Robert Palfrader wagte den Sprung ins Literaturschaffen

“Ein paar Leben später”: Palfraders Familienstory als Roman

Sonntag, 25. Februar 2024 | 23:04 Uhr

Von: apa

Die Liste der Schauspieler, Kabarettisten und -innen, die unter die Buchautoren gegangen sind, ist nun um einen Namen reicher: Robert Palfrader hat erstmals ein Buch veröffentlicht, jedoch weder einen mehr oder weniger amüsanten Krimi noch einen Ratgeber noch ein seinem Bühnengenre entsprechendes Werk. Nein, ein Roman über die Geschichte seiner ladinischen Vorfahren ist es geworden – er trägt den Titel “Ein paar Leben später”.

Worauf der Neo-Autor Wert legt: Man möge bitte nicht alles, was auf diesen 160 Seiten geschrieben steht, für bare Münze (von welchen übrigens einige im eigentlichen Wortsinn in der Erzählung vorkommen) nehmen. Anhand von Eckdaten eines Familien-chronikalen “Gerüsts” hat Palfrader seinen Ahnen ab der Urgroßeltern-Generation manch Episode auf den Leib geschrieben. Was von den Schilderungen stimmt und was seiner Fantasie entspricht, das überlässt der vor allem als Fernseh-“Kaiser Robert Heinrich I.” bekannt gewordene Entertainer seinen Leserinnen und Lesern. Wobei er die Faustregel ausgibt: Je absurder etwas klingt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich ereignet hat.

So sollen manche seiner Vorfahren – der Einstieg in die Geschichte erfolgt mit Palfraders im späten 19. Jahrhundert geborenen Urgroßeltern – auf dubiose oder zumindest auf Zufälle basierende Art und Weise zu beachtlichem Wohlstand gekommen sein, einen anderen verschlug es zwischenzeitlich nach Argentinien, und so manches Mitglied der Großfamilie ereilte ein früher Tod. Eine Mutter, die die Geburt eines ihrer Kinder nicht überlebte, war damals ebenso keine Seltenheit wie der letale Verlauf einer Lungenentzündung. Oder aber ein Mann wurde von seinem Pferd zu Tode getreten, während ein anderer auf dem nächtlichen Heimweg in eine Jauchegrube fiel und ertrank.

Was allen Protagonisten gemeinsam ist, ist neben einem tiefen katholischen Glauben ihr Aufwachsen in einem landwirtschaftlichen Umfeld in St. Vigil im ladinischen Gebiet Südtirols, wo die Minderheit der Rätoromanen lebte. Über die – vor allem soziale, aber auch sprachliche – Außenseiterrolle dieser Volksgruppe informiert Palfrader zunächst mittels eines historischen Abrisses im Vorwort. Was ebenfalls auffällt, ist, dass in dieser Zeit bei der Auswahl des Ehepartners oder der Ehepartnerin oft weniger auf das Äußere oder die inneren Werte geachtet wurde, sondern auf die Möglichkeit, sich Besitz zu erheiraten. Denn wenn etwa der erstgeborene Sohn den Hof erbt, sind alle jüngeren Geschwister keine “gute Partie” mehr.

Dem Neo-Autor, der bei der Niederschrift ein von Bühne und TV bekanntes Agieren als “Pointenschleuder” vermeiden wollte, gelang es durchaus, den der Erzählung angemessenen sprachlichen Ton zu treffen. In feinem österreichischen Deutsch schildert er die teils wahren, teils erdachten Begebenheiten in einem amikalen bis persönlichen Erzählstil – so heißt es etwa durchgehend “der Franz” oder “die Maria” und nicht einfach Franz oder Maria. Und dann bedient er sich recht häufig einer Formulierung auf der Basis von “die einen sagten so, die anderen so” – wobei manchmal die einen das genau Gegenteil behaupteten als die anderen, manchmal aber alle das Gleiche sagten, nur in anderen Nuancen.

Der Autor selbst gelangt erst ganz am Ende des Buchs als “der Enkel” zu einer Erwähnung, der Erzählstrang endet in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als Palfraders Großeltern in die damalige “Ostmark” übersiedelten, um in Spitz an der Donau das “Hotel Mieslingtal” zu übernehmen, welches übrigens später zum “Hotel Mariandl” werden sollte.

(S E R V I C E – Robert Palfrader: “Ein paar Leben später”, Ueberreuter Verlag, 160 Seiten, 22 Euro – Buchpräsentation am Montag,19 Uhr, Thalia W3, 1030 Wien)