Hansi Hinterseer blickt dem runden Geburtstag mit Frohmut entgegen

Hansi Hinterseer: “Ich bin von Beruf Hansi”

Sonntag, 28. Januar 2024 | 11:00 Uhr

Von: apa

Da wo er war, war meistens oben. “Hansi der Nation”. Ein lebenslanges “Glückswedeln”. An Torstangen vorbei, vor Kameras, Mikrofonen, auf Bühnen. Im APA-Interview im Vorfeld seines 70. Geburtstages zeigt sich Hansi Hinterseer heiter-gelassen, was Karriere und Privatleben betrifft: “Ich bin ein glücklicher Mensch.” Aber auch kritisch, nachdenklich und verletzbar, wenn es um die Beziehung zu “seinem” Kitzbühel geht: “Daheim giltst halt nix.” Kitz habe für ihn an Charme verloren.

Ein Bistro & Restaurant am Fuße der Hahnenkammbahn. Er, den jeder kennt, kommt herein, flottesten Schrittes, die stetige Leichtigkeit mit im Gepäck. Es ist eines seiner Lieblingslokale in seiner Gamsstadt. Hier spielt er des Öfteren Karten und ist dabei “der Hansi”, der er immer ist. Unverstellt, als “Otto Normalverbraucher” und Star. Er eilt von Termin zu Termin – im Vorfeld des 70ers am 2. Februar. Die Doku “Willkommen in meinem Leben” (2. Februar, 21.15 Uhr auf ServusTV) wartet – und vor allem auch das am selben Tag erscheinende, neue Album “Schön, dass es dich gibt”. Schon kann’s los gehen mit dem Interview im – bei Hansi kann es nicht anders sein – “Du-Modus”.

APA: Hansi, es wird momentan bei dir viel zurückgeblickt in der Öffentlichkeit. Anlässlich deiner bisherigen, runden Geburtstage hast du erklärt, es handle sich um einen Tag wie jeder andere. Hat sich an dieser Einstellung angesichts des nahenden 70ers was geändert?

Hansi Hinterseer: Nein, es ist genauso wie immer. Für mich ist jeder Tag ein Geburtstag und jeder Tag gleich. Ich versuche das Beste daraus zu machen, zu leben, zu genießen. Natürlich erinnert man sich auch gerne zurück. An wunderschöne, tolle Jahre. Gott sei Dank. Sonst wären es ja verlorene Jahre gewesen.

APA: Du blickst zurück auf eine erfolgreiche Sportkarriere und eine noch erfolgreichere, bereits 30 Jahre währende, Musikkarriere. Hinzukommt eine Fernseh- und Schauspiellaufbahn. Da, wo du jetzt bist: Hättest du dir das jemals vorstellen können, hast du das angestrebt, gab es einen Plan A fürs Leben?

Hinterseer: Absolut nicht. Auch das Skifahren hat sich bei mir nicht so abgezeichnet wie man meint. Natürlich gab es Vorbilder, den Vater (Ernst Hinterseer, Anm.) oder Toni Sailer etwa. Es war nichts geplant, sondern es ist wirklich “passiert”. Und, das was ich gemacht habe, habe ich immer gerne gemacht. Habe meinem Bauchgefühl vertraut. Und wenn ich etwas gemacht habe, habe ich hundertprozentig an mich geglaubt. Dass ich es kann. Das ist im Leben so. Da geht’s uns allen gleich. Traust dich drüber. Wennst an dich glaubst, dann geht’s.

APA. Du hast deine Skikarriere im Weltcup bereits mit 24 Jahren, im Jahr 1978, beendet. Zu früh im Nachhinein? In der kommenden Doku sagst du, bei deinem Talent wäre noch viel mehr drin gewesen. Warum war nicht mehr drin? Mangelnde Konsequenz oder waren es die äußeren Umstände?

Hinterseer: Da ist damals viel zusammengekommen. Das war ähnlich wie beim Norweger Lucas Braathen jetzt. Mitunter passt es halt nicht mehr mit dem Trainer oder der sportlichen Führung. Als Sportler ist man jung, man geht gerne mit dem Kopf durch die Wand. Der Sport hat nicht mehr funktioniert, aufgrund der Dinge, die passiert sind. Man hat damals auch nie versucht, mit mir darüber zu reden. Ein sturer Hund bin ich sicher auch gewesen. Ich glaube, ich habe das Richtige gemacht. Ich bin dann nach Amerika gegangen – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für jeden jungen Menschen. Das war bärig. Ich war dort jahrelang erfolgreich auf der Ski-Profiserie unterwegs, wurde zweifacher Profiweltmeister.

APA: Du hast damals in den USA auch viele Prominente aus Film und Fernsehen kennengelernt. Hast du damals schon Lunte gerochen, was deine später Karriere betrifft?

Hinterseer: Solche Gedankengänge hat es bei mir nie gegeben, Ich habe immer das gelebt, was passiert ist. Ich hatte damals zwei Angebote aus Hollywood, in Filmen mitzuspielen. Aber es hat mich nicht gejuckt, es wäre zu weit weg gewesen. In die USA auf Urlaub zu fahren, gut und schön. Aber dauerhaft dort leben – das ist eine andere Sache. Da bin ich tausendmal lieber daheim. Ich bin dann wieder zurück und auch dann in kein Loch gefallen, sondern habe – was wenige wissen – Skicamps abgehalten, mir zu Hause ein Chalet-Haus gebaut und sogar in Japan meine eigene Skikollektion gehabt. Und vor allem beim ORF als Ski-Co-Kommentator angefangen – und das schließlich 26 Jahre lang gemacht.

APA: 1994 dann der Start deiner ganz großen, überraschenden Karriere als Sänger, die bis heute anhält. Zig Charterfolge, ausverkaufte Tourneen usw. Und alles begann mit einem privaten Geburtstagsständchen für deinen späteren Produzenten Jack White. Man hat das Gefühl, du musstest in diese Laufbahn quasi etwas hineingeschoben werden.

Hinterseer: Ich hab ja zunächst nur ein Liadl gehabt. Und dachte mir: Ok, dann hab ich auch eines, wie andere Sportler vor mir. Und fertig. Dann hatte ich einen Auftritt im Musikantenstadl bei Karl Moik. Das war die Initialzündung. Moik hat mir sehr geholfen. Ich war am richtigen Ort. Dann wollte man, dass ich auf Tournee gehe. Darauf ich: “Was soll ich da? Ich hab ja nur ein Liadl.” Dann ist der Jack immer wieder mit einem neuen Lied gekommen. Dann kam der Erfolg. Von Hitparade zu Hitparade. Ich bin nicht mehr ausgekommen. (lacht)

APA: Was hat “der Hansi”, was andere nicht haben? Die es nicht schaffen, eine solche Karriere hinzulegen.

Hinterseer: Das musst die Fans fragen. Ich kann es dir nicht beantworten.

APA: Du warst dann immer “breiter aufgestellt” mit Filmen, eigenen Fernsehsendungen.

Hinterseer. Das hat sich alles natürlich ergeben. Ich habe aber immer nur das gemacht, was zu mir passt. Wenn ich als Schauspieler einen Physikprofessor in Hamburg spielen müsste: Das bin ich nicht. Ich habe immer gesagt, ich spiel nicht den und den, ich bin der Hansi.

APA: “Von Beruf Hansi”?

Hinterseer: Von Beruf Hansi. So ist es.

APA: Du hast in elf Filmen die Hauptrolle gespielt, seit 2012 allerdings nicht mehr. Gibt’s Pläne? Und wie schaut’s wieder mit einer eigenen TV-Sendung aus, die du mehr als 20 Jahre lang hattest?

Hinterseer: Beim Film kommts darauf an, wer’s macht und auf die Rolle. Interesse hätte ich schon. Das Problem: Die Unterhaltungschefs meiner Zeit oder die davor gibts nicht mehr. Es ist alles schnelllebiger geworden. Was die Fernsehsendung betrifft: Die Finanzen des ORF sind ja derzeit nicht so rosig. Ich glaube, dass ein gewisses Publikum nach wie vor unterhalten werden möchte. Ich bin offen. Gott sei Dank muss ich nix machen. Aber wenn was Gescheites kommt – warum nicht.

APA. Du hattest jahrelang deine Fanwanderungen in Kitzbühel, mit Zigtausenden Fans aus aller Welt. Dazu die Konzerte im Tennisstadion, live im Fernsehen übertragen. Dann gab’s Konflikte. Berichte über angebliche Gagenforderungen für die Fanwanderung haben dich erzürnt. Wie ist deine Beziehung zum offiziellen Kitzbühel?

Hinterseer: Ich fühl mich sehr wohl daheim. Gewisse Leute muss ich nicht haben. Es hat sich viel getan in Kitzbühel: Es gibt viele gute, junge Leute, die was machen möchten, aber nicht herangelassen werden. Wenn ich mir anschaue, was alles gebaut wird: Es ist viel verloren gegangen vom Charme von Kitzbühel. Dieses Nette, Charmante, Unterlandlerische, auf die Menschen zuzugehen. Was die Fanwanderungen und Konzerte betrifft: Jeder hat davon profitiert, der ganze Bezirk war voll, es war friedlich, eine unheimliche Werbung. Hier war einer “von daheim”, der die Möglichkeit hat, unser Juwel positiv zu präsentieren. In Kitzbühel und auch im Land Tirol haben das einige nicht gesehen oder vielleicht nicht sehen wollen. Daheim giltst halt nix. Das findet man oft: Wenn ein Auswärtiger kommt, wird er hofiert.

APA: Bleibt eine dauerhafte Enttäuschung?

Hinterseer: Enttäuschung nicht, man versteht’s nur einfach nicht. Es ging ja um die gesamten Produktionskosten, die ich zu zahlen hatte. Ein enormer Aufwand, was da alles mit dranhing. Nicht um die Gage für den Hinterseer. So wurde es aber hingedreht. Reporter wurden hergeschickt, um die Fans zu fragen: “Was haltet’s ihr davon, dass der Hinterseer so viel Geld verlangt?”

APA: Bist du glücklich?

Hinterseer: Ich bin ein glücklicher Mensch. Ich habe eine tolle Familie, eine fantastische Frau, die Kinder haben gute Partner gefunden. Und ich habe ein paar wenige, wirklich gute Freunde.

APA: Ein Ende der Karriere ist nicht absehbar?

Hinterseer: Das denke ich nicht. Ich habe Freude, das zu machen. Ein paar Ideen hab ich schon noch. Jetzt kommt es drauf an, ob und wie wirs verwirklichen. Es wird was geben, aber das soll eine Überraschung sein. Ich bin jedenfalls unglaublich zufrieden. Und es ist nicht so, dass ich unbedingt diesen Erfolg haben muss. Das ist nicht mehr so wichtig.

APA: Worauf kommt es an im Leben?

Hinterseer: Wie man mit den Menschen umgeht. Respekt, Anstand. Fliegen kannst du nicht, niemand. Ein Getriebener war ich nie. Leben und leben lassen. Das habe ich immer getan. So leicht, aber für manche Leute so schwer.

(Das Gespräch führte Wolfgang Eder/APA)