Band ist nicht "unhappy" über NYT-Artikel

“Frei.Wild kann auch in den USA funktionieren”

Donnerstag, 02. August 2018 | 14:15 Uhr

Von: luk

Brixen/New York – Ein Artikel über die aus Südtirol stammende Deutschrock-Band Frei.Wild ist – wie gestern bereits berichtet – in der New York Times erschienen. Südtirol News hat Bandleader Philipp Burger zu dem durchaus auch kritischen Artikel einige Fragen gestellt. Dabei kam heraus, dass die Band weitere US-Abenteuer auf sich zukommen lassen möchte. Außerdem glaubt er, dass Frei.Wild auch in den USA funktionieren kann.

 

Die New York Times hat über Frei.Wild einen ausführlichen Artikel geschrieben. Wusstet ihr im Vorfeld etwas davon?

Ja, wir hatten wenige Tage vor dem Alpen Flair über unsere Pressestelle in Deutschland eine Anfrage dazu erhalten. Anfangs dachten wir, unsere liebe Pressetante hätte sich verschrieben, die New York Times will uns interviewen? Da musste ein Fehler passiert sein, meinte sie wirklich diese unglaublich bekannte Zeitung aus den USA oder doch nur eine kleine Zeitung mit demselben Kürzel? Und siehe da, sie hatte recht behalten. Pünktlich zum abgemachten Termin kamen drei Damen und Herren und saßen auch schon in unserer Garderobe in Natz.

 

Der Artikel ist sehr ausführlich, behandelt aber zu einem Großteil Vorwürfe eurer Kritiker: Bist du zufrieden mit dem Artikel oder wurde die Band wieder zu sehr ins rechte Eck gedrängt?

Das Schöne ist, dass wir mittlerweile wirklich nicht mehr aus allen Wolken fallen, wenn solche Zeilen wie „Kritiker behaupten“ geschrieben werden. Diese sind dann fast immer von derselben journalistischen Couleur. Im Grunde ist es bei uns allen so – mittlerweile ja sogar bei unserem Manager und all den Crewmitgliedern -, dass wir schlechte Artikel über uns zwar wahr- und ernst nehmen, sie uns aber nicht selten direkt und ohne Diskussion am A…. vorbei gehen. Was diesen Artikel betrifft, sind wir aber gar nicht mal so unhappy. Zwar kommen im Verhältnis die Äußerungen jener, die Frei.Wild kritisieren, vier- bis fünfmal mehr vor als jene von Frei.Wild-„Gutfindern“. Der Journalist hat die Note der eigenen Meinung aber sehr professionell umgesetzt, nämlich gar nicht. Journalisten haben unserer Meinung nach den Auftrag, unparteiisch zu sein, und das kommt bis auf die Unausgewogenheit der genannten Stimmen doch sehr gut zum Tragen. Von dem her, alles gut, viele Medienvertreter in Deutschland könnten sich eine Scheibe davon abschneiden. Die eigene Meinung zählt dort manchmal mehr als die Fakten, die Statements und weitere der Wahrheitsfindung dienliche Inhalte.

 

Auch der Spiegel-Artikel, in dem ihr als Party-Band für die AFD bezeichnet werdet, greift die NYT auf: Was sagt ihr zu Fans, die die AFD gut finden?

Was sagen wir zu denen? Nichts, wie auch? Wir haben bis heute mit keinem einzigen Fan auch nur annähernd über deren oder dessen Wahlverhalten gesprochen. Es geht uns ehrlich gesagt auch nichts an – oder anders: Wir haben auch kein Recht dazu. Schließlich leben wir zum Glück in einer Demokratie und sind eine Rockband und eben nicht die ARD oder irgendein ein Umfrageinstitut. Dass wir unsere klaren Haltungen und Meiningen für Bedachtheit und gesunden Menschen- und Hausverstand in wirklich vielen unserer Lieder und Statements verarbeiten, ist mehr, als wir machen können und vor allem auch dürfen. Wir sind schließlich Musiker und keine Politiker. Wir sind auch selbst in keiner Partei. Was wir aber wirklich denken, ist, dass es sie überall gibt, diese unterirdisch schlechten und leider – nicht anders erklärbar – auch geistig minderbemittelten Politiker. Ganz klar, Letztgenannte gibt es überall, in der CDU, jetzt auch ganz links bis zur rechten Flanke der AFD. Aber nochmal, unsere Fans sind, was vielleicht viele nicht wahrhaben wollen, weit weniger politisch, als von einigen Kritikern einfach ganz salopp und ohne fundiertes Wissen behauptet wird. Eine Studie von Klaus Farin z.B. hat sich da mehr Mühe gemacht. Sie belegt anhand von Tausenden Befragten in unserer Fanbase, dass es unseren Hörern mit riesigem Abstand vordergründig NUR um die Musik, die Stimmung, das Gefühl, Teil dieser Familie zu sein, eben um die Band Frei.Wild und deren Lieder von Spaß, Freude und Hoffnung geht, und nicht um Themen wie Politik u. ä.

 

Glaubt ihr, dass eure Musik auch in den USA gut ankommen würde?

Wir glauben ja. Warum? Keine Ahnung, weil wir sie gut finden – und das, obwohl Deutsch sicher ein kleiner Bremser sein könnte. Es gibt immer mehr Käufer in Ländern, die unsere Texte nicht wirklich leicht verstehen dürften. Ich meine, wie viele Leute in Südtirol verstehen schon alle Texte der Lieder, die unsere Radiolandschaft überfluten. Musik besteht nicht nur aus Textinhalten, sie besteht aus Melodien, enorm aus Rhythmus, aus Klangfarbe und Emotion. Und deshalb nochmal: Wir glauben, Frei.Wikd könnte auch in den USA funktionieren. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Das schönste Gefühl an dieser Band ist aber eh schon erreicht, das Gefühl mehr aus uns raus geholt zu haben, als wir uns je erträumt haben. Von dem her, lassen wir alles einfach ohne großen Druck geschehen, die Zeit wird zeigen, was kommt.

 

Ihr habt kürzlich ein Projekt mit OCC (Orange County Choppers) in den USA gemacht: Stehen weitere USA-Abenteuer auf dem Wunschzettel?

Auf jeden Fall: Neue Länder, neue Menschen und Erlebnisse sind alles Dinge, die das Leben noch schöner machen.

Bezirk: Eisacktal

Mehr zu diesem Thema
"So wichtig sind wir also"
Portrait von Frei.Wild in der New York Times
01. August 2018 | 19:44