Von: mk
Berlin/Brixen – Die Brixner Band „Frei.Wild“ veröffentlicht heute zum Tag der Deutschen Einheit gleich zwei Videos zu ihrem Song „Verbotene Liebe, Verbotener Kuss“. Der Tag der Veröffentlichung wurde bewusst gewählt, heißt es in einem Statement der Band.
Im Song geht es um Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Rassismus, Hass auf andere Religionen und Hass gegen Menschen mit anderer Sexualität- und wie sie durch Liebe überwunden werden. Neben einer offiziellen Berlin-Version gibt es auch ein Israel-Edit des Videos.
Hier folgt das offizielle Statement der Band in voller Länge:
ISRAEL, BERLIN, WELT!
Wofür sollten wir Menschen stehen? Wofür steht Menschlichkeit? Wofür stehen Worte wie Nächstenliebe, Mitgefühl, Respekt und Akzeptanz? Wofür stehen Liebe und Zuneigung, wofür all unsere Bedürfnisse und Befindlichkeiten? Sie stehen für das Gute, zumindest sollten sie das.
In Zeiten wie diesen und vor allem heute am Tag der Deutschen Einheit möchten wir genau da reingrätschen, wo viele dieser Gefühle nicht mehr als inhaltsleere Hülsen darstellen dürfen. Hülsen, die leider auch mehr und mehr dazu dienen, sich erneut über die Achse der eigenen „Übermenschlichkeit“ über seinen Nächsten zu stellen. Ohne Frage, wir erfahren gerade einen Wandel – einen Wandel, der weit über unsere eigenen Wünsche, Haltungen, Sorgen und Ängste hinausgeht. Auch wir haben unsere Meinung und die kennt ihr, plumpes Schwarz-Weiß-Denken gibt es nicht. Menschen sind nun mal Individuen mit eigenen Tagebüchern und eigenen Gefühlen, Schwächen und Stärken, auch wenn wir durch diese einfachere und leider auch verbreitete Art des Denkens weitaus weniger Gegenwind erfahren würden.
Ist aber nicht unsere Art.2018. Wir erfahren so ziemlich alles, was an Spaltung, an Scheinheiligkeit, auch Verantwortungslosigkeit möglich ist. Wir erfahren Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Ausgrenzung, wir erfahren Rassismus gegen schwarz, gegen gelb, gegen rot und gegen weiß, ja, wir erfahren Rassismus in seiner brutalsten Form. Wir spüren Hass auf andere Religionen, Hass gegen Menschen mit anderer Sexualität, es gibt Zwänge, Zorn, Gewalt, Trennung und Wut soweit das Auge reicht. Und das alles gibt es gegen so ziemlich jeden, der nicht ins eigene, dann leider meistens einzig richtige Weltbild passt. Wir sehen sich fast zerfleischende Politiker und Akteure, wir lesen von Anschlägen/ Überfällen gegen Christen, Juden, gegen Muslime. Noch nie war diese Welt und auch die Menschen mit ihren millionenfachen Eigenheiten so gespalten wie in diesen Zeiten. Auch von echter „Deutscher Einheit“ kann in diesen Tagen nicht gesprochen werden. Von echter und gerechter Einheit des Europäischen Gedankens schon mal gar nicht. Aus welchen tausendfachen Gründen auch immer.
…und dennoch, es gibt sie noch. Und es gibt sie trotz aller Widrigkeiten. Diese ganz große, diese eine über allem stehende Sache und stärkste Macht der Welt selbst, die diese unbrechbare Brandung darstellt, wo meterhohe Mauern an Barrieren, an Vorurteilen, an Stacheldrähten, an unmenschlichem Verhalten gegen schlagen.
Wir schrieben einen Song und haben uns für die Videos (weil zwei Versionen) dazu nach Berlin und Israel aufgemacht. Es war nicht schwer, dort Menschen zu finden, die für genau diese „Verbotene Liebe“ kämpfen und das Tag für Tag. Wir haben insbesondere in Israel Welten aufeinander prallen gesehen, haben gesehen wie verzwickt die Situation dort ist, haben – allein schon durch die Bekanntmache der Dreharbeiten dort – auch in Deutschland schnell von Antisemitismus und Israel-Hass gelesen.
Jawohl, die Welt brennt und wir alle können zumindest unseren Teil dazu tun, etwas mehr Toleranz an den Tag zu legen ohne gleich ins andere Extrem zu verfallen. Die Stimme der Vernunft und des Herzens spricht schon zu uns, habt also keine Angst davor.
Abschließend erklären Frei.Wild, die Welt mit diesen beiden Videos sicher nicht gerettet. “Aber wir sind uns sicher, zumindest kleine Steine des Denkanstoßes loszutreten”, betont die Gruppe. Damit werden die Jungs wohl recht behalten.