Von: apa
Der legendäre Bassist Dusty Hill ist (seit 2021) tot – aber ZZ Top lebt. Die “Little ol’ Band from Texas” gastierte Mittwochabend mit Hills Nachfolger, seinem ehemaligen Gitarrentechniker Elwood Francis, in der Open Air-Arena der Burg Clam in OÖ. Fazit: Alles beim – guten – Alten. Texas-Bluesrock mit höchstem Wiedererkennungswert, bester Routine und genau dem richtigen Quäntchen Augenzwinkern von Mastermind Billy F. Gibbons an Gitarre und Vocals.
ZZ Top waren immer schon ein Phänomen: Drei Mann produzieren live einen wuchtigen und fetzigen Sound und hauen einen Südstaaten-Hit nach dem anderen raus. Zur “Zeremonie” auf der Bühne gehören “spontane” Synchronschritte der Gitarristen ebenso wie weiße Fell-Gitarren – und vor allem die prägnanten Rauschebärte; außer beim Schlagzeuger, der – Treppenwitz der Rock-Geschichte – Frank Beard heißt. Und vor allem: ZZ Top haben neben einer ganzen Reihe legendärer Bluesrock-Hits den legendärsten aller geschrieben: “La Grange”.
Innovationen und Experimente der “neuen” ZZ Top durfte man für die laufende “Elevation”-Tour also eher nicht erwarten bzw. befürchten – und so besteht die Setlist aus 14 Songs, die wirklich jeder Fan kennt und liebt, von “Gimme All Your Lovin'” über “Pearle Necklace” bis hin zu “Sharp Dressed Man” und “Legs” usw. usf; zudem zwei sehr gut eingebaute Cover-Versionen von Alt-Hadern: “I Thank You” von Sam & Dave und MerleTravis’ “Sixteen Tons”. Und zur Freude des zahlreich erschienenen Publikums klingt das alles so frisch, dass niemand Unkundiger darauf kommen könnte, wie viele tausend Male das Trio damit bereits Begeisterung ausgelöst hat.
Elwood Francis verwaltet das “Erbe” von Dusty Hill mit allergrößtem Respekt – auf der Hinterseite seines Basses hat er sogar ein Foto von Dusty. An der Bartlänge muss er allerdings noch ein bisschen arbeiten – aber das ist ja nur einer Frage der Zeit. Und sein erster Auftritt auf Burg Clam war durchaus spektakulär: Er spielte beim Opener “Under Pressure” eine knallgelbe 17-saitige (!) Bassgitarre.
Faszinierend wie immer das lässige Gitarrenspiel von Billy F. Gibbons, die scheinbare Leichtigkeit, mit der er seinen Instrumenten die fetzigsten bis “dreckigsten” Sounds entlocken kann. Einziger Wermutstropfen: ZZ Top-Konzerte sind traditionell eher kurz – auf Burg Clam war nach 75 begeisternden Minuten leider auch schon gnadenlos Schluss, natürlich mit “La Grange”.
(Von Werner Müllner/APA)