Kult-Figur entwerfen wollte. Wenn man sich die Filme anschaut, verfliegen die Bedenken allerdings recht schnell. Der Hauptgrund dafür ist Schauspielerin Caroline Peters, die die Gastronomin zwar facettenreich spielt, dabei aber nie grotesk überzeichnet. Man schaut ihr einfach gerne zu.
“Es gibt natürlich einen Haufen Klischees, durch die ich mich durcharbeiten musste”, sagt Peters der Deutschen Presse-Agentur zu ihrer Vorbereitung auf die Rolle der Wirtin aus dem Ruhrgebiet. “Ich habe die Hoffnung, dabei etwas getroffen zu haben, das der Realität entspricht.” Peters selbst wurde in Mainz geboren und lebt mittlerweile in Österreich.
An dem Filmstoff habe sie der Grundgedanke gereizt, sagt sie. Und der sei: Die Möglichkeit, noch einmal etwas ganz anderes zu machen. “Ja, Conny hat eine Kneipe, aber eigentlich ist sie auf diesem Job auch irgendwann hängen geblieben. Warum soll sie ihre Fähigkeiten nicht noch einmal herausfordern? Und noch einmal neu starten?” Diese Energie, die gefalle ihr gut.
Und Duisburg? Ja, auch das sei durchaus ein Faktor gewesen. “Duisburg hat mich wirklich interessiert”, sagt Peters. “Einerseits wegen der Fernsehgeschichte – Stichwort Schimanski.” Aber auch das Ruhrgebiet an sich sei faszinierend. “Ich bin immer extrem davon beeindruckt, wie international und multikulti das Ruhrgebiet ist”, sagte sie. “Zugleich ist das alles eingebettet in diese kaputte Industrielandschaft, die in eine Kulturlandschaft umgemodelt wurde in den letzten 20 Jahren.” Das sei schon sehr eigenwillig. “Für mich hat das Ruhrgebiet fast schon etwas Futuristisches.”
Höchst gegenwärtig sind dagegen in Deutschland und Österreich Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, die sie “sehr” unterstütze. “Ich finde es ausgesprochen erfreulich, dass so viele Menschen denselben Gedanken hatten und gesagt haben: Wir müssen jetzt mal selbst handeln und nicht immer nur andere handeln lassen. Wenn sich die Rechten in ihren Telegram-Gruppen oder sonst wo organisieren, dann müssen wir das auf der anderen Seite eben auch tun. Dann müssen wir uns gegenseitig Argumente geben.” Es gehe darum zu zeigen, dass man nicht alleine sei. Das Treffen radikaler Rechter mit einzelnen Politikern von AfD, CDU und Werteunion im November in Potsdam, an dem auch der Österreicher Martin Sellner teilnahm, habe sie “im höchsten Grade alarmiert”, sagte Peters. “Niemand kann mehr sagen, wir wussten ja nicht, was die vorhaben.”