Von: APA/dpa
Es ist ein geradezu visionäres Ende aus der goldenen Hollywood-Ära der 50er Jahre: “Nobody’s Perfect” lautet der Schlusssatz in Billy Wilders Komödie “Manche mögen’s heiß”. Mit diesen Worten reagiert Millionär Osgood Fielding (Joe E. Brown) auf die Enthüllung seiner verehrten Daphne, gespielt von Jack Lemmon, dass sie eigentlich ein Mann sei. Am 8. Februar jährt sich der 100. Geburtstag von Lemmon, der nicht zuletzt mit dieser Szene berühmt wurde.
In Frauenkleidern zum Ruhm
In der turbulenten Komödie mit dem Originaltitel “Some Like It Hot” spielt Lemmon, geboren in Newton (Massachusetts) bei Boston, an der Seite von Tony Curtis und Marilyn Monroe einen Mordzeugen, der mit einem Damenorchester vor den Verbrechern flieht und dafür in Frauenkleider schlüpft.
Das vieldeutige Grinsen seines Verehrers am Ende gibt zu verstehen, dass es diesem Mann egal ist, ob er es mit einer Frau oder einem anderen Körper zu tun hat (Nobody, oder eben no body – kein Körper – ist perfekt). Damals, und eigentlich noch immer, gewagt und hervorragend gespielt.
Mit Shirley MacLaine und Romy Schneider vor der Kamera
Lemmon hinterließ neben “Manche mögen’s heiß” eine Menge Klassiker. In der Liebeskomödie “Das Appartement” (1960) an der Seite von Shirley MacLaine war er als kleiner Angestellter “Bud” Baxter zu sehen, in “Das Mädchen Irma La Douce” (1963) als entlassener Pariser Polizist, der ein naives Straßenmädchen (ebenfalls Shirley MacLaine) zum Traualtar führt.
Billy Wilder – für Lemmon ein “Genie” – setzte seinen Star mit Vorliebe “als Pechvogel ein, der wider Willen komisch ist und dessen Unglück nur dadurch erträglich wird, dass er auch zum Unglück zu ungeschickt ist”.
Oft wurde geschrieben, Lemmon habe ein Allerweltsgesicht gehabt, doch gerade das wusste er so einzusetzen, dass man es nicht vergisst. In der Komödie “Leih mir deinen Mann” (1964) zum Beispiel glänzte er neben Romy Schneider in ihrer kurzen Hollywood-Versuchsphase.
Zweifacher Oscar-Preisträger
Zu Oscar-Ehren gelangte Lemmon nicht wegen seines komödiantischen Talents, sondern zweimal als Charakterdarsteller (1956 und 1974): einmal für John Fords patriotischen Film “Keine Zeit für Heldentum” und ein zweites Mal für John G. Avildsens Satire “Save the Tiger”.
Auch in anderen ernsthaften Filmen stellte Lemmon seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Bei der Berlinale 1996 wurde er für sein Lebenswerk geehrt und begegnete dort auch Georg Thomalla (1915-1999), der ihn fürs deutschsprachige Publikum meistens synchronisierte.
Bis zu seinem Tod war der zweifache Vater Lemmon fast 40 Jahre mit der Schauspielerin Felicia Farr verheiratet. In den 50er-Jahren war er auch eine kurze Ehe mit der Schauspielerin Cynthia Stone eingegangen.
Im Gedächtnis blieb er als feinsinniger Darsteller tragikomischer Durchschnittsexistenzen. “Ich bin gar kein so großer Schauspieler, aber ich hatte das Glück, mit den größten Leuten in Hollywood zu arbeiten”, sagte Lemmon einst bescheiden.
Kongenial mit Walter Matthau
Billy Wilder sorgte auch für den Glücksgriff in der Geschichte der Filmkomödie, Jack Lemmon und Walter Matthau zusammen vor die Kamera zu bringen.
Ab dem Film “Der Glückspilz” (1966) verband das kongeniale Komiker-Duo nicht nur eine enge Freundschaft, sondern auch der Erfolg sechs weiterer gemeinsamer Filme, darunter “Ein seltsames Paar” (Originaltitel: “The Odd Couple”), “Buddy Buddy” und “Ein verrücktes Paar” (“Grumpy Old Men”).
Zuletzt drehten die Zwei 1998 “Immer noch ein seltsames Paar” (“The Odd Couple II”). Matthau starb im Sommer 2000 im Alter von 79 Jahren, Lemmon ein Jahr später mit 76.
Beide sind in Los Angeles auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetery begraben. Auf dem Stein über Lemmons Grab steht wie in einem Filmvorspann “Jack Lemmon in”.
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