Von: APA/dpa
Es ist noch keine zwei Jahre her, dass John Cale nach über zehn Jahren Pause sein hochgelobtes Album “Merci” veröffentlicht hat. Es hätte problemlos als Schlusspunkt einer beeindruckenden Musikerkarriere durchgehen können. Am Freitag kommt aber seine neue Platte mit dem verspielten Titel “POPtical Illusion” auf den Markt.
Die 13 Songs repräsentieren einmal mehr das Potpourri des Vorzeige-Avantgardisten, wobei es alles in allem weniger dystopisch anmutet, als die 17 Vorgänger-Alben. Doch ganz ohne Untergangsstimmung und Wut kommt auch dieses Werk nicht aus. Auf Gäste (wie bei “Merci” noch der Fall) hat der 82-jährige Musikpionier und Mitgründer von The Velvet Underground diesmal verzichtet. Seine lyrischen, lebensweisen und manchmal zornigen Texte hüllt er ganz allein in Klangteppiche von sphärischen Elektro-Beats, zarten Orgeln und einer Prise punkiger Gitarre.
Das Album startet mit dem atmosphärischen und dezent elegischen Song “God Made Me Do It (Don’t Ask Me Again)”, gefolgt von dem leichten und poppigen “Davies und Wales”. Bei “How We See the Light” – die erste Single des Albums – wird es versöhnlich, hoffnungsvoll, ja fast zärtlich. Bei “Shark-Shark”, der zweiten Single-Auskopplung, wird es punkig mit rohen Gitarrensounds und stampfenden, pochenden Beats, zu denen man Lust bekommt, sich zu bewegen. Eine schöne Reminiszenz an alte Zeiten, in denen er selbst Alben produzierte für Bands wie Squeeze, Siouxsie And The Banshees oder auch die erfolgreichen Debütalben von The Stooges (“The Stooges”, 1969) und Patti Smith (“Horses”, 1975), die als Klassiker gelten.
“Manchmal schreibt man einen Song einfach aus einer Laune heraus”, erklärte Cale selbst zu dem Song im Zuge der Veröffentlichung. “Wenn einem die reale Welt zu sehr zusetzt, lenkt man sich am besten mit etwas ab, das einem ein Grinsen ins Gesicht zaubert.” Das ist Cale mit diesem Stück bestens gelungen und macht “Shark-Shark” zu einem Highlight des Albums.
Der Waliser hat im Zuge seiner seit über sechs Jahrzehnten andauernden Karriere immer wieder betont, dass er keine Lust auf musikalischen Stillstand und Wiederholungen hat. “POPtical Illusion” ist zwar nicht Avantgarde, aber dennoch taugt das Album als (möglicher) Schlusspunkt eines reichen Musikerlebens.
(Von Antje Raupach/dpa)