Von: APA/dpa
Das hat sonst noch keiner geschafft: Zweimal hat er ihn selbst gewonnen, ein weiteres Mal war er als Songwriter für Irland beim Eurovision Song Contest an der Spitze. Und kürzlich ist Johnny Logan in Malmö als Pausenact bei einem der Halbfinale des ESC dabei gewesen. Kurz nach dem Finale des heurigen Bewerbs im schwedischen Malmö, am 13. Mai, wird der irisch-australische Schmusesänger nun 70 Jahre alt.
Als er in einem Interview von RTÉ-Radio-Moderator Joe Duffy gefragt wurde, was er denn an der Himmelspforte sagen würde, schmunzelte Johnny Logan und sagte: “Ich habe mein Bestes gegeben, aber es oft vergeigt. Kann ich jetzt bitte meine Eltern sehen?” Doch tatsächlich denkt der Sänger und Komponist noch lange nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen oder sich gar ins Jenseits zu verabschieden – ganz im Gegenteil. Er ist aktuell auf Tour, die ihn neben zahlreichen anderen Stationen in Europa auch zu Liveauftritten nach Österreich führt. Am 26. Mai ist Logan beim Donauinsel Openair zu hören, am 2. und 5. Oktober in der Kirchberg Arena in Tirol und am 14. Dezember im Portofino Wien.
Gewonnen hat Logan den ESC 1980 mit dem von Shay Healy komponierten Song “What’s Another Year” und ein weiteres Mal im Jahr 1987 mit “Hold Me Now”. Das muss ein besonders emotionaler Moment für den Iren gewesen sein, denn Logan trat mit dieser Ballade an, obwohl seine Ehe nur wenige Tage zuvor zerbrochen war: Das Lied hatte er eigentlich für seine Frau geschrieben. Der von Linda Martin gesungene Gewinner-Song “Why Me?” von 1992 stammte auch aus Johnny Logans Feder. Damit hat er zu fast der Hälfte der Siege für Irland beigetragen, das den Eurovision Song Contest bisher sieben Mal für sich entschied – das gelang sonst nur Schweden. Irland bekam 1970, 1980, 1987, 1992, 1993, 1994 und 1996 jeweils die meisten Punkte.
Obwohl er im australischen Melbourne zur Welt gekommen ist, ist Seán Patrick Michael Sherrard O’Hagan, wie Johnny Logan richtig heißt, als Schlagerstar aus Irland bekannt. Zu seinem Künstlernamen hatte ihm zu Beginn seiner Karriere ein Manager in Italien geraten. Lange unterschied Logan deutlich zwischen Seán und Johnny – der eine sei “Ehemann und Vater, der andere ein Entertainer, der den Eurovision Song Contest erobert”, erzählt er in dem Interview mit Joe Duffy. Erst nach dem Tod seiner Mutter konnte er die beiden Persönlichkeiten unter einen Hut bringen. Auf der Bühne bei einem Konzert in Schweden beschloss er spontan, aus dem Herzen über den Verlust zu sprechen – plötzlich teilte “Johnny Logan das Rampenlicht mit Seán Sherrard”. Und da fiel ihm auf: “Die Leute mochten Seán viel mehr als das Image eines Popstars”, sagt er. “In dieser Zeit wurde ich zu mir selbst.” Logan lebt teils in Ashbourne, eine halbe Stunde nördlich von Dublin, und teils in München, zusammen mit seiner Lebensgefährtin und Managerin Tanja Surmann.
Bereits im Alter von drei Jahren kam der Musiker mit seinen Geschwistern Michael, Eamon und Fiona nach Irland, als die Eltern in ihre Heimat zurückkehren wollten. Mit seinem Vater, dem damals auf der Grünen Insel und in Down Under bekannten Tenor, Patrick O”Hagan, ging Logan bereits als Zwölfjähriger auf Tournee durch Australien und Neuseeland. Der Vater bestärkte seinen Sohn sehr darin, Musiker zu werden. Für Johnny Logan war es logisch, als Teenager Gitarre spielen zu lernen und erste Songs zu schreiben. Nach einem kurzen Umweg über eine Elektrikerlehre nach der Schule begann er, in Pubs und Clubs selbst als Sänger aufzutreten.
Johnny Logan, das steht für 16 Alben – darunter einige Nummer-1-Platzierungen in Skandinavien. Aber auch zehn Compilations, gemeinsame Aufnahmen mit Andrea Berg, einen Titelsong für die deutsche Serie “Blaues Blut”, eine Countryversion des Songs “Miss You Nights” mit der Band von Elvis Presley und Auftritte in der Rockoper “Excalibur” umfassen sein Werk.
Seit vielen Jahren trinkt der Ire keinen Alkohol mehr, lebt abstinent, nachdem er seinen Kummer in früheren Zeiten im Alkohol ertränkt hatte. Johnny Logan weiß, dass er viel ausprobiert hat in seinem Leben – auch musikalisch. Oft habe er seinen Stil gewechselt, was “nicht nur mich selber, sondern auch mein Publikum verwirrt hat”. Manchmal habe es sich früher so angefühlt, als “hätte ich keine richtige musikalische Identität. Abgesehen von meinen Eurovision-Songs”. Mittlerweile sei er wieder mehr bei sich angekommen, sagt er.