Von: apa
Doppelt hält besser: Bei den Freitagabend im Rahmen einer Gala im Wiener Volkstheater verliehenen 24. Amadeus Austrian Music Awards hat keinen großen Gewinner gegeben, dafür gleich drei Acts, die sich über je zwei Auszeichnungen freuen dürfen: die Rapper RAF Camora und Bibiza sowie die Rockband Wanda. Für sein Lebenswerk wurde Musiker Hubert von Goisern ausgezeichnet. Er nahm die Auszeichnung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen unter tosendem Applaus entgegen.
“Das Heimatverbundene hat Hubert von Goisern mit dem Fremden musikalisch verknüpft”, würdigte van der Bellen den Künstler. Alle Konzerte, die er selbst miterlebt hat, “waren eine echte Bereicherung”. Der Bundespräsident äußerte die Hoffnung, “dass der Ausdruck nicht ganz korrekt ist, sondern es ein Award für ein vorläufiges Lebenswerk ist”. “Was für eine Ehre”, betonte von Goisern, der sich auf den Abend sehr gefreut habe. “Ich möchte sagen, Musik, das Reich der Musik, der Ozean der Musik ist ein Land, wo es keine Visa braucht, die ist grenzenlos, da gibt es keine versperrten Flüchtlingsrouten, da können alle kommen. Da gibt es auch keine Vorschriften und Einschränkungen.” Ein Dankeschön richtete der Künstler Wien aus: “Ich habe mich hier immer wohl gefühlt und tu es noch immer.”
Die prestigeträchtige Auszeichnung für das “Album des Jahres” sicherte sich RAF Camora mit “XV”. Der Rapper, der auf Spotify regelmäßig neue Rekorde aufstellt, setzte sich auch in der Sparte “Hip-Hop/Urban” durch. Der Rapper konnten wegen gesundheitlicher Probleme nicht an der Gala teilnehmen und wurde von seinem besten Freund, dem Rapper Pireli, vertreten. Den Award nahm er für RAF Camora von einem internationalen Gast entgegen, von Evil Jared David Hasselhoff von der Bloodhound Gang. “Wir haben derzeit zwei Topspieler, die verletzt sind, David Alaba und RAF Camora”, so Pireli. “David wir brauchen dich bei dieser EM!” Und weiter: “Ich kenne RAF seit 25 Jahren, er ist mein Bruder. Solche Rückschläge wie jetzt haben ihn immer nur stärker gemacht. Ich bin mir sicher, dieses Mal kommt er auch zurück.” RAF Camora meldete sich dann doch – per Sprachnachricht – und ließ wissen, “dass es nicht selbstverständlich” sei, “in der Off-Zeit zwei Amadeus Awards zu gewinnen”. Sein Dank ging daher vor allem an die Fans.
Den besten Song haben Wanda abgeliefert: Die Rockband, deren neues Album “Ende nie” Anfang Juni erscheinen wird, überzeugte Jury und Publikum mit “Bei niemand anders” und wurde zudem zum “Live-Act des Jahres” erkoren. “Wir sind tief geehrt, ein bisserl sprachlos, das bedeutet uns was”, übermittelte Sänger Marco Wanda per Video. Die Band befindet sich gerade auf Tournee.
Der mit fünf Gewinnchancen in den Abend gegangene Rapper Bibiza (der heuer auch ein sechstes Mal nominiert war, für den bereits im Vorfeld bekannt gegebenen FM4 Award) sicherte sich die Preise für den “Songwriter des Jahres” (für “Eine Ode an Wien”) sowie für den “Best Sound” (für sein Album “Wiener Schickeria”). Der 26-Jährige sorgte bei seinem “Dankeschön” für den Lacher der Show. Er wolle sich einen Traum erfüllen, sagte er, zog einen rosa Flachmann hervor, füllte Schnaps in seinen Award und nahm daraus einen kräftigen Schluck. Zuvor ermunterte er seine Kolleginnen und Kollegen. “Lasst euch den Spaß nicht verderben beim Musikmachen.” Und mit einem Augenzwinkern: “Wenn ihr Texte braucht, kommt zu mir.”
Die ebenfalls mehrfach nominierte Band My Ugly Clementine holte sich die “Alternative”-Sparte, die härtesten Klänge hatten wiederum die Leftovers im Gepäck (“Hard & Heavy”). Der Salzburger DJ Toby Romeo konnte sich unter den für “Electronic/Dance” Nominierten durchsetzen. Er nahm seinen ersten Amadeus entgegen, die Freude war ihm ins Gesicht geschrieben: Er dankte seinen Eltern, die ihn täglich unterstützt hätten. “Ist ja doch noch was geworden aus dem Buben.” Das Gespann Molden, Seiler & das Frauenorchester reüssierte in der Kategorie “Jazz/World/Blues”. Apropos Christopher Seiler: Der gehört genau genommen ebenfalls zu den zweifach Prämierten, ist er doch auch Teil des Trios Aut of Orda, das nun den “Pop/Rock”-Preis sein Eigen nennen darf – auch sie sind auf Tour und waren nur mit kurzer Videobotschaft im Volkstheater präsent.
Kein Weg vorbei führt an Melissa Naschenweng, die sich zum fünften Mal in Folge über die “Schlager/Volksmusik”-Trophäe freuen durfte. “Wir sind fix zusammen, nix kann uns trennen”, sagte sie mit einem breiten Lächeln in Richtung der Trophäe. Die Sängerin bedankte sich bei der “Bergbauernfamilie da draußen” und kündigte einen neuen Song sowie eine Tour an. “Die nächsten eineinhalb Jahre werden legendär”, versprach sie ihren Fans.
Zwei Preise waren bereits im Vorfeld bekannt: Die oberösterreichische Rockband Bipolar Feminin, die vor knapp einem Jahr ihr gefeiertes Debütalbum “Ein fragiles System” veröffentlicht hatte, holte sich den FM4-Award. Mit dem Lebenswerkpreis wurde eine heimische Legende geehrt, gehört Hubert von Goisern doch seit mehr als 30 Jahren zum fixen Bestandteil der österreichischen Musikszene und hat mit seinen zwischen Weltmusik, Rock und traditionellen Elementen changierenden Songs weit über die Grenzen des Landes hinaus seine Spuren hinterlassen.
Eines hat die von ORF ausgestrahlte Veranstaltung auf alle Fälle bewiesen: Die heimische Musikszene lebt. Es gab zahlreiche Kostproben aus der stilistischen Bandbreite rot-weiß-roter Pop- und Rockmusik zu hören.