Elsa Steixner und ihre Bandkollegen setzen auf vielfältige Sounds

Jazzcombo Elsa lässt das Publikum “sich selber spüren”

Freitag, 25. April 2025 | 05:30 Uhr

Von: apa

Das neue Album der Wiener Formation Elsa ist ein Plädoyer dafür, ins kalte Wasser zu springen und sich seinen Ängsten zu stellen. Auf “Jump!” versammelt das Quartett zehn Stücke, die leichtfüßig zwischen anspruchsvollem Jazz und poppiger Note changieren, ohne sich wirklich festnageln zu lassen. “Wir alle sind ein bisschen allergisch darauf, uns selbst zu wiederholen”, schmunzelt Pianist Julian Bazzanella. “Manchmal vielleicht zu allergisch.”

Er bildet gemeinsam mit Sängerin und Namensgeberin Elsa Steixner, Schlagzeuger Daniel Louis sowie Bassist Jakob Lang die Gruppe, die vor zwei Jahren ihr Debüt “A Day On Solid Ground” vorgelegt hat. Was damals ein erster Fingerzeig war, hat sich mittlerweile stärker ausdifferenziert und gefestigt: Der mächtige Opener “What For” setzt auf einen starken Groove und sommerlichen Vibe, bevor ein langer, atmosphärischer Abschnitt in nachdenkliche Gefilde entführt. Das zarte “Marketplace” steigert sich in ein großes Finale, während “Sunshine At Goodbye” in den Jazzclub entführt und das abschließende “Inbetweenings” mit viel Drive besticht.

Offene Songs als Reiseführer

Stillsitzen ist jedenfalls nicht die Sache von Steixner und Co, dafür zeigt sich die Gruppe zu variantenreich und experimentierfreudig. “Schon beim Jammen entsteht bei uns immer eine Dynamik-Wanderung”, rekapituliert die Sängerin im APA-Gespräch. “Oft befinden wir uns in einem musikalischen Radl und bewegen uns nach oben, nach unten, einfach um die Extreme auszuprobieren.” Als bewusste Absage an das Strophe-Refrain-Schema sei das aber nicht zu werten. “Das ist nicht unsere Absicht. Ich liebe diese Strukturen. Es passiert uns einfach. Auch dieses Thema der Reise: Ein Song beginnt irgendwo und führt ganz woanders hin.” Das sei auch eine Frage des Storytellings.

In dieser Hinsicht gibt es auf “Jump!” jedenfalls reichlich zu entdecken. Vergänglichkeit wird ebenso thematisiert wie die Frage, was einmal von uns bleibt und wer sich um unsere Angelegenheiten kümmert. Ihr Umgang mit den Lyrics habe sich im Laufe der Zeit sicherlich verändert, nickt Steixner. Eine Zeile wie “Jump into the ocean of your fear” im Titelsong wäre früher vielleicht nur ein Platzhalter gewesen. “Ich fand so etwas total kitschig aus meinem Mund. Als Zuhörerin liebe ich es aber, wenn etwas geschmackvoll, aber direkt daherkommt. Also dachte ich mir: Ich trau’ mich das jetzt einfach! Von wegen Jump und so”, lacht sie. Dinge, die sie alleine schreibe, “sind meist sehr introspektiv”.

“Nicht jeder Text Tiefgründigkeit in Person”

Einen Gegenpol dazu stellen die im gemeinsamen Jammen entstehenden Stücke dar, wie etwa “What For”: “Es muss nicht jeder Text die Tiefgründigkeit in Person sein.” Für Steixner ist es mittlerweile durchaus okay, Stellen in den Texten zu haben, “die sich nicht sofort erklären. Vielleicht ist die Zeile einfach schön, da muss ich nicht genau wissen, was dahintersteckt”. Auf die Mischung komme es an, also jene Lieder, die eine Geschichte erzählen und die Hörerschaft an andere Orte führen, sowie Songs, die direkter und unmittelbar wirken. “Mir sind fast die Texte am liebsten, die einfach so rausgekommen sind”, schmunzelt sie. “Diese Texte flutschen einfach. Dann ist es auch okay einen zu haben, an dem man länger sitzt.”

Zusammengearbeitet haben Elsa für die neue Platte mit Produzent David Furrer. So sei ein anderer Klang, seien andere Rahmenbedingungen zustande gekommen. “Der Zugang war bewusster und klarer”, betont Bazzanella. “Dadurch gab es aber auch mehr Zeit zum Jammen und Ausprobieren. Im Gegensatz zum ersten Album, für das vieles sehr schnell passieren musste.” Grundsätzlich wolle man offen in den kreativen Prozess gehen. “An einem gewissen Punkt fragt man sich aber: Habe ich mich vielleicht doch von mir selbst entfernt? Das ist eine Gratwanderung”, so Steixner. “Man muss einfach darauf vertrauen, dass da irgendwas ist, das einen bei sich hält. Das, was ich mache, ist in dem Moment ein Teil von mir.”

Wenn das Konzert zum Glücksmoment wird

Alles andere als unwesentlich sind die Liveauftritte für Elsa. Gerade hier erfahre die Gruppe auch eine besondere Form der Belohnung. “Es ist nicht so zentral, dass die Leute geil finden, was du machst, sondern dass sie sich selber spüren und wie glücklich sie deswegen sind”, strahlt die Sängerin. “Da hat man wirklich das Gefühl: Ich habe im Leben eines Menschen, den ich nicht kenne, etwas bewirken können. Das ist unfassbar.” Heuer wird man noch oft Gelegenheit haben, sich von Elsa beglücken zu lassen. Die Albumpräsentation findet am 6. Mai im Wiener Porgy & Bess statt.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E – www.elsasteixner.com)

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen