Von: mk
Flensburg – Die Südtiroler Band Frei.Wild gilt in Deutschland noch immer als umstritten. Dies zeigt sich unter anderem in Flensburg. Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) hat sich für eine Absage des Konzerts am 20. April stark gemacht. Im Rahmen der Online-Petition „Kein Hafen für Nationalismus“ wurden gut 1.200 Unterschriften gesammelt. Frei.Wild will unterdessen weiterhin auftreten.
Mit „großem Unverständnis“ hätten die Gruppe, die weiterhin davon ausgehe, zu spielen, und Tour-Veranstalter Global Concerts Touring auf die Vertragsaufkündigung durch Förde Show Concept, Betreiber der Flens-Arena, reagiert, erklärte Frei.Wilds PR-Agentur KGB.
Trotz öffentlicher Distanzierungen von rechtsextremem Gedankengut ist das Verhältnis in Deutschland zur Brixner Band immer noch zwiespältig. Einerseits füllt die Musikgruppe ganze Konzerthallen, andererseits wird sie immer wieder ins rechte Eck gedrängt. Grund dafür mögen ein gewisser Pathos in den Texten, das Beschwören der eigenen Heimat und nicht zuletzt die Vergangenheit von Frontmann Philipp Burger in der Neonazi-Szene sein.
Dass Burger den Ausstieg längst geschafft hat, scheint auf einem anderen Blatt zu stehen. Er steht zu seinen Jugendsünden, doch er hat sie auch hinter sich gelassen, wie er immer wieder versichert. Politisch ordnete der deutsche Aktivist und Autor Klaus Farin Frei.Wild als Südtirols konservative Antifaschisten ein. Farin hatte nicht nur die vier Musiker zwei Jahre lang immer wieder getroffen, sondern auch mehr als 4.000 Fans der Band befragt, mit Historikern und Musikwissenschaftlern, 59 weiteren Deutschrock-Bands, anderen Künstlern sowie Frei.Wild-Kritikern gesprochen.
Die Kritiker gibt es natürlich immer noch. Dass Frei.Wild polarisiert, darüber war sich auch Klaus Farin im Klaren. In der aktuellen Diskussion wurde unter anderem auch bemängelt, dass das Konzert in Flensburg „ausgerechnet an dem 130. Geburtstag Hitlers in Flensburg stattfinden soll“.
Bandleader Philipp Burger ärgerte sich indes über den „vorauseilenden Gehorsam gegenüber der Politik und Beschneidung der Kunstfreiheit“. Der Protest in Flensburg sei „der einzige dieser Art während der Tournee 2019“.
Auch Lange wurde von Burger scharf kritisiert: „Es darf aber nicht sein, dass eine Oberbürgermeisterin beeinflussen kann, wie Kunst und Kultur in einer Stadt gestaltet wird, was verboten und erlaubt wird.“
Die Stadt Flensburg, die neben dem Kreis Schleswig-Flensburg und der Provinzial-Versicherung Eigentümer der Flens-Arena ist, teilt gegenüber den Kieler Nachrichten mit, dass es eine Absage-Empfehlung an Förde Show Concept ihrerseits nicht gegeben habe. Deren Geschäftsführer Peter Thomsen wollte am Dienstag noch keine Stellungnahme abgeben.