"Zwei gegen die Bank": Peters, Muslu, Golpashin (v.l.)

Caroline Peters: Montag in TV-Roadmovie und bald in der Burg

Freitag, 17. Januar 2025 | 05:05 Uhr

Von: apa

Als Burgschauspielerin feiert Caroline Peters am 15. Februar in “Egal” von Marius von Mayenburg im Akademietheater ihr Comeback. Kommenden Montag bereits ist sie auf ORF 1 in Clara Sterns Roadmovie “Zwei gegen die Bank” als Privatbankerin mit krimineller Energie zu sehen. Ihr Debütroman “Ein anderes Leben” war ein Renner im Weihnachtsgeschäft. Viele Gründe für ein Gespräch mit der vielseitigen Schauspielerin, die 2020 die “Jahrhundertbuhlschaft” der Salzburger Festspiele war.

APA: Frau Peters, die Dreharbeiten für “Zwei gegen die Bank” sind bereits zwei Jahre her. Haben Sie überhaupt noch Erinnerungen daran?

Caroline Peters: Ja, zwei Jahre. Stimmt. Es ist so verrückt. Aber ich erinnere mich sehr gut daran, weil es mein absolutes Drehhighlight in dem Jahr war – weil ich das Drehbuch so mochte, und die Zusammenarbeit mit Clara Stern, der jungen Regisseurin, und Daniela Golpashin, meiner Kollegin. Das war die pure Freude, und dadurch habe ich es mir sehr gut merken können.

Nachdenken und Albernheiten

APA: Man kennt Sie als Theaterschauspielerin, die einem souverän griechische Tragödien näherbringen kann. Sie sind die Schauspielerin mit den meisten Nominierungen für den Nestroy-Theaterpreis. Was reizt Sie an Filmkomödien, an der leichten Muse?

Peters: Ich finde die leichte Muse nicht so leicht, ich finde, dass da immer ein tiefer Kern drinnen steckt. Genau das hat mich schon immer gereizt. Ich habe ganz am Anfang meiner Laufbahn viel mit René Pollesch gearbeitet, das kam auch aus so einem gemeinsamen Faible für amerikanische Genrefilme, dass man das über unser reales Leben legen kann und daraus Überhöhungen entstehen und Ironien. Ich liebe es, wenn ich über Sachen nachdenken kann, aber auch zwischendurch albern bin. Das liegt in meinem Charakter. Es ist wahnsinnig anstrengend, das Leben und die ganzen Fragen, die um einen herum sind, und auch wahnsinnig ernst. Mir hilft es, mich immer wieder wohin zu begeben, wo Witze über diese Dinge gemacht werden, wo ich mich erheben darf über den eigenen Schmerz und die eigene Anstrengung.

APA: Ihre Film- und Fernseharbeiten waren in den vergangenen Jahren deutlich mehr als früher.

Peters: Ich habe ja am Burgtheater so gut wie gar nicht mehr gearbeitet, und da hatte ich auf einmal sehr viel Zeit zum Drehen. Ich hab also in den letzten drei Jahren tatsächlich sehr viel mehr gedreht als Theater gespielt. Jetzt wendet sich das Blatt gerade wieder.

“Besser, man würde kooperieren und einander zuhören”

APA: Ich persönlich finde “Zwei gegen die Bank” nicht so gelungen. Wie sieht das bei Ihnen aus? Nehmen Sie nur Projekte an, bei denen Sie 100 Prozent hinter dem Drehbuch stehen? Gibt es Schmerzgrenzen für Sie im Sinne: Das ist mir jetzt aber zu blöd?

Peters: Diese Schmerzgrenzen gibt es ganz sicher. Bestimmte Sachen würde ich nicht machen. Aber es gibt schon auch Momente, in denen man ganz einfach aufs Bankkonto guckt und sagt: Gut, das muss jetzt einfach sein. Aber in dem Fall muss ich Sie enttäuschen: Mir gefällt “Zwei gegen die Bank” ausgesprochen gut. Es war für mich gar keine Frage, dass ich da mitmachen möchte – weil es mich eben an Genrefilme erinnert aus der Zeit, in der ich groß geworden bin, und es auch eine Kapitalismuskritik beinhaltet, die sagt: Es wäre besser, wenn Superreiche und Supergierige auch mal wie Robin Hood leben würden. Die einen haben mehr, als sie brauchen, und die anderen müssen Taxifahren – aber wäre es nicht besser, man würde kooperieren und einander zuhören, anstatt sich gegenseitig zu verachten und sich auszunutzen? Das wird gut gezeigt bei den Frauen, dass sie einander zunächst verachten für die jeweilige Klasse aber im Laufe dieser Nacht merken: Ich brauch die aber! Ohne die komme ich nicht weiter! Dass die dann auch dahinter noch eine Freundschaft entdecken: Das ist einfach Filmromantik. Die ich aber auch zu schätzen weiß. Im Kino finde ich das schön!

APA: Diese soziale Ungleichheit, diese Schere zwischen Reich und Arm, die immer weiter aufgeht: Ist das etwas, was Sie auch als Staatsbürgerin beschäftigt?

Peters: Das beschäftigt mich enorm. Gerade jetzt mit der aufstrebenden Rechten. Ich bin ein Kind der 1980er-Jahre, des Kalten Kriegs und der Nachkriegszeit. In meinem Geschichtsunterricht ist mir das eingebläut worden: An der Stelle, wo die Superreichen zu viele Leute arm werden lassen, ist jeder Art von Demagogie und Faschismus Tür und Tor geöffnet. Da glaube ich daran! Daraus ist auch entstanden, dass eine Gruppe von Boshaften die Leute einfach einfangen konnte wie der Rattenfänger von Hameln. Lange hat man gesagt: Das darf nie wieder passieren! Und Schwupps sind wir wieder dort. Da ist es eine schöne Vorstellung, eine Filmfigur zu spielen, die etwas macht, von dem ich träume, dass viele andere das auch machen würden – nämlich mit ihren kriminellen Neigungen wahnsinnig viel Geld zu machen, das aber umzuverteilen. Elon Musk hat sich offenbar für die dunkle Seite der Macht entschieden – aber man könnte sich genauso vorstellen, dass es Leute geben könnte, die sich für die helle Seite entscheiden. Das wäre doch toll, oder?

Beobachtet Entwicklung “mit großer Sorge”

APA: Derzeit fürchten ja viele eher, dass es immer dunkler werden könnte. Sie haben ja schon vor den Nationalratswahlen gemeinsam mit Regisseur Milo Rau und dem Ensemble von “Burgtheater” vor der FPÖ gewarnt. Mittlerweile braucht es offenbar schon ein Wunder, um einen Kanzler Kickl zu verhindern. Wie geht es Ihnen in dieser Situation?

Peters: Ich beobachte das natürlich intensiv und mit großer Sorge, und man kann sich nur innerlich wappnen für das, was kommt. Das ist für mich ein bedrohliches Szenario. In meinem Leben ist das ganz neu – und ich sehe dem mit einem Gefühl großer Bedrohung entgegen. In Deutschland ist es ähnlich. Und bei Trump fragt man sich ja auch, was alles auf uns zukommt.

APA: Das Stück “Burgtheater” kommt im Mai heraus. Ist das Ihre erste große Neuproduktion im Burgtheater?

Peters: Absolut. Und vorher hab ich noch eine Premiere im Akademietheater, mit dem Stück “Egal” von Marius von Mayenburg in der Regie von Thomas Jonigk. Das proben wir gerade. Es ist ein Zwei-Personen-Stück eher komödiantischer Art über verschiedene Aspekte des Zusammenlebens von Männern und Frauen, was man da schaffen kann und was nicht. Am 15. Februar haben wir Premiere.

Schreiben war “angenehme Erfahrung, die ich gern fortsetzen möchte”

APA: Im Akademietheater haben Sie auch Ihren Debütroman “Ein anderes Leben” vorgestellt, der von der Kritik sehr gelobt wird. Wie kam’s denn dazu, dass Sie zur Autorin wurden – und werden Sie diese Drittkarriere weiter verfolgen?

Peters: Mich hat das Schreiben immer interessiert, aber vorher hatte ich nie die Energie, die Disziplin und auch nicht das Selbstbewusstsein, mich daran zu wagen. Jetzt habe ich es mich getraut, und es ist bei Kritik wie Leserschaft gleichermaßen gut angekommen. Das war ein großes Glück für mich. Der Arbeitsprozess selbst hat mich auch sehr befriedigt. Alles was ich sonst mache, entsteht im Kollektiv. Hier war ich zum ersten Mal allein mit mir, meinen Gedanken, meinem Willen zur Form und dem Beirat des Lektors. Das war eine sehr angenehme Erfahrung, die ich gern fortsetzen möchte.

APA: Dem neuen Burgtheater-Direktor Stefan Bachmann haben Sie die Zusage gegeben, in Wien künftig wieder präsenter zu sein?

Peters: Auf jeden Fall. Ich will noch einmal ganz dabei sein. Meine Liebe zum Burgtheater ist ja doch sehr groß, und wie viele andere auch muss ich immer wieder dorthin zurück und kann das nicht einfach so sein lassen.

Bei den Salzburger Festspielen ist “der Wurm drinnen”

APA: Sie waren 2020 bei den Salzburger Festspielen die “Jahrhundertbuhlschaft”. Was geht Ihnen da durch den Kopf, wenn Sie heute darauf zurückblicken?

Peters: Ganz verschiedene Sachen. Es war ja das Corona-Jahr und alles, was Salzburg so außergewöhnlich macht, die ganzen Partys und das Brimborium, hat nicht stattgefunden. Ich hatte nur die Arbeit und bin dann alleine zu Hause gesessen, weil wir alle angehalten wurden, uns zu isolieren. Den diesjährigen “Jedermann” mit Philipp Hochmair hab ich nicht gesehen, auf Fotos sah das toll aus, aber ich fand die Art und Weise wie davor Michi Maertens abserviert wurde, fürchterlich und unwürdig. Das macht man einfach nicht. Da ist schon in den letzten Jahren der Wurm drinnen – vielleicht ist der mit Corona reingerutscht. Aber beim “Jedermann” will man einfach dabei gewesen sein. Ich hätte auch eine andere Rolle angenommen.

APA: Man sagt ja, es ist hoch an der Zeit für einen weiblichen Jedermann …

Peters: Ich fürchte, danach stehen die Zeiten heute nicht mehr. Aber natürlich könnte man das auch weiblich besetzen. Vielleicht sollte man aber besser ein anderes Stück schreiben, darüber, was das für eine Frau bedeutet. Dann könnte man das abwechselnd spielen. Weiterdrehen möchte man das Rad der Zeit ja trotzdem. Das eine ist dann halt das Museum – und das andere die Albertina Modern.

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

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