Simon Schwarz (l.) und Manuel Rubey servieren lustige Leckerbissen

Gelungene Eröffnung: “Das Restaurant” von Rubey und Schwarz

Donnerstag, 11. Januar 2024 | 10:01 Uhr

Von: apa

Wenn erfolgsverwöhnte Schauspieler scheitern, ist Lachen eigentlich nicht die feine Art. Manuel Rubey und Simon Schwarz legen es aber genau darauf an. Die heimischen Film- und TV-Stars versuchen sich in ihrem ersten gemeinsamen Kabarettprogramm “Das Restaurant” nämlich in der Gastronomie. Sie eröffnen ein Nobellokal in der Provinz – und bleiben am Ende auf einem Schuldenberg sitzen. Das Premierenpublikum im Wiener Stadtsaal amüsierte sich – nun ja – köstlich.

Im Bühnenstück muss das Duo Kabarett spielen, um die in den Sand gesetzten 400.000 Euro irgendwie wieder hereinzubekommen. In der Realität geht die Entstehungsgeschichte des Abends etwas anders: Rubey, der bereits Kleinkunsterfahrung gemacht hat – etwa mit Thomas Stipsits als Wuchtel-Partner (“Triest”) oder als Solist (“Goldfisch”) – schlug seinem langjährigen engen Freund vor gut zwei Jahren bei einem Spaziergang vor, doch einmal gemeinsame Kabarettsache zu machen. Schwarz willigte ein, aber nur unter der Bedingung, dass der andere mit ihm einen Podcast machen würde. Gesagt, getan. Den Podcast “Schwarz & Rubey” gibt es seit Juni 2023, jeden zweiten Donnerstag kommt eine neue Ausgabe dazu. Mit “Das Restaurant” ist der Deal nun perfekt.

Das Programm setzt am Ende ein – und es ist kein Happy End. Denn das Restaurant mit dem schlichten Namen “Das Restaurant” liegt in Schutt und Asche. In rund zwei Stunden inklusive Pause wird nun aufgerollt, wie es dazu gekommen ist. Schon am Beginn steht das Gastro-Vorhaben der Publikumslieblinge unter keinem guten Stern. Rubey und Schwarz kaufen nicht nur um teures Geld eine von Schimmel und Asbest zerfressene Bruchbude im Nirgendwo, sondern werden auch vom angeheuerten Sternekoch im Stich gelassen. Eine Klimakleberin als Praktikantin soll es richten. Alles scheint zum Scheitern verurteilt. Doch dank der halluzinogenen Wirkung des Aztekensalbeis, den die Herren bald über jedes Gericht streuen, kommen die betuchten Gäste dann doch in Scharen. Die Hütte brummt, man ist auf Monate ausreserviert. Sogar Oscar-Preisträger Christoph “Grizzly Stofferl Si Dablju” Waltz schaut vorbei. Der Erfolg scheint sicher, bis das Lokal eines Tage plötzlich “warm abgetragen” wird.

Rubey und Schwarz legen den Abend weniger als klassisches Kabarettprogramm, sondern eher als szenische Theaterkrimikomödie mit Stand-up-Elementen an, die bis auf Lichtstimmungen und Nebelmaschine ohne Bühnenbild und Requisiten auskommt. Die zusammen mit den “Tagespresse”-Mitgliedern Jürgen Marschal und Sebastian Huber ausbaldowerte szenische Rahmenhandlung ist nahe am Grotesken, funktioniert insofern aber wunderbar, als sie viel Raum lässt für die spürbare Spielfreude der Partner. Sie schlüpfen in die Rolle zweier nervtötend gut gelaunter Radiomoderatoren, geben abwechselnd die herrlich derbe (“Gusch, Rubinger!”) wie – in Bezug auf Schwarz – geradezu erotomanische Dorfpolizistin Gerda Messner, die in Rubey den Feuerteufel vermutet, oder künden als kärntnerisch sprechendes Nazi-Eichhörnchen von einer alles andere als rosigen (politischen) Zukunft. Durch den Kakao wird vieles gezogen: die Provinz – zugegeben etwas abgedroschen: 70 Einwohner, Raika-Friedhof, Christina-Stürmer-Museum -, die Luxuskulinarik, die selbst um ein 0815-Supermarkt-Salz ein bedeutungsschwangeres Brimborium zu drechseln weiß, und natürlich die Schauspielzunft samt ihrer Mechanismen und Eitelkeiten.

Überhaupt lebt der Abend über weite Strecken von der gnadenlosen Selbstironie der beiden Herren. Rubey und Schwarz spielen nämlich hauptsächlich sich selbst bzw. – so zumindest die Vermutung – überzeichnete Versionen davon: der eine ein Praktiker (“Tschaka Tschaka”) mit Angstneurosen, der es im “Woman”-Ranking schon einmal auf Platz 13 der “Sexiest Men of Vienna” geschafft hat; der andere ein rothaariger “Ginger Pinscher” mit ADHS-bedingtem Hang zum Chaotentum. Dabei durchbrechen sie immer wieder die vierte Wand, interagieren mit dem Publikum und geben schonungslose Einblicke in vermeintlich sehr Privates unter der Gürtellinie – Stichwort: spontane Analthrombose. Und seinen Podcast schafft das Zweigespann dann auch noch in das Stück einzuflechten.

Auch wenn in “Das Restaurant” für Rubey und Schwarz alles schief läuft: Im echten (Berufs-)Leben sind die Neo-Bühnenpartner im Höhenflug und quasi ausreserviert. Bis in den Sommer gibt es im ganzen Land kaum noch Karten für die zahlreichen Vorstellungen.